Auf ihrer Rundreise durch Afrika macht Sabrina Otto Station in Sambia. Die Begegnung mit einer Putzfrau im Hotel verändert ihre Weltsicht.

Am Anfang war da nur die Reiselust und das Fernweh. Ein Jahr durch Afrika und Indien, darauf hatte die Hamburgerin Sabrina Otto monatelang gespart. Dass diese Reise 2012 mit einem Lebensprojekt in Sambia enden würde, daran hätte die Marketingexpertin im Traum nicht gedacht.

Sabrina Otto, 43, elegant lässig gekleidet in Jeans und Pumps, wirkt auf den ersten Blick nicht wie eine Globetrotterin, die mit dem Rucksack allein durch die Welt reist. Doch ob Island oder Vietnam, immer wieder sucht sie Begegnungen mit fremden Ländern, Menschen und Landschaften. Auch die Arbeit im Ausland reizt die grazile Frau mit der offenen freundlichen Art. Schon während ihres Studiums der angewandten Kulturwissenschaften in Lüneburg, machte sie ein Auslandshalbjahr in Südafrika, organisierte dort für einen Reiseveranstalter in Kapstadt Luxustrips. Sie selber hat kein Problem damit, auf ihren Reisen auch mal auf gewisse Standards zu verzichten. „Meine erste heiße Dusche nach meiner Rückkehr aus Afrika war schon genial“, sagt sie und schmunzelt.

Mit Anfang 40 kündigte sie ihre Stelle als Leiterin der Marketingabteilung in einer Hamburger Bank. „Ich hatte dort die Online-Abteilung aufgebaut und den Online-Auftritt der Bank umgesetzt, jetzt war die Aufgabe für mich abgeschlossen und ich wollte meinen Traum verwirklichen, nochmal länger weg zu sein.“ Ihr Reisejahr startete sie im Süden Afrikas.

In Livingstone in Sambia lernte sie die Einheimische Fridah kennen. „Sie hat in dem Hotel geputzt, in dem ich gewohnt habe. Wir unterhielten uns auf Englisch und waren uns auf Anhieb sympathisch“, sagt sie. Fridah lud Sabrina Otto zu sich nach Hause ein. Als die Hamburgerin die kleine Strohhütte betrat, war sie bestürzt über die ärmlichen Verhältnisse,in der die alleinerziehende Mutter mit ihren beiden kleinen Kindern lebte. Es war der Moment, wo ihr Sinn fürs Praktische und Machbare und ihre Empathie für notleidende Menschen sie handeln ließen.

Weil das Strohdach der Hütte durch den Regen völlig verrottet war und die Rückwand einzustürzen drohte, bot sie Fridah spontan an, „ihr ein neues Dach aus Wellblech zu finanzieren, auf das sie bereits sparte, aber das sie sich nie hätte leisten können“, sagt Otto. Nachbarn halfen beim Transport des Materials und beim Aufbau der neuen Rückwand. Aber auch die Hamburgerin packte mit an. „Die matschige Arbeit mit dem Lehm für die neue Wand war Frauenarbeit“, sagt Otto. Gemeinsam mit Fridah und deren Schwester stand die Hamburgerin in der kleinen Hütte und verputzte die Lehmwände. Aus der Touristin Sabrina Otto war so etwas wie eine Entwicklungshelferin geworden.

Die große Dankbarkeit, die ihr, der fremden Weißen für ihre Hilfe entgegengebracht wurde, die Herzlichkeit der Menschen des Dorfes, aber auch die erbärmlichen Umstände, in denen viele Kinder lebten, ließen die Hamburgerin nicht mehr los.

Sie kehrte noch im gleichen Jahr nach Sambia zurück. Der Wunsch noch mehr zu helfen war geweckt und in der Leiterin der örtlichen Linda Community School, Cathrin Chilam, traf sie auf eine ebenso engagierte Frau „Die Schulen in Sambia kosten Schulgeld, die staatlichen Schulen sind teuer, das können sich viele Eltern nicht leisten.“ Auch die Linda Commnunity School in Livingstone kostet umgerechnet 50 Euro Schulgeld pro Kind im Jahr und selbst das können nicht alle Eltern des Ortes aufbringen.

Sabrina Otto sprach mit den Schülern, viele Waisen darunter und erfuhr, dass einige HIV-infiziert oder an Malaria erkrankt waren. Sie blieb zwei Monate, übernahm an der Schule für Erst- bis Siebtklässler organisatorische Arbeiten, um die Schulleiterin Cathy Chilam und ihr siebenköpfiges Kollegium zu entlasten. Gleichzeitig führte sie Interviews und schrieb die Kurzbiografien der Kinder auf. „Die Schule war mir ans Herz gewachsen und ich wollte sie unterstützen.“

Wieder zurück in Deutschland, gründete sie den Verein „make-kids-happy“. Sie verteilte die Kurzbiografien der Kinder an Freunde und Verwandte und warb darum, dass sie als Paten das Schulgeld für je ein Kind übernehmen. Das funktionierte. Um noch mehr Kindern zu helfen, initiierte sie ein Food-Programm: Weil viele Kinder nicht mal eine warme Mahlzeit am Tag erhalten, sammelt sie Spenden für Mittags-Mahlzeiten in der Schule.

„Bislang schaffen wir es durch die Spenden zwei- bis dreimal im Monat eine warme Mahlzeit an der Schule auszugeben. Wir möchten erreichen, dass es wenigstens einmal in der Woche ein Essen gibt.“ Dafür engagiert sich Otto, die inzwischen hauptberuflich bei einer großen Krankenkasse arbeitet, weiter ehrenamtlich. „Jede Spende geht zu hundert Prozent in das Projekt.“ Einmal im Jahr reist Otto selber nach Sambia, um mit anzupacken. Wenn sie dann sieht, wie glücklich die Kinder über ein Mittagessen sind, motiviert sie das, sich auch weiter für sie einzusetzen. „Wenn man einmal diese Armut erlebt hat, ändert das den Blick auf die Welt und es steigt die Wertschätzung für das, was man hier hat.“

Infos: www.make-kids-happy.de