Hamburg. 2020 half der Verein Menschen in der Metropolregion mit 2,17 Millionen Euro. Mehr Spenden als je zuvor. Ein Rückblick.

Das gerade zu Ende gegangene Jahr hat bei all seinen negativen Ereignissen gezeigt, dass die Hamburgerinnen und Hamburger in einer Krise zusammenhalten und dass das Abendblatt mit seinem Verein „Hamburger Abendblatt hilft“ mithelfen konnte, die Not vieler Tausender etwas zu lindern. Der Verein „Hamburger Abendblatt hilft“ schaut auf ein Rekord-Spendenjahr zurück.

Wir gaben mehr als 2,17 Millionen Euro an Spendengeldern aus und konnten dadurch rund 74.000 Menschen in der Metropolregion Hamburg unterstützen. Lebensmittelgutschein-Aktion im Frühjahrs-Lockdown Ein Großteil der Spendengelder kam durch unsere große Abendblatt-Hilfsaktion während des Lockdowns im Frühjahr zustande. Es häuften sich im Ressort „Von Mensch zu Mensch“ die Bitten um Hilfe, sowohl von einzelnen Bedürftigen als auch von sozialen Einrichtungen. Schnell entwickelten wir im Team die Idee, dass die Vergabe von Lebensmittelgutscheinen eine schnelle und unbürokratische Hilfe für Hamburger sein könnte, die wegen Corona in Not geraten sind.

Der Verein „Hamburger Abendblatt hilft“ hat mit Kleidergutscheinen für Bedürftige seit Jahren gute Erfahrungen gemacht. Auch deswegen, weil diese den Empfängern ermöglichen, selbst auszuwählen, was sie benötigen. Es ist eine würdevolle Möglichkeit direkt zu helfen. Am 28. März starteten wir unter dem Motto: „Hamburg vereint gegen Corona: Die große Abendblatt-Hilfsaktion“ einen Aufruf, für 25-Euro-Lebensmittel-Gutscheine zu spenden. Da ahnten wir noch nicht, dass diese Hilfsaktion die größte des Abendblatt-Vereins seit seiner Gründung 1975 werden sollte.

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Gleichzeitig riefen wir soziale Institutionen der Metropolregion auf, sich bei uns zu melden, wenn sie Gutscheine benötigen. Der Verein kaufte fortan 25-Euro-Gutscheine von sechs Großhändlern: Rewe, Edeka Nord/Marktkauf, Netto Marken-Discount, Budnikowksy, Penny und Lidl, die zum Teil auch zehn bis 20 Prozent Rabatt gaben. Zwei Wochen nach dem Aktionsstart stieg Hamburgs größter Privatsender Radio Hamburg in die Abendblatt-Spendenaktion mit ein. „Nur gemeinsam können wir etwas für die Hamburger erreichen, nur gemeinsam werden wir es schaffen, dass unsere geliebte Stadt diese Krise übersteht“, begründete Marzel Becker, Geschäftsführer von Radio Hamburg, das Engagement.

Diese Form von Kooperation zweier großer medialer Institutionen gab es bis dahin nicht

Diese Form von Kooperation zweier großer medialer Institutionen gab es bis dahin nicht. Auch Radio Hamburg hat einen Spendenverein, Hörer helfen Kindern, der sich aber für diese Aktion ganz in den Dienst des Abendblatt-Vereins stellte. Am 14. April um 8 Uhr startete der Radio-Hamburg-Spendenmarathon. Bis zum 24. April war das Thema jeden Tag von 5 bis 19 Uhr „on air“. Dadurch wurde die Spendenaktion in weitere und vor allem jüngere Gesellschaftskreise getragen. Die Resonanz auf die Aktion war überwältigend: sowohl auf Spenderseite als auch aufseiten von Vereinen, Kirchengemeinden, Tafeln, Beratungsstellen, Schulen und großen Institutionen wie Diakonie, DRK, Caritas, die so ihren bekannten Klienten wie bedürftigen Familien, Alleinerziehenden, Kranken und Obdachlosen, aber auch Menschen, die ganz plötzlich durch Kurzarbeit, fehlende Aufträge, Selbstständigkeit oder Ähnliches in Not geraten waren, schnell und unbürokratisch zu helfen.

