Seelsorge in Corona-Zeiten: Mit „Andachten im Umschlag“ stärkt Marie Krüerke das Gemeinschaftsgefühl in der Kursana Residenz Hamburg.
Gottesdienste und Andachten gehören traditionell in Senioreneinrichtungen zu den gut besuchten Veranstaltungen. Ausgerechnet in der belastenden Zeit der Pandemie fallen diese ermutigenden Gemeinschaftserlebnisse seit vielen Monaten aus. Um spirituellen Halt zu geben und einen Raum zu schaffen, in dem wichtige Lebensthemen besprochen werden können, rief Marie Krüerke (36) aus der sozialen Betreuung der Kursana Residenz Hamburg im Herbst vergangenen Jahres unter Wahrung der geltenden Hygieneregeln eigene „Andachten mit Erlebnischarakter“ ins Leben. Als diese bei Bewohnern sehr beliebte Veranstaltung mit dem Lockdown im November nicht mehr stattfinden durfte, erfand die engagierte Christin kurzerhand die „Andacht im Umschlag“.
„Seither versorge ich monatlich über 40 Bewohner im Haus mit Lieder- und Psalmentexten und vielen Mitmachaufgaben, die Hoffnung und Zuversicht spenden“, sagt Marie Krüerke. „Auch wenn sich die Bewohner einzeln in ihren Apartments den Andachten widmen, entsteht auf diesem Weg ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Ich bekomme in Anrufen, Briefen und Gesprächen immer wieder die Rückmeldung, dass die Aktion den Senioren Kraft und ein Gefühl der Geborgenheit gibt.“
Einstimmung mit Singen und Summen
Am Beginn der fünfseitigen „Andacht im Umschlag“ steht ein Motto wie beispielsweise „Neuen Mut finden“ oder „Vergebung“ und der Appell, sich Zeit zu nehmen und es sich in einer wohligen Atmosphäre mit einem Getränk gemütlich zu machen. Liedertexte laden zur Einstimmung zum Singen oder Summen ein, und ausgewählte Psalmen, in denen sich Menschen mit ihren Bedürfnissen direkt an Gott wenden, sprechen die Gefühle an. Manchmal fordert Marie Krüerke die Senioren dazu auf, ansprechende Worte mit Buntstiften zu umkringeln oder Sätze herauszuschreiben und ihren Sinn weiter zu erforschen.
Bei den Mitmachaufgaben werden die Themen vertieft: Eine Atemmeditation kann dabei helfen, belastende Gedanken loszulassen. Beim Aufschreiben der „Ich bin großartig“-Liste werden die eigenen Stärken bewusst gemacht. Und mit dem Aussäen von Kresse wird dazu angeregt zu entdecken, was im Alltag trotz widriger Umstände an Gutem aufkeimt. Später können die grünen Halme dann auf einer Scheibe Brot mit Butter oder Quark genossen werden.
Knotenpunkt des Lebens entwirren
„Ich möchte nicht missionieren, sondern spielerisch ermöglichen, dass unsere Senioren in Kontakt mit ihren Bedürfnissen kommen“, sagt die Logopädin. „Es freut mich zu hören, dass sich einige Bewohner über die Andachten austauschen und die Heftchen als tröstliches Archiv nutzen, in dem sie öfter einmal blättern. Vielleicht entsteht durch einen Anstoß für sie ja sogar eine Möglichkeit, im Rückblick einen Knotenpunkt ihres Lebens zu entwirren.“ Unter den Bewohnern der Residenz hat sich die wohltuende Wirkung der „Andacht im Umschlag“ längst herumgesprochen. Mittlerweile suchen sogar vorwiegend Senioren, die die Andachten selbst nicht möchten und den Glauben an Gott weit von sich weisen, das Gespräch mit Marie Krüerke. „Ich finde es schön, dass sie neugierig werden und einen nicht näher zu benennenden Drang nach spirituellen Themen in sich spüren.“
Auf ihrer Webseite www.schatzkiste-seniorenbetreuung.de hat Marie w einige „Andachten im Umschlag“ veröffentlicht.