Eine Flüchtlings-Initiative aus Wandsbek gewann den Preis der Bürgerstiftung Hamburg, der Verein „Nestwärme“ erhielt einen Ehrenpreis
Es sollte eine Begegnung mit Flüchtlingen auf Augenhöhe werden, die Wertschätzung zeigt und bei den Nachbarn gleichzeitig um Akzeptanz für die Wohnunterkunft an der Litzowstraße im Stadtteil wirbt. Das war das hohe Ziel des „UnterstützerInnenkreises Litzowstraße“, als dieser im Februar zu einem Themenmonat unter dem Motto „Flucht & Asyl in Wandsbek“ ins Kulturschloss einlud. In der Litzowstraße wohnen 110 Flüchtlinge in zweistöckigen Wohncontainern – Alleinstehende und Familien, geflohen aus den Krisenstaaten dieser Welt.
Seit 2013 kümmert sich der Unterstützerkreis um diese Menschen und bildet gemeinsam mit Einrichtungen wie dem örtlichen Sportverein, der Bücherhalle, den Kirchengemeinden und dem Kaleidoskop Theater ein Netzwerk, das vom Kulturschloss Wandsbek organisatorisch begleitet wird. „Mit dem Themenmonat wollten wir eine noch breitere Nachbarschaft ansprechen und damit die kulturelle Vielfalt der Flüchtlinge in den Stadtteil bringen“, sagt Gun Röttgers.
Sie ist Leiterin des Kulturschlosses und Mit-Initiatorin des „Unterstützer-
Innenkreises Litzowstraße“, der am Mittwoch in einer Feierstunde im KörberForum den „Preis der Bürgerstiftung Hamburg“ und damit 10.000 Euro erhalten hat. Jury-Mitglied und Laudator Stephan Karrenbauer („Hinz & Kunzt“) lobte das professionelle und gleichzeitig warmherzige Engagement der Initiative. Die Jury hatte sich für dieses Projekt unter den 74 Mitbewerbern entschieden, weil es für ganz Hamburg und darüber hinaus beispielhaft und zukunftsweisend ist.
Beim Themenmonat der Initiative trafen sich Flüchtlinge und Nachbarn
Denn vor allem der Themenmonat der Initiative war ein riesiger Erfolg. Gun Röttgers und ihr Team boten eine hochkarätige Diskussionsveranstaltung mit Staatsministerin Aydan Özoguz (SPD) an und eine Ausstellung, bei der Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus der Wohnunterkunft ihr Leben in einer Fotodokumentation zeigten. Es gab einen Workshop des Playback-Theaters mit Flüchtlingen samt Aufführung und ein großes interkulturelles Fest mit Musik und Essen für Nachbarn und Bewohner der Flüchtlingsunterkunft.
„Der riesige Erfolg der Veranstaltungen hat uns selber überwältigt, das Kulturzentrum war immer voll und es fand ein wirklich guter Austausch zwischen den Menschen statt“, sagt Gun Röttgers. Danach meldeten sich zu den 50 bisherigen Helfern weitere 150 Wandsbeker, die seither beim „UnterstützerInnenkreis Litzowstraße“ mitmachen und Flüchtlinge zu Behördengängen begleiten, Sprachkurse und Kinderangebote organisieren. Koordiniert werden die Helfer von fünf Ehrenamtlichen. Das von der Firma Gebr. Heinemann gespendete Preisgeld soll nun für weitere Projekte und den Ausbau des Netzwerks verwendet werden.
„Menschen verbinden – Zukunft stiften“ ist das Motto des Bürgerstiftungspreises. Deswegen hatte sich die Jury entschieden, einen zusätzlichen Ehrenpreis an „Nestwärme Hamburg“ zu verleihen. Denn diese Initiative möchte Familien mit schwerstkranken und behinderten Kindern durch die Unterstützung von Ehrenamtlichen den Alltag erleichtern. Diese sogenannten Zeitschenker können ihre ganz individuellen Fähigkeiten einbringen, als Familienpate, Organisationstalent oder Handwerker. „Nestwärme erfüllt damit in beispielhafter Weise das Anliegen des Preises, Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen zwischen Hamburger Bürgern in unterschiedlichen Lebenssituationen“, hieß es in der Begründung der Jury.