Wenn man es denn machen möchte, das Gedankenspiel, ob man auf 24 Titel dieser Liste verzichten würde für den einen, dann wäre der eine: Karl Ove Knausgårds „Sterben“. Und wenn der Zeitgeist verlangt, dass man sich auszieht, dass man sich nackt zeigt vor der Welt, dann hat Knausgård die Offenherzigkeit der sozialen Netzwerke in die Literatur transportiert. Sein Leiden am autoritären Vater, sein Ringen um die Existenz des Künstlers, sein Alltag als Familienvater: Mit Blick auf jede Nuance des männlichen Mittelklasselebens im 20. und 21. Jahrhundert ist die „Min kamp“-Reihe („Mein Kampf“) ein singuläres Zeugnis der Literatur-Gegenwart.

Kindheit, Jugend, Erwachsensein. Knausgård erzählt in einem gewaltigen Erzählstrom all das nach, was ihn zu dem gemacht hat, was er heute ist. Mit der totalen Selbstentblößung über sechs Bände hinweg schrieb sich Knausgård in die Weltliteratur. Alles war genau so und doch ganz anders, denn das absolute Gedächtnis hat niemand.