Am Ende der Aktion wurden mehr als 220 Institutionen der Metropolregion vom Abendblatt-Verein mit 53.400 Lebensmittel-Gutscheinen versorgt. Gleichzeitig schossen aber auch die Spenden an den Abendblatt-Verein in bisher ungekannte Höhen. Insgesamt kamen 1.335.000 Euro von rund 9600 Spendern bis zum Ende der Aktion am 16. Mai an. Das ist die bisher größte Summe, die der Verein durch eine Aktion sammeln konnte. Ausflüge für bedürftige Kinder und Jugendliche Aus dieser Hilfsaktion ergab sich ein wunderbarer Kontakt zu Reimund C. Reich, der mit seiner gleichnamigen Stiftung mit 125.000 Euro deren größter Einzelspender war.

Als im Sommer wieder Freizeiteinrichtungen öffneten, entwickelte der Abendblatt-Verein mit Reich eine weitere Gutschein-Aktion. Der Stifter spendete noch einmal 25.000 Euro, um Kindern und Jugendlichen eine Freude zu bereiten, „die durch Corona viel gelitten haben und auch in den Ferien wegen Geldmangels zu Hause bleiben mussten. Sie sollen einen schönen Ausflug in den Tierpark Hagenbeck, ins Jump House oder ins Miniatur Wunderland machen können“, sagte der 86-Jährige. Die Verteilung der Eintrittskarten lief über den Verein „Hamburger Abendblatt hilft“.

Die Gutscheine gingen an Hilfsinstitutionen, die der Abendblatt-Verein seit Jahren unterstützt und die ausschließlich bedürftige Kinder und Jugendliche sowie sozial schwache Familien betreuen. Darunter waren Frauenhäuser, das SOS-Kinderdorf, die Dollen Deerns, der Verein Kinder- und Jugendhilfe Hamburg und der Sozialdienst Katholischer Frauen. Zudem gingen Karten an bedürftige Familien – vor allem an Alleinerziehende – die beim Abendblatt-Verein Hilfsanträge stellten.

Lebenshilfe für Senioren, Kranke und Alleinerziehende

Viele Bedürftige schrieben uns im Jahr 2020 selbst oder über eine Beratungsstelle an. Sie baten oft nur um eine kleine Unterstützung, da sie mit ihrem geringen Einkommen oder ihrer schmalen Rente kaum ihre Lebenshaltungskosten decken konnten. Gab es dann noch eine unerwartete Ausgabe, reichte das Geld oftmals nicht einmal mehr für Nahrungsmittel. Arme Senioren, Alleinerziehende, psychisch Erkrankte – sie sind besonders betroffen, wenn irgendein Problem im Alltag hinzukommt. Die Corona-Krise machte ihnen das Leben noch schwerer. So halfen wir mit Gutscheinen für Kleidung und Schuhe, bezahlten Rechnungen unter anderem für Stromnachzahlungen, übernahmen Renovierungskosten oder ausnahmsweise eine Tierarztrechnung. Die Angst vor der Ansteckung mit Corona führte auch zu mehr Anfragen nach einem Fahrrad. Mit zwölf gespendeten Zweirädern konnten wir helfen, dass die Antragsteller mobil bleiben, Busse und Bahnen meiden können und auch zusätzlich etwas für ihre Fitness tun.

Der querschnittsgelähmte Marcel Maurer konnte durch Leserspenden eine intensive Therapie machen
Der querschnittsgelähmte Marcel Maurer konnte durch Leserspenden eine intensive Therapie machen © Sebastian Becht

Wir gaben Zuzahlungen für Brillen, Medikamente und medizinische Hilfsmittel, wenn die Krankenkassen dafür nicht aufkamen. So sind für manche alten Menschen Standard-Rollatoren nicht geeignet, sie benötigen oft leichtere, etwas teurere Modelle, die sie selbst gut anheben können. Großen Bedarf gab es bei Elektrogeräten und Möbeln für Familien und Senioren. Wir finanzierten unter anderem 35 Waschmaschinen, 28 Kühl-/Gefrierkombinationen und 16 Elektroherde. Notwendige Möbel wie Betten, Matratzen, Tische und Stühle, Sessel oder Sofas bekommen die Antragsteller über die Möbelkiste Hamburg, ein Sozialkaufhaus in Dehnhaide, das nicht nur neue Möbel für Bedürftige günstig anbietet, sondern diese auch liefert.

