Die Hilfsorganisationen Arbeiter Samariter Bund , Malteser und Johanniter unterstützen bedürftige Familien in Lettland und Litauen.
Sie leben zu dritt in einer winzigen Eineinhalbzimmerwohnung in der litauischen Hauptstadt Vilnius: die ehemalige Briefträgerin Liudmila Androsova, ihre körperbehinderte alte Mutter und ihre psychisch erkrankte Tochter.
Liudmila Androsova erlitt ein Hüfttrauma, als sie von einer Bustür eingequetscht wurde. Jetzt hat sie so starke Schmerzen, dass sie kaum gehen und schlafen kann, vor allem kann sie nicht mehr arbeiten. Und sie hat kaum genug zum Leben. Die 61-Jährige bekommt eine selbst für litauische Verhältnisse sehr kleine Rente von 145 Euro im Monat. Diese verwendet sie für Arzneimittel und im strengen litauischen Winter für die Heizkosten. Es gibt keine Verwandten, keine Nachbarn und Freunde, die in der Lage wären, diesen armen Frauen zu helfen.
Unterstützung von Suppenküchen im Ausland
Und so bleibt zum Essen kaum Geld übrig. Zum Glück gibt es die Malteser, die täglich Suppe vorbeibringen und die drei Litauerinnen mit weiteren lebensnotwendigen Lebensmitteln unterstützen. Die Suppe ist das einzige warme Essen für diese Familie.
Die Unterstützung ist Teil des Projekts „Meals on wheels“. Diese Malteser Suppenküche war 2014 in 16 Städten Litauens aktiv und hat rund 80.500 warme Mahlzeiten an mehr als 450 alte und bedürftige Menschen verteilt. Die Kosten pro Mahlzeit betragen 85 Cent.
Darüber hinaus kümmerten sich rund 140 ehrenamtliche Helfer im Projekt „Social Home Care“ in neun Städten Litauens um 360 alte, einsame und hilfsbedürftige Menschen. Denn viele Senioren leben weit unterhalb des Existenzminimums.
Doch da es kein staatliches soziales Netz gibt, ist der Hilfsbedarf riesengroß. „Wir versuchen die große Not zu lindern, wo wir nur können“, sagt Jörg Baumann, Auslandsbeauftragter der Hamburger Malteser, die die Litauer unterstützen.
Auch die Hamburger Johanniter-Unfall-Hilfe unterstützt eine Suppenküche, und zwar die ihrer lettischen Schwesterorganisation Sveta Jana Palidziba in Riga. An die 600 warme Mahlzeiten verteilen die Helfer täglich, vor allem an Kinder, Alleinerziehende und ältere Menschen.
Zur Weihnachtszeit gibt es auch Süßigkeiten in der Suppenküche
Ein regelmäßiger Gast ist Vladimirs Ivanovs. Der 36-Jährige ist seit seiner Geburt behindert und mittlerweile Vollwaise. Nach dem Unfalltod des Bruders vor einigen Jahren lebte Vladimirs mit seinen arbeitslosen Eltern zusammen. Das staatliche Arbeitslosengeld und die Behinderten-Zuwendung waren knapp, aber sie reichten zum Leben. Vor zwei Jahren starb dann seine Mutter. Der Vater wurde krank und Vladimirs musste ihn pflegen. Er bereitete die Mahlzeiten zu, machte den Haushalt und besorgte die Arznei für den Vater. Ihr Alltag war nicht leicht, aber zu zweit war es doch zu ertragen. Doch nun ist auch der Vater verstorben und Vladimirs muss alleine zurechtkommen. Verwandte oder Freunde gibt es nicht, das Geld ist immer sehr knapp, es reicht gerade für Miete und Heizung. Daneben bleibt kaum etwas für Lebensmittel und Hygieneartikel übrig.
Vladimirs kann sich nur Brot, Zucker, Salz und manchmal Milch leisten. Deswegen kommt Vladimirs jeden Morgen in die Suppenküche Sveta Jana Palidziba. Er hat immer eine Fünf-Liter-Kanne mit, weil er die Suppe den ganzen Tag isst – zum Frühstück, zum Mittag und auch zum Abend.
Am liebsten mag Vladimirs die Sauerkrautsuppe, weil da sehr viel Fleisch drin ist. „Ohne die Hilfe der Sveta Jana Palidziba würde ich nicht durchkommen“, sagt Vladimirs. „Aber ich klage nicht über mein Leben. Ich bin den Hamburgern dankbar, die für die Suppenküche in Lettland spenden und so ihr Fortbestehen sichern. Nun kommt die Weihnachtszeit, und das bedeutet, dass wir auch Süßigkeiten in der Suppenküche bekommen. Da freue ich mich besonders drauf.“
Staatlichen Zuschüsse reichen nicht für Betreuung und Essen für Kinder
Ausschließlich Kinder und Jugendliche betreut der Litauische Samariter-Bund (LSB) in Slienava, einem Vorort von Kaunas. Dort leben arme Familien in Behelfsheimen ohne Wasseranschluss mit einem einfachen Holzofen zum Heizen und Kochen. Viele Mütter und Väter sind arbeitslos und alkoholkrank, ein Ausdruck der Hoffnungslosigkeit an dem trostlosen Ort.
Der LSB hat mit Spendengeldern ein Kinderzentrum aufgebaut und sorgt dafür, dass die rund 35 betreuten Kinder ein Frühstück erhalten und frisches Obst für den Schultag. Nach der Schule kommen die Kinder zu einem warmen Mittagessen in das Kinderzentrum und verbringen den Nachmittag mit Schularbeiten und gemeinsamem Spielen.
Die Sozialpädagogin Vilma vom LSB betreut und fördert die Kinder. Sie spricht regelmäßig auch mit den Eltern, hilft bei Problemen und Streitigkeiten. „Einige Jugendliche haben durch unsere Hilfe den Realschulabschluss geschafft und damit gute Zukunftsperspektiven“, sagt Vilma.
Zudem erhalten die Kinder von Slienava neue Kleidung, die auch im Kinderzentrum gewaschen wird. „Wir möchten, dass die Kinder gut gekleidet in die Schule kommen. Sie sollen wegen ihrer Armut nicht ausgegrenzt werden“, sagt Gerd Prüfer, Litauenbeauftragter des Arbeiter-Samariter-Bundes Hamburg-Nordost (ASB), der den LSB unterstützt.
Denn die staatlichen Zuschüsse reichen nicht für die Betreuungskosten und Essensversorgung der Kinder, geschweige denn für die weiteren Baumaßnahmen am Kinderzentrum. Der LSB möchte gerne noch mehr Kinder auch bei Regenwetter und im Winter betreuen und im Notfall auch mal ein Kind im Haus übernachten lassen. Mittlerweile kann das Erdgeschoss des Kinderzentrums genutzt werden, dort gibt es auch sanitäre Einrichtungen. Die Kinder können hier duschen, das ist bei ihnen zu Hause nicht möglich. „Wir würden gerne auch die zweite Etage weiter ausbauen, dazu brauchen wir weitere Spenden“, sagt Gerd Prüfer vom Hamburger ASB.
Wenn Sie für die Projekte spenden möchten:
Malteser-Spendenkonto: Haspa, IBAN: DE 33 200 505 501 280 216 399, Stichwort: Litauenhilfe.
Spendenkonto des ASB: HSH Nordbank, IBAN: DE61 210500000436436000, Stichwort: Kaunas.
Johanniter-Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft, IBAN: DE 58370 20500 00043 24900, Stichwort: Suppenküche Riga