Lehrer stünden ständig in der Kritik, sagt Vorjahressiegerin Gerlinde Hartmann. Lob für pädagogische Leistungen gebe es zu selten

Hammerbrook. Seit 1988 unterrichtet Gerlinde Hartmann Deutsch und Politik an der staatlichen Handelsschule H 12 am Ausschläger Weg. Im vergangenen Jahr gewann die 55 Jahre alte Pädagogin den Wettbewerb von Abendblatt, Seiteneinsteiger und Haspa Hamburg Stiftung. Ein Gespräch mit der dreifachen Mutter über Lehrer, Lob und Lorbeeren.

Abendblatt:

Was bedeutet Ihnen der Titel "Hamburgs beste Deutschlehrerin"?

Gerlinde Hartmann:

Am meisten habe ich mich schon über die Nominierung gefreut. Dass meine Schüler mich vorgeschlagen und eine Bewerbung eingereicht haben, das war für mich die größte Überraschung und das schönste Kompliment. Offensichtlich gefällt den Schülern, wie ich die Deutschstunden gestalte. Diese Anerkennung tut einfach gut.

Wie haben Ihre Kollegen reagiert?

Hartmann:

Ich habe sehr viel Lob bekommen. Viele haben gesagt: "Toll, du hast diese Auszeichnung wirklich verdient." Irgendwie war die ganze Schule stolz auf diesen Preis, was mir sehr gefallen hat. Zum Titelgewinn gehört natürlich ein bisschen Glück, schließlich gibt es in Hamburg viele engagierte Kollegen, die einen tollen Job machen.

Wie haben Sie das Preisgeld eingesetzt?

Hartmann:

Mit vier Referendarinnen und natürlich mit meinen Schülern habe ich ein Faltmagazin produziert. Das Heft, das in einer Auflage von 500 Exemplaren erschienen ist, enthielt die literarischen Beiträge, die meine Schüler für unseren Poetry-Slam, den schulinternen Dichter-Wettstreit, verfasst haben. Beeindruckende Texte, die so noch einmal jeder in der Hand halten und zu Hause seinen Eltern zeigen konnte. Die Referendarinnen waren so begeistert, dass sie ein ähnliches Projekt hoffentlich eines Tages auch umsetzen werden.

Wie finden Sie den Wettbewerb "Hamburgs bester Deutschlehrer"?

Hartmann:

Sinnvoll. Denn als Lehrer bekommt man kaum Lorbeeren. Auszeichnungen sind in diesem Beruf einfach nicht üblich. Ganz im Gegenteil: Eigentlich steht man ständig in der Kritik. Manchmal sogar schon früh morgens, wenn man ins Klassenzimmer kommt und sich mit kritischen Schülern auseinandersetzt. Den Beruf auch mal positiv in der Öffentlichkeit darzustellen, finde ich sehr gut.