Die vom DRK Harburg frisch geschulten Hamburger Elternlotsen und Stadtteilmütter nehmen ihre Arbeit auf

Was brauche ich für einen Kita-Gutschein? Wie mache ich einen Jobcenter-Termin? Welche Beratung kann ich wo bekommen? Solche und weitere Fragen beantworten kostenlos und vertraulich 22 neu geschulte DRK-Elternlotsen und DRK-Nachbarschaftsmütter in Harburg. Sie kommen aus zehn verschiedenen Herkunftsländern, beraten in 15 Sprachen, von brasilianischem Portugiesisch bis Sorani, der Sprache irakischer Kurden. „Die Kompetenz ist beeindruckend und ein Schatz für diese Stadt“, sagte die Staatsrätin der Sozialbehörde, Petra Lotzkat, bei der Verleihung der Schulungszertifikate im JoLa Kulturhaus Süderelbe im Juni. Nun beginnt der Einsatz.

Der Schwerpunkt der Hilfe liegt bei Familien mit kleinen Kindern, um auch die Bildungschancen zu erhöhen. Die Elternlotsen und Nachbarschaftsmütter unterstützen neu zugewanderte Familien aus Wilstorf, Langenbek, Rönneburg, Sinstorf, Neuwiedenthal und Neugraben-Fischbek beim Start in den Alltag. Sie fördern unter anderem bei Veranstaltungen den kulturellen Dialog und die Vernetzung im Stadtteil.

Elternlotsen und Nachbarschaftsmütter: Ein offenes Ohr für die Bedürfnisse von Familien

Die vom DRK Harburg geschulten Mitarbeiter sind eine Verstärkung der bestehenden Helfer und Helferinnen, insgesamt gibt es 24 Elternlotsenprojekte in Hamburger Stadtteilen. „Wir sind Kultur- und Sprachmittler. Der kulturelle Hintergrund unserer Lotsen ähnelt dem der neu zugezogenen Familien. So können sie sich gut in sie hineinversetzen“, sagt Tanja Reuter, die zusammen mit Jan Gefe das Projekt Elternlotsen in Neugraben-Fischbek leitet. Ihr Büro liegt in einer Wohnunterkunft. Es gibt ein Elterncafé und einmal in der Woche einen Elterntreff, wo jeder mit seinem Anliegen hinkommen kann. Oft gibt es Gesprächsbedarf bei medizinischen Problemen und Arztbesuchen, aber vor allem bei „Themen, die man nicht unbedingt gleich in der Sozialberatung besprechen möchte. Wir sind da, für alle Anliegen, wo einfach ein offenes Ohr gebraucht wird“, sagt Jan Gefe. Die beratenden Elternlotsen haben meist ähnliche Erfahrungen gemacht wie die Ratsuchenden. Das mache das Projekt so wichtig, man erreiche viel mehr Menschen, „auch diejenigen, die sich sonst nicht trauen würden, über ihre Probleme zu sprechen oder um Hilfe zu bitten“.

Die Elternlotsen und Nachbarschaftsmütter müssen allerdings auch manchmal Grenzen ziehen. Bei komplexen und schwierigen Themen wie Drogenmissbrauch oder Kindeswohlgefährdung übernehmen Tanja Reuter und Jan Gefe. „Wir sind hier bestens vernetzt und fachlich immer auf dem neusten Stand, wir besuchen sämtliche Arbeitskreise im Sozialraum und wissen, wie man adäquat reagieren kann.“ Die Leistung der Hamburger Elternlotsen ist für die Integration bedeutsam und werde von der Stadt Hamburg zunehmend erkannt. „Die Bedarfe sind da, der Zuzug von Menschen lässt nicht nach, nicht nur aus der Ukraine. Zurzeit kommen auch viele Menschen aus Syrien und Afghanistan“, so Gefe.

Mit ihrem Engagement tragen die Elternlotsen zur Integration im Stadtteil bei

Geschult werden alle Hamburger Elternlotsen kompakt in fünf Wochen, und zwar in Familien- und gesellschaftlichen Themen wie Gesundheit, Bildung und Erziehung, Schulsystem und Behördenaufbau sowie Kinderrechte. Tanja Reuter und Jan Gefe freuen sich über das Engagement der Menschen in ihrem Stadtteil, das Projekt in Neugraben-Fischbek ist inzwischen gefestigt, künftige Ehrenamtliche kommen auch schon mal von selbst dazu und machen mit.

„Es ist ein warmes, herzliches Projekt“, sagt Tanja Reuter, „unsere Elternlotsen bekommen Dankbarkeit und geben etwas zurück. Und sie sind Menschen, die sich selbst weiterentwickeln wollen: in der Sprache wie auch mit Informationen.“ Auch Jan Gefe freut es, wie sich die Engagierten entfalten. Manche hätten sich ihre Aufgabe „anfangs gerade mal so zugetraut“ und dann mit der Zeit viel mehr Selbstvertrauen gefunden. Sie seien jetzt einfach richtig gut in dem, was sie tun. „Manchmal ist das auch ein Sprungbrett für den nächsten erfolgreichen Schritt in der Gesellschaft.“

Mehr Infos unter: www.hamburg.de/elternlotsen/11747052/standorte/ Und: www.drk-harburg.hamburg/nachbarschaftsmuetter-und-elternlotsen/