Der HanseMerkur Preis für Kinderschutz 2013 ging an die Klinik-Clowns Hamburg. Anerkennungspreise erhielten der Osnabrücker Verein Grips & Co., der Verein Resohelp Hameln sowie die Gesellschaft für Mukopolysaccharidosen.

Und für einen Moment ist alles vergessen. Die Kanüle im Arm, die Zytostatika, die Tropfen für Tropfen in den kleinen Körper dringen. Vergessen die große Müdigkeit, der bittere Geschmack im Mund, die Übelkeit. Pölli und Jojo stehen im Krankenzimmer. Und der kleine Junge ist plötzlich nicht mehr Patient, sondern ein fröhliches, unbeschwertes Kind. Wenn Jojo und Pölli ans Krankenbett kommen, beginnt eine ganz besondere Therapie: Es soll gelacht werden. Und das wird es. Denn: Lachen ist bekanntlich die beste Medizin.

Der Verein Klinik-Clowns Hamburg e.V. ist Hauptpreisträger des HanseMerkur Preises 2013 und wurde am vergangenen Dienstag für sein komplett aus Spenden finanziertes und herausragendes Engagement mit 20.000 Euro ausgezeichnet.

Jojo, alias Birgit Musolf und Pölli, alias Kristina Müller, Geschäftsführerin und Mitbegründerin des Vereins, sind zwei von zwölf Clowns, die regelmäßig im UKE, auf der Kinderstation der Asklepios Klinik Nord, im Altonaer Kinderkrankenhaus, in Boberg, Geesthacht und im Wilhelmsstift in Rahlstedt ihre Späße treiben. Sie holen die Kinder einfühlsam von ihrer belastenden Situation ab und heitern ihnen den tristen Klinikalltag auf. Es wird gesungen, musiziert, gelacht, es werden Geschichten erfunden und Luftballon-Figuren geformt. „Humor hilft, Situationen zu entschärfen, dass Kinder Gefühle von Angst und Machtlosigkeit leichter überwinden“, sagt Kristina Müller.

Die Klinik-Clowns gibt es in Hamburg seit zwölf Jahren. Die Idee des therapeutischen Lachens stammt aus den USA, wo der Psychiater William F. Fry in Stanford die positive Wirkung des Lachens auf körperliche Vorgänge erforschte. Lachen hilft! Es stärkt das Immunsystem, setzt glücksbringende Endorphine im Körper frei und unterstützt bei der Schmerzbewältigung.

Pölli, Jojo und die anderen Spaßfachkräfte des Vereins haben professionelle Klinik-Clown-Ausbildungen absolviert. Das ist wichtig, denn das, was diese Clowns leisten, geht weit über die künstlerische Aufgabe hinaus: Klinik-Clowns agieren im therapeutischen Bereich. Sie betreten ein Krankenzimmer und müssen erkennen, wie es den kleinen Patienten geht. „Die Kinder sind die Stars unseres Programms. Sie müssen aus unseren Visiten gestärkt hervorgehen“, sagt Kristina Müller.

Die Klinik-Clowns müssen Einfühlungsvermögen, Beobachtungsgabe und menschliche Reife mit handwerklichem „clownischen“ Können und künstlerischem Talent spontan verbinden. Die Mitarbeiter von Klinik-Clowns e.V. werden nach einem intensiven Bewerbungsverfahren ausgewählt und weitergebildet. Mit dem Preisgeld sollen die Clownsvisiten aufgestockt und jene Kliniken, in denen bisher nur zweimal im Monat Besuche möglich waren, wöchentlich bespielt werden. Kontakt: www.klinik-clowns-hamburg.de oder Tel. 88145090.

Anerkennungspreis: Gesellschaft

für Mukopolysaccharidosen e.V.

Für Eltern ist es das Schönste, die Fortschritte und die Entwicklung ihres Kinds zu beobachten: das erste Sitzen, das erste Krabbeln, die ersten Schritte, das erste Wort. Kaum jemand kann sich die Gefühle jener Eltern vorstellen, deren Kinder sich plötzlich nicht altersgerecht weiterentwickeln oder das schon Gelernte wieder vergessen. Michaela Giel, Vorsitzende der Gesellschaft für Mukopolysaccharidosen e.V., kennt diese Gefühle, weiß um die verzweifelte Suche nach erfahrenen Ärzten und einer eindeutigen Diagnose. Ihre Tochter Clara war neun Monate alt, als festgestellt wurde, dass sie Mukopolysaccharidose (MPS) Typ I hat.

Die MPS-Gesellschaft, Aschaffenburg, erhält für ihr Engagement im Projekt „MPS-Regio: Ehrenamt, full-time. Von Betroffenen für Betroffene“ einen Anerkennungspreis, der mit 10.000 Euro dotiert ist.

