In Hamburg gibt es die größte Altersarmut in Deutschland. Es darf nicht sein, dass wir die Alten vergessen, die dieses Land mit aufgebaut haben. Viele sind von der Teilhabe am Leben ausgeschlossen.

Gerade erst diese Woche saß unten in der Verlagshalle eine alte Frau, die unsere Redaktion „Von Mensch zu Mensch“ um einen Kleiderzuschuss bat. Sie hatte ihre Hose mit einem Strick zugeschnürt, die alten Turnschuhe trug sie den ganzen Winter über – es ist ihr einziges Paar. Sie hatte mit Ende 50 einen Gehirnschlag, wurde so arbeitsunfähig. Jetzt lebt sie von zehn Euro am Tag, da bleibt nichts übrig, um für Kleidung zu sparen. Einige Wochen zuvor, habe ich einem alten Mann, von Parkinson gezeichnet, einen Cappuccino ausgeben – da fing er an zu weinen, es war sein erster nach vielen Jahren. Er hat mir seine Geschichte erzählt, von der Seefahrt und von seiner Einsamkeit.

Ich bin sehr dankbar, dass wir durch die Leser-Spenden auf das Mensch-Konto die Möglichkeit haben, ganz unbürokratisch helfen zu können. Doch gleichzeitig bin ich immer wieder verstört und beschämt, dass in unserer so reichen Stadt so viele arme Alte leben. Ich finde das Engagement für Kinder ganz wichtig, doch es darf nicht sein, dass wir darüber die Alten vergessen. Dass sie, die dieses Land mit aufgebaut haben, nicht mehr am Leben teilhaben können. Vielleicht kennen Sie ja in der Nachbarschaft einen alten Menschen, der ganz alleine ist – laden Sie ihn oder sie doch mal auf einen Kaffee ein.

Ihre Sabine Tesche