Hamburg. Sie haben stressige Monate hinter sich. Haben intensiv gebüffelt und sich auf’s Abi vorbereitet. Jetzt ist das Ende ihrer Schulzeit da. Und viele Abiturienten fragen sich: Was nun? Mit Ausbildung oder Studium beginnen? Oder erst mal auf Reisen gehen?

Julia von Heinrich, Abiturientin vom Gymnasium Bornbrook in Lohbrügge, hat 2009 ein High-School-Jahr im kanadischen Montréal verbracht. „Das war eine super Zeit, ich hatte eine nette Familie, lebte in einem großen Haus“, sagt Julia. Sie ist mit ihrer Gastfamilie durch Kanada und die USA gereist, war Skifahren, hat viele Freundschaften geschlossen. „Der Aufenthalt war ein voller Erfolg“, sagt sie. Dieses Erlebnis hat sie offenbar auf den Geschmack gebracht. Nach dem Abitur geht es schon im Oktober wieder los. Noch weiter weg. Gemeinsam mit ihrer Freundin Hannah wird die 17-Jährige an einem „work and travel“-Programm in Australien teilnehmen. Es liegt wohl auch an Hannah, dass Julia von Heinrich wieder Fernweh verspürt. „Eigentlich ist es ihr größter Wunsch, nach Australien zu gehen“, sagt Julia. Start ist in Sydney und dann geht es quer über den Kontinent. „Ich mag diese weite, einsame Landschaft.“

Die Mädels werden zum Beispiel in der Landwirtschaft arbeiten und dafür freie Verpflegung und Unterkunft erhalten. „Wenn wir auf einer Farm arbeiten, werden wir dort je nach Saison das entsprechende Obst oder Gemüse pflücken und uns so unser Geld verdienen. Welche Lebensmittel das genau sein werden, kann ich nicht sagen, da wir nicht wissen zu welcher Zeit wir an welchem Ort sind. “Die anderen Jobs während des Jahres können ganz unterschiedlich sein. „Man kann irgendwelche Handzettel verteilen oder auch in der Tourismusbranche als Reiseführer bei den Sehenswürdigkeiten tätig sein, da es schon praktisch ist den Touristen in ihrer Muttersprache Informationen über die Sehenswürdigkeit zu vermitteln.“

Im Juni kommenden Jahres wollen sie zurückkommen. Die Abizeit war stressig genug. Auf die Auszeit vor ihrem Medizinstudium freut sich Julia sehr. Auch wenn das bedeutet, Freund Steven in Hamburg zurück zu lassen. „Wir sind erst vier Monate zusammen. Das ist zwar schade, aber er hat mich nicht anders kennengelernt. Er weiß, wenn ich einen festen Plan habe, setze ich den auch um.“ Heimweh hatte sie zuletzt als Kind. „Weihnachten wird schwierig“, sagt sie. Aber ihre Mutter und ihr kleiner, sechsjähriger Bruder werden Julia zwischendurch in Australien besuchen kommen.

Die Drillinge Timo, Daniel und Marko Hoffmann, 18, aus Lurup gehen zum ersten Mal ganz in ihrem Leben verschiedene Wege. Nach einer gemeinsamen Kita- und Grundschulschulzeit haben die Brüder das Goethe-Gymnasium besucht. Während ihr älterer Bruder Lando dem letzten G9-Jahrgang angehörte, machten die Drillinge ihr Abitur nach acht Jahren. Mit unterschiedlichen Schwerpunkten, denn ihre Neigungen und Begabungen sind ziemlich unterschiedlich. Eine Ausnahme ist da der Sport: alle drei spielen Fußball und Basketball. Marko ist zusätzlich ein leidenschaftlicher Fußballspieler, er hat sich für das Sportprofil entschieden. Besonders gut ist er auch im Spanischen. Demnächst beginnt er eine Ausbildung in der kaufmännischen Abteilung eines Logistikbetriebs. „Ich hoffe“, sagt er, „dass ich meine Sprachkenntnisse dort anwenden kann.“

Daniel ist als einziger der Drillinge begeistert von Physik. Er könne sich durchaus vorstellen, später Pharmazie zu studieren. Zunächst will der Hobby-Aquaristiker aber für mindestens ein halbes Jahr ins Ausland. „Dafür hatten wir leider durch die verkürzte Schulzeit keine Gelegenheit“, sagt er. Um sich das Geld für seine Reise zu verdienen, jobbt er in einem Hotel.

Auch Timo möchte ins Ausland, mindestens einen Monat will er mit Interrail durch Europa touren. Seine Lieblingsfächer sind Sport und Pädagogik. Ob er diese Neigungen später miteinander verbindet, etwa mit einem Lehramtstudium, weiß er noch nicht. Erste Erfahrungen sammelt er bereits als Klettertrainer an Schulen. „Vielleicht“, sagt Timo, „gehe ich aber auch in die Fitness-Branche.“

Marko, Daniel und Timo Hoffmann freuen sich, dass sie nach dem G8-Schulstress gleich loslegen können. Und nicht, wie ihr Bruder Lando, erst noch sechs Monate Zivildienst leisten müssen.