Hamburg. Eine Verkehrskontrolle wurde am Mittwoch zu einem veritablen Großeinsatz. Der Auslöser: ein 18-Jähriger mit Rennfahrerambitionen.
Weniger Autorennspiele auf der PlayStation spielen – mehr aufpassen in der Fahrschule. Das möchte man dem 18 Jahre alten Hamburger raten, der am Mittwochabend die Polizei Hamburg bei einer Verfolgungsjagd auf Trab gehalten hat. Wobei der junge Mann sich vermutlich so schnell nicht wieder um den Erwerb eines Führerscheins bemühen muss, nachdem er einen veritablen Großeinsatz mit mehr als einem Dutzend Streifenwagen ausgelöst hat.
Was war passiert? Eine Verkehrskontrolle. Also beinahe. Gegen 21 Uhr am Mittwochabend wollten Beamte den Fahrer eines VW Polo des Carsharing-Anbieters Miles in der Straße Laufgraben in Rotherbaum überprüfen. Von dieser Idee war der Fahrer nicht so wirklich angetan und "versuchte, sich der Kontrolle durch Flucht zu entziehen", wie Polizeisprecherin Nina Kaluza auf Abendblatt-Anfrage erklärt.
Polizei Hamburg: Verfolgungsjagd auf Rundkurs – Straßensperre inklusive
Eine wirklich brillante Idee. Nicht. Vor allem dann nicht, wenn man anscheinend keine allzu ausgeprägte Ortskenntnis hat. Die sich entwickelnde Verfolgungsjagd bekam jedenfalls rasch den Charakter eines Rundkurses durch