Hamburg. 25 Patienten und Patienten berichten in einem neuen Buch von Grenzerfahrungen, ihrem Überlebenswillen und die Sorge in der Familie.
Jährlich erkranken nach Angaben des Bundesgesundheitsministerium rund 500.000 Menschen in Deutschland neu an Krebs. Wie diese komplexe Krankheit Menschen tritt und welche individuellen Bewältigungsstrategien die Einzelnen finden, vermittelt die Lektüre eines neuen Buches.
Krebs: „Ich krümmte mich innerlich bei der Vorstellung, Metastasen zu haben“
„Du musst den Drachen reiten“ heißt die Publikation, in der 25 Betroffene - vornehmlich Frauen - von ihren Erfahrungen berichten. Zudem bieten Fachbeiträge von Experten (Onkologen, Psychotherapeuten) medizinisches Hintergrundwissen und praktische Handlungsstrategien. So berichtet eine der beiden Herausgeberinnen des Buches, Ute Engelmann, von ihrer Brustkrebs-Erstdiagnose mit 46 Jahren und von Knochenmetastasen, die im Alter von 61 Jahren diagnostiziert wurden. „Ich krümmte mich innerlich bei der Vorstellung, ich könnte Metastasen haben.“ Am meisten fürchtete sie sich vor dem Mitleid ihrer Freunde, „diese Blicke, die Erleichterung der anderen, selbst nicht betroffen zu sein, der Schreck, die Distanz.“
Nach medizinischen Behandlungen hat Ute Engelmann „keine Ahnung, wie lange das so gut geht“. Aber sie ist seit ihrer ersten Krebserkrankung neue Wege gegangen, absolvierte eine Coaching-Ausbildung und entdeckte in den dunkelsten Stunden das Malen nach Zahlen.
Während für viele Krebspatientinnen die möglichst umfassende Information über ihre Krankheit wichtig ist, sagt sich der an Blasenkrebs erkrankte, 73 Jahre alte Achim Sohnius: „Es kommt, wie es kommt.“ Mit geradezu stoischer Gelassenheit und als „unverbesserlicher Optimist“ sucht er immer nach den positiven Seiten und hält sich mit negativen Gedanken nicht lange auf. „Deshalb habe ich auch nicht recherchiert, nicht im Internet, nicht in Bibliotheken. Nirgends.“ Er habe 100-prozentiges Vertrauen in das Handeln der Ärzte und die Selbstheilungskräfte seines Körpers.
Krebs: Wenn die ganze Familie unter dieser Krankheit leidet
Einer der Expertinnenbeiträge befasst sich mit dem Thema, wie stark eine Krebserkrankung das gesamte Familiensystem betrifft. Zwei Psychotherapeutinnen betonen, dass Kinder ein Recht auf ehrliche Informationen haben, ohne dass sie das kleinste Detail wissen müssen. Das Buch macht gerade mit der individuellen Perspektive der Betroffenen Mut und ist ein Ratgeber auf Augenhöhe.
Ute Engelmann/Annette Waschbüsch (Hg.) Du musst den Drachen reiten, Koehler im Maximilian Verlag, 320 S., 24,95 Euro