Die Rechnungen für die Möbelstücke zahlt unser Verein direkt an die Firma, ebenso wie die an den Elektrogeräte-Händler unseres Vertrauens. Während des Lockdowns entstanden neue Herausforderungen für viele Hilfseinrichtungen. Ein Seniorenheim brauchte eine Ausrüstung mit technischem Equipment. Unser Verein half mit einem PC und Zubehör für Ältere, damit die Bewohner den Kontakt zu ihren Familien aufrechterhalten können. Ein Haus des DRK für Obdachlose unterstützten wir finanziell, damit Angebote für die wohnungslosen Menschen trotz der Einschränkungen durch Corona weiterlaufen können. Auch der Notfonds für HIV-Infizierte einer Kirchengemeinde bekam finanzielle Hilfe und wir unterstützten Projekte, die hilfsbedürftige Menschen weiterbilden, damit sie in ihrem Arbeitsalltag besser zurechtkommen. Und natürlich verteilten wir in diesem Jahr auch wieder 8000 Weihnachtspäckchen an Einsame, Bedürftige und Kranke.

Therapien und Hilfsmittel für Menschen mit Behinderung

Anfang des vergangenen Jahres rief der Abendblatt-Verein zu Spenden für den 19 Jahre alten Marcel Maurer auf, der ab der Brust abwärts querschnittsgelähmt ist und eine dreimonatige intensive Therapie im Zentrum der Rehabilitation in Pforzheim machen wollte. Sie sollte ihm ein Leben außerhalb des Rollstuhls ermöglichen. Seine Krankenkasse, die Techniker Krankenkasse, zahlte die sehr wirkungsvolle Therapie nicht, da diese nicht in ihrem Leistungskatalog aufgeführt ist.

Zum Glück gingen innerhalb weniger Wochen die benötigten 50.000 Euro für die Behandlung auf das Vereinskonto ein. Ab Februar war Marcel in Pforzheim, trainierte täglich sechs Stunden mit zwei Therapeuten. Das Erste, was Marcel zu seiner Mutter sagte, als sie ihn aus dem Therapiezentrum Anfang Mai abholte, war: „Mama, ich kann meine Beine wieder fühlen, sie machen mit.“ Auch dem kleinen Arne Eyck konnten wir helfen. Der Fünfjährige ist durch eine Hirnschädigung körperlich behindert und profitiert durch die Abendblatt-Initiative nun von einem Therapiegerät namens „Innowalk“.

Unterstützte den Verein des Abendblatts massiv: Stifter Reimund C.
Reich
Unterstützte den Verein des Abendblatts massiv: Stifter Reimund C. Reich © MARCELO HERNANDEZ / FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Die Techniker Krankenkasse lehnte eine Kostenübernahme ab, obwohl für Arnes weitere Rehabilitation sowie Teilhabe am Leben dieses Gerät ärztlich empfohlen wurde. Der Innowalk ist ein einzigartiges, motorisiertes Steh- und Bewegungstrainingsgerät, es hilft, dass Gelenke nicht versteifen und wirkt dem Muskelabbau entgegen. „Arne läuft jeden Tag mit dem Innowalk. Er liebt das Gerät und es führte dazu, dass seine Oberschenkel nun kräftiger sind und seine gesamte Rumpfmuskulatur aufgebaut wurde. Er hat jetzt viel mehr Kraft, ist selbstständiger und kann dadurch die nächsten Entwicklungsschritte angehen“, sagt seine Mutter Carola Eyck.

Assistenzhunde für fünf Frauen und Mädchen mit Behinderung

Einem schwer mehrfach behinderten Jungen konnten wir die Anschaffung eines Stufentandems mit einem Zuschuss ermöglichen. Für den Fahrradkindersitz wurde er zu schwer und zu groß. Das Stufentandem ermöglichte dem sehbehinderten Kind der fahrradbegeisterten Familie, durch die Liegerad-Sitzposition aktiv dabei zu sein.

Weiterhin hat „Hamburger Abendblatt hilft e.V.“ die Anschaffung und aufwendige Ausbildung von Assistenzhunden für fünf Frauen und Mädchen mit Behinderung oder psychischen Problemen mitfinanziert. Die Betroffenen haben dadurch einen zuverlässigen, beruhigenden und hilfreichen Begleiter an ihrer Seite. Im Jahr 2020 unterstützten wir zudem fünf Familien bei der Finanzierung eines behindertengerechten Autos. Das erleichtert den Alltag der ohnehin schon stark belasteten Eltern für Ausflüge, Arzt- und Therapiebesuche.

