Sabine Scheefe arbeitet als Breast Care Nurse im Mammazentrum des Krankenhauses Jerusalem und kümmert sich um die Erkrankten
Dort, wo Sabine Scheefe arbeitet, ist die Stimmung oft bedrückend. Frauen sitzen im Wartezimmer mit Mützen auf ihren kahlen Köpfen, ihre Gesichter sind von der Chemotherapie gezeichnet. Es sind Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind und im Mammazentrum am Krankenhaus Jerusalem ihre Chemotherapie bekommen. Doch Sabine Scheefe kann damit gut umgehen, da sie diesen Frauen aktiv helfen und für sie da sein kann, und zwar intensiver als ein Arzt oder eine Krankenschwester. Frau Scheefe ist eine Breast Care Nurse, auf Deutsch Brustschwester. Als solche kümmert sie sich individuell um Brustkrebspatientinnen. Sie ist oftmals das Bindeglied zwischen Arzt und Patientin, aber vermittelt auch zwischen Patientin und Angehörigen, Ärzten und Pflegepersonal sowie Sozialbehörde, Physiotherapie, Sanitätshaus und Selbsthilfegruppen.
Die 62-Jährige hat viel Zeit für ihre besondere Aufgabe zur Verfügung, und das ist auch ein Grund dafür, warum sie sich zur Brustschwester hat weiterbilden lassen. Früher, als OP-Schwester in verschiedenen Hamburger Kliniken und als Krankenschwester in der Hals-Nasen-Ohren-Abteilung, konnte sie sich nicht immer so intensiv um ihre, auch häufig an Krebs erkrankten,
Patienten kümmern.
Immer herrschte Zeitdruck, immer gab es noch anderes zu tun. „Die Krebspatienten kommen in der Beratung oft zu kurz. Man ist ständig gehetzt“, sagt sie.
Seit acht Jahren ist sie nun als Breast Care Nurse ganz für ihre Patienten da. So wie für eine 27-Jährige aus Eppendorf, die an diesem Morgen bei ihr sitzt, mit einer grauen Wollmütze auf dem Kopf. Im September hatte sie von ihrer Brustkrebserkrankung erfahren und sich recht schnell an die Brustschwester gewandt: „Bei Fragen bekommt man nicht immer einen Arzt zu fassen, und mit Frau Scheefe habe ich jemanden, den ich mit Fragen löchern kann“, sagt sie. Heute steht wieder eine Chemotherapie an, bereits ihre fünfte Behandlung. Vorher hilft Sabine Scheefe der jungen Frau noch bei einem Antrag auf Schwerbehinderung.
Manchmal geht es auch um ganz praktische Dinge wie die Beratung für eine Perücke, wenn die Haare ausfallen. Die Brustschwester gibt Tipps, doch vor allem zeigt sie Gefühl und Empathie – etwas, das in der Medizin manchmal zu kurz kommt.
Sabine Scheefe ist mit ihrem sportlichen Kurzhaarschnitt eine resolut erscheinende Frau, die als Macherin die Aufgabe übernimmt, Frauen in einer schwierigen Situation zu begleiten – von der Diagnose bis zum Ende der Behandlung und manchmal darüber hinaus. Zurzeit begleitet sie etwa 40 Patientinnen. Ihr Handy ist immer auf Empfang, um jederzeit für diese erreichbar zu sein. Etwa 1000 Frauen unterstützt sie jedes Jahr gemeinsam mit einer Kollegin. Es ist kein Muss für die Patientinnen, sondern ein Angebot.
Eine schöne Aufgabe sei das, sagt Sabine Scheefe, auch wenn es sehr traurig sei, wenn eine Patientin versterbe, mit der sie vertraut gewesen war. Halt findet sie bei Gott: „Ich bin ein gläubiger Mensch und dadurch gestärkt für mein Leben. Zum Leben gehört eben auch der Tod.“
In Hamburg gibt es neben dem Mammazentrum (Tel. 44 19 05 00) weitere Brustzentren, an denen insgesamt mehr als zehn Brustschwestern tätig sind: Asklepios Klinik Barmbek, Infos: Tel. 18 18 82 46 00; Albertinenkrankenhaus, Tel. 55 88 27 85; UKE,
Tel. 741 05 25 51; Brustzentrum Helios Mariahilf,
Tel. 79 00 68 62; Marienkrankenhaus, T. 25 46 16 14