MPS gehört zu den chronisch seltenen Erkrankungen. Eine genetisch bedingte, progressive und unheilbare Stoffwechselerkrankung, die das Leben in der Regel deutlich verkürzt. Wichtig ist eine frühe Diagnose, denn manchmal kann eine Knochenmarktransplantation helfen, den Verlauf der Erkrankung abzumildern. Deswegen ist die Beratung der betroffenen Familien so wichtig. Genau das ist die Aufgabe der MPS-Gesellschaft, die 1986 gegründet wurde.

Es gibt 34 Regionalbeauftragte, die die rund 400 MPS-Kinder und ihre Familien in Krisensituationen auffangen, praktische Unterstützung gebenreffen für Betroffene organisieren, Kontakte vermitteln und immer wieder die Pharmaindustrie zu weitergehenden Forschungen ermuntern.

Anerkennungspreis: Resohelp Hameln

Wenn Jugendliche aus der Haft der Jugendanstalt Hameln entlassen werden, sind sie häufig überfordert mit der neu gewonnenen Freiheit, etliche werden rückfällig. Hilfe bekommen sie durch Resohelp Hameln. Die Initiative bekommt einen Anerkennungspreis von 10.000 Euro.

Seit 33 Jahren ist die Einrichtung in Trägerschaft des Caritasverbandes eine Anlaufstelle für inhaftierte Jugendliche und oft auch ihre Familien. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Michael Karin führt Monika Koschany seit dem Jahr 2000 zweimal jährlich Entlassungs-Vorbereitungskurse für rund 35 Jugendstraftäter durch. In elf Wochen lernen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen alles über die ersten Schritte in die Freiheit, Schuldenregulierung und -vermeidung, die Bedeutung notwendiger und verpflichtender Behördengänge. In Rollenspielen werden Behördengänge trainiert und der Besuch beim Arbeitsamt vorbereitet, ebenso eine aktuelle Bewerbungsmappe. Hinzu kommen Themen wie Konfliktvermeidung, Kommunikation, Freizeitgestaltung und Gesundheitsvorsorge.

„Das Wichtigste ist es jedoch, den Jugendlichen zu vermitteln, dass sie die Verantwortung für sich, ihr Leben und ihr Handeln übernehmen müssen“, sagt Monika Koschany. In den vergangenen 13 Jahren haben 485 Inhaftierte das Reintegrations-Angebot erfolgreich durchlaufen. Dank des Engagements von Resohelp Hameln im Projekt „… und morgen sind sie wieder unsere Nachbarn!“ haben junge Straftäter nun eine gute Prognose für ihre Integration in die Gesellschaft.

Anerkennungspreis: Grips & Co. e.V.,

Osnabrück

Bundesweit gibt es rund 300.000 hochbegabte Kinder, die jedoch häufig nicht nach ihren Fähigkeiten gefördert werden. Im Gegenteil. Viele dieser Kinder bewegen sich ständig zwischen Schulverweigerung, Langeweile und Nachhilfeunterricht. Sie sind Randständige, die nicht in das Schulsystem passen, das alle Kinder gleich behandeln will. Inklusion sollte auch für Hochbegabte gelten.

Sabine Hogrebe und Erika Schnieders, Mütter mehrerer hochbegabter Kinder, haben aufgrund dieser Erfahrungen 2008 den Verein Grips & Co. e.V. für den Großraum Osnabrück gegründet. Er erhält einen Anerkennungspreis in Höhe von 10.000 Euro. In dem Verein finden mittlerweile mehr als 300 Mitglieder Rat und Unterstützung. Grips & Co. e.V. hat sich die ganzheitliche Förderung hochbegabter Kinder und Jugendlicher sowie die Unterstützung ihrer Familien im Bereich Bildung und Erziehung zum Ziel gesetzt. Der Verein bietet Beratung für Eltern aus der Region, eine Telefonhotline sowie auch Vorträge und Weiterbildungen zum Thema Hochbegabung für Erzieher und Lehrer an. Wichtig sind für die Mitglieder auch die Elternstammtische sowie die Kinder- und Familienveranstaltungen. Für die Kinder ist der Verein oftmals ein Rettungsanker. (hgw)

----------

Der älteste Sozialpreis

In einem Festakt wurden die Preisträger am Dienstag im Atrium der HanseMerkur Versicherungsgruppe in Hamburg ausgezeichnet. Der HanseMerkur Preis für Kinderschutz ist der älteste Sozialpreis Deutschlands und ist mit insgesamt 50.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet werden einzelne Personen und private Initiativen in Deutschland, die sich weitgehend ehrenamtlich und beispielhaft für die Belange der Jugend einsetzen. Die zehnköpfige Jury besteht aus renommierten Kinderschützern, u.a. Eva Luise Köhler (Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen), Dr. Jürgen Heraeus (UNICEF), Heinz Hilgers (Deutscher Kinderschutzbund).

Bewerbungen für den „HanseMerkur Preis für Kinderschutz 2014“ bis 30.8. an: Gabriela Ulmen, Presseabtl., HanseMerkur Versicherungsgruppe, Siegfried-Wedells-Platz 1, 20354 Hamburg, E-Mail: gabriela.ulmen@hansemerkur.de