Der Arzt Carsten Lekutat hat eine ungewöhnliche Geschichte über Demenz verfasst, mit vielen Informationen und Tipps

Während des Behandlungsgesprächs leuchten die Augen des Patienten, weil er meint, der Arzt sei ein alter Jugendfreund, den er gerade wiedergetroffen hat. Die ihn begleitende Ehefrau hingegen hat Tränen in den Augen wegen der Lage, in der sich das Paar wegen der Demenzerkrankung ihres Mannes befindet. Solche Situationen erlebt der Arzt Dr. Carsten Lekutat immer wieder und hat eine Geschichte über die Alzheimer-Krankheit geschrieben. Der Allgemeinmediziner entwirft in seinem Buch „Und morgen treffen wir uns gestern“ die Welt von Oliver Fischer, genannt Fisch. Der erfolgreiche Jazzpianist regis­triert eines Tages, dass er seine Spielfähigkeit verloren hat. Bei dem erst 56-Jährigen wird eine frühe Form von Alzheimer diagnostiziert. Er bemerkt, dass Menschen ihn nicht mehr ernst nehmen, lauter oder langsamer wie mit einem Kind mit ihm reden und Ärzte ihm „komische Fragen“ stellen wie „Welches Jahr haben wir?“ Fisch leidet weniger daran, dass er sich an vieles nicht erinnert, sondern mehr darunter, dass seine Persönlichkeit zu schwinden beginnt.

Der Fernseharzt und Moderator Carsten Lekutat verwebt Fischs Geschichte mit Fakten über Alzheimer. Fisch nimmt an einer Studie über seine Krankheit teil. Aus Gesprächen zwischen den Fachleuten, die ihn untersuchen, erfährt der Leser, wie Betroffene sich verhalten können, was sie fühlen und wie sie ihr Umfeld erleben. Im zweiten Teil des Buches beschäftigt sich der Autor mit sachlichen und diagnostischen Fragen, auch Schnelltests sind dabei, woraus zu schließen ist, ob möglicherweise eine Demenz vorliegt.

Das fiktive Schicksal von Fisch, Informatives zur Alzheimer-Krankheit, dazu Gedanken, was ein glückliches Leben ausmacht, auch über Achtsamkeit und das Leben im Jetzt – diese Mischung ist ungewöhnlich für ein Buch zu diesem Thema. Es lässt die für viele provokative Frage zu: Sind Alzheimer-Betroffene, wenn sie letztendlich nur noch in ihrer Welt leben, vielleicht sogar glücklich?

Als Hausarzt erlebt Dr. Lekutat oft die Diskrepanz zwischen „glücklichen Patienten und verzweifelten Angehörigen“. Deshalb sieht er eine wichtige Aufgabe auch in der Betreuung des sozialen Umfelds. „Seien wir daher liebevoll mit unseren vergessenden Menschen. Und seien wir liebevoll zu den Familien, Freunden, Pflegerinnen und Pflegern“, schreibt er, denn sie trifft es besonders schmerzhaft. (hwa)

Dr. Carsten Lekutat: „Und morgen treffen wir uns gestern“, Becker Joest Volk Verlag, 200 Seiten, 19,95 Euro