Freiburg. Diese Woche fahre ich in meine Heimat und feiere Fasnet, die Jecken sind jedoch nichts für mich, denn ich liebe Larven und Gugenmusik.
Als Norddeutsche oder Norddeutscher werden Sie bei diesem Geständnis vermutlich die Nase rümpfen. Ich gebe es ganz frei heraus zu: Ich liebe Fastnacht. Allerdings können Sie auch mich die Jecken mit ihrem „Alaaf“ in Köln jagen, ich bin schließlich waschechte Alemannin und feiere nächste Woche in Freiburg im Breisgau mit den Narren, Hexen und Larven. Letztere nehmen übrigens niemals ihre oft schon in Generationen vererbten Holzmasken ab. Wo im Rheinland politische und neu gestaltete Wagen mit lauter Musik für kreischende Begeisterung bei den Umzugsbesuchern sorgen, liebe ich an der alemannischen Fasnet die Guggen- und Blechmusik, sowie das wilde Springen der Hexen und Narren.
Früher haben mich die Nachbarsjungen mit ihren Besen gejagt
Früher haben Nachbarsjungen sich immer einen Spaß gemacht, sich als Hexen zu verkleiden und mit hoher, verstellter Stimme uns mit ihren Besen über den Spielplatz zu jagen. Ich hatte einen Höllenangst vor diesen großen Jungs.
Sich verkleiden muss sein an den närrischen Tagen
Ich war zuletzt vor 15 Jahren beim Rosenmontagsumzug in meiner Heimatstadt, damals waren meine Söhne noch Kita-Kinder. Als Ritter und Teufel verkleidet, staunten sie – ebenso wie mein norddeutscher Ehemann – über die traditionsreichen Kostüme. Sich verkleiden muss sein an Fasnacht, finde ich, sonst macht es einfach keinen Spaß, und man ist Außenseiter. Ich wollte eigentlich dieses Jahr als gute Fee gehen, aber mein Mann meinte, das Kostüm einer Teufelin (die kann ja auch weiblich sein) würde besser zu mir passen.
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Er kommt dieses Jahr nicht mit, denn er fand es damals befremdlich, dass nach dem Umzug in der Studentenkneipe „Schlappen“ schon alle um 13 Uhr tanzten und fröhlich feierten. Ich gebe zu, mit seiner kleinen Papptiger-Kindermaske, die ich ihm eingepackt hatte, sah er auch ziemlich albern aus.
Mein großer Sohn feiert mit mir – undenkbar zu meiner Jugendzeit
Deswegen fahre ich jetzt alleine, treffe in meiner Heimat meinen großen Sohn, der dort studiert und ganz selbstverständlich mit mir feiern und tanzen gehen möchte – das wäre mir in seinem Alter nie eingefallen mit meinen Eltern. Leider wollen alle meine Freunde nicht verkleidet auf den Swutsch gehen. „Ich freue mich, wenn wir uns treffen, aber verkleidet? Ne, nur über meine Leiche“, schrieb mir meine Freundin Mone. Obwohl eine Leiche ja auch eine gute Verkleidung wäre.
Die heimischen Freunde bleiben kostümfrei, sie mögen Fasnacht nicht
Also treffe ich mich mit ihr und zwei weiteren ehemaligen Schulfreunden in einer edlen Weinbar in Staufen, während draußen in dieser schönen „Faust“-Stadt die Narren ihren Unfug treiben werden. Mal schauen, vielleicht machen die drei Freunde dann nach dem dritten Wein doch noch mit. Ich nehme jedenfalls mein Teufelinnenkostüm sicherheitshalber zum Treffen mit. Also auf zu: Narri-Narro!