96.000 Euro veranschlagte das Bezirksamt für den Neubau der Holzbrücke zum Kundenzentrum Rahlstedt und winkte ab. Jetzt haben die Rahlstedter ein Angebot über 30.000 Euro und wollen selber bauen.

Rahlstedt Die Rahlstedter haben ein gutes Angebot. Für 30.000 Euro würde ihnen der Zimmerer die ersatzlos abgerissene Fußgängerbrücke zu ihrem Kundenzentrum neu bauen. Dann könnten sie die Amtsstuben wieder bequem durch den Vordereingang betreten und auch vom Ortszentrum in der Bahnhofsstraße aus wieder auf kürzestem Wege in die Dienststelle laufen. Derzeit nehmen die Kunden nach immer noch rund 400 Metern Umweg bevorzugt den Hintereingang an der Rahlstedter Straße und überqueren dabei das Grundstück des Altrahlstedter Männerturnvereins (AMTV).

Die Rahlstedter und die Politik hatten sich für den Erhalt bzw. den Neubau der alten Holzbrücke ausgesprochen, deren Auflager im Wasser der Wandse vermodert waren. Die Verwaltung aber hatte sich schon aus der Debatte verabschiedet. Sie riss alte Brücke ab und bescheinigte sich in einem hausgemachten Gutachten Anfang 2014 selbst, dass der Neubau der Brücke mindestens 96.000 Euro teuer wäre und aus diversen weiteren Gründen „haushalterisch nicht begründbar“ sei. Ein Angebot hatte die Verwaltung nicht eingeholt.

Das erste Zusatzargument war der Mietvertrag, der in 12 Jahren ausläuft und die Nutzungsdauer des Bauwerks begrenze. Das zweite die offene Frage, ob der Vermieter bei Aufgabe des Gebäudes den Abriss der Brücke verlangen würde. Weiter gab das Amt an, keine Abteilung für die Überwachung des Brückenbaus finden zu können. Die Brücke „entzieht sich bestehenden Zuständigkeitsregeln“, hieß es. Drei Kandidaten für die Zuständigkeit waren geprüft worden, alle drei wurden negativ beschieden.

„Jetzt, wo wir einen realistischen Preis haben, wollen wir doch mal sehen, ob wir die Brücke nicht doch hinkriegen“ sagt der Rahlstedter Familienunternehmer Karl-Heinz Böttger, der für den Bürgerverein und das Bündnis Rahlstedt, einen Zusammenschluss fast aller Vereine und Institutionen im Stadtteil, das Brückengeschäft übernommen hat. Das Bündnis will Spenden sammeln, Böttger selbst einen „namhaften Betrag“ dazu geben. Die Argumente der Verwaltung waren in Rahlstedt auf Unverständnis und Verärgerung gestoßen und in die Nähe der Arbeitsverweigerung gerückt worden.

In einem Gespräch mit Böttger signalisierte Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff jetzt, den Bau der Brücke durch die Rahlstedter Bürger nicht behindern zu wollen. Er stellte aber eine Reihe von Bedingungen. Der Bürgerverein soll eine Vereinbarung unterschreiben, die den Verein zu Bau, Unterhalt, Betrieb und möglichem Abriss der Brücke verpflichtet. Auch müssten ein statisches und ein geostatisches Gutachten beigebracht werden. Letzteres weist den Untergrund als tragfähig aus. Die Verwaltung hatte beim Abriss der alten Brücke die intakten Fundamente gleich mitentfernt, obwohl die Politik die Brücke gern ersetzen wollte und dafür schon 60.000 Euro bewilligt hatte.

Weiter verlangte Ritzenhoff eine Vereinbarung mit dem Vermieter und eine Brückenbreite von 3,50 Meter statt der vom Zimmerer angebotenen 3,0 Meter.

Böttger veranschlagte die Mehrkosten für den Statiker auf rund 2000 Euro und erklärte, die Brücke nicht verbreitern zu wollen. „Drei Meter reichen. Die Fußgängerbrücke über die Rahlau an der Rahlstedter Kirche ist sogar nur zwei Meter breit. Wir wollen die Sache nicht unnötig verteuern.“ Zum geostatischen Gutachten äußerte er sich nicht. Die neue Brücke soll exakt da entstehen, wo die alte stand. Es läge nahe anzunehmen, dass der Untergrund tragfähig und das Gutachten daher überflüssig ist.

Der Vermieter, die „alstria office REIT-AG“, hatte dem Abendblatt gegenüber schon im Februar erklärt, das Amt als Mieter auch über das Jahr 2026 hinaus halten zu wollen. Auch werde die alstria im Falle einer Schließung des Kundenzentrums keinen Abriss der Brücke verlangen. Die Verwaltung hatte wenige Tage zuvor noch im Regionalausschuss erklärt, dass eine entsprechende Anfrage beim Vermieter laufe. Offenbar ist die Antwort verloren gegangen.

Böttger und das Bündnis Rahlstedt haben mit ihrem auch finanziellen Einsatz für den Stadtteil zuletzt einen öffentlich zugänglichen Museumsraum für den Rahlstedter Maler Jens Cords eingerichtet und zusammen mit der alstria die vor dem Kundenzentrum gestohlene kupferne Eva-Statue ersetzt und an den Wandse-Terrassen wieder aufgestellt.