Einige Therapien für Kinder mit Behinderungen, wie zum Beispiel die pferdegestützte Hippotherapie, konnten 2020 nur bedingt abgehalten werden, da die unmittelbare Nähe der Therapeuten mit den Kindern während der Reitstunden verboten war. Weiterhin erreichte uns die Spendenanfrage einer jungen Frau, die vor einigen Jahren einen schweren Unfall mit diversen Wirbelbrüchen hatte und deshalb immer noch unter chronischen Schmerzen leidet. Sie benötigte ein medizinisches Krafttraining, um einen gesunden Muskelaufbau zu erreichen. Dieses Training konnte die 18-jährige Abiturientin jedoch aus eigenen Mitteln nicht aufbringen – diese Kosten übernahm der Verein.

Leseprojekte, Nachhilfe und Laptops für Schüler

Es ist keine Binsenweisheit, dass ohne Bildung keine gute Entwicklung oder aussichtsreiche berufliche Perspektiven möglich sind. Der Verein „Hamburger Abendblatt hilft“ setzt sich seit Jahren mit großzügigen Spenden für große Hamburger Lese- und Schreibprojekte ein. Ein Hauptprojekt, das wir unterstützen, sind die Hamburger Märchentage, die im November kurzfristig wegen der Pandemie verschoben werden mussten. Doch der dazugehörige Märchenschreibwettbewerb fand statt. Auch bei der Aktion für Schüler „Hamburg liest!“, die die Kulturredaktion des Abendblatts gemeinsam mit dem Carlsen Verlag und dem Leseförderverein Seiteneinsteiger e. V. sowohl im Frühjahr als auch im Herbst organisierte, gab es finanzielle Unterstützung vom Abendblatt-Verein.

Der „Hamburger Bücherkoffer“ des Vereins coach@school gehörte zu den Leseprojekten, die wir dieses Jahr gefördert haben. Hierbei erhalten Bildungseinrichtungen ein mobiles Bildungsangebot, um die Lesemotivation in Deutsch und der eigenen Muttersprache der Kinder und deren Familien zu steigern. Das Projekt „Büchertürme“ wurde von der bekannten Autorin Ursel Scheffler ins Leben gerufen und auch 2020 wieder von unserem Verein „Hamburger Abendblatt hilft“ unterstützt.

Vielen Schülerinnen und Schülern fehlt die Fähigkeit zu lernen und sich zu konzentrieren, um systematisch auf dem dann erworbenen Basiswissen aufzubauen. Wir gaben 35.000 Euro für 33 Kinder aus, die entweder Lerntherapien oder Nachhilfe erhielten, um den Anschluss an ihre Klasse nicht zu verlieren. Durch die Pandemie mussten Schulen in diesem Jahr plötzlich Homeschooling anbieten: Etliche bedürftige Familien besitzen jedoch keinen Computer. In rund 50 Fällen spendeten wir Laptops, Notebooks und Tablets, damit die Schulkinder am Videounterricht, Hausaufgaben und Chats mit Mitschülern und Lehrern teilhaben konnten. Wir danken allen Spenderinnen und Spendern, die es uns möglich gemacht haben, so umfangreich zu helfen. Dadurch konnten wir Tausenden Bedürftigen eine Last von der Schulter nehmen – wir haben viele Dankesbriefe und Anrufe erhalten, in denen Spendenempfänger beschrieben, wie glücklich sie sind, dass ihnen der Abendblatt-Verein in ihrer Not half.

  • Spendenkonto
  • Weitere Informationen gibt es unter www.abendblatt-hilft.de. Auch das Video abendblatt@work mit Redakteurin Sabine Tesche und Sozialsenatorin Melanie Leonhard beschreibt die Arbeit des Vereins.
  • Kontakt: E-Mail: mensch@abendblatt.de, Tel. 040/55 44 -711 56/ -711 59. Spendenkonto „Hamburger Abendblatt hilft e.V.“ bei der Haspa, IBAN: DE25 2005 0550 1280 1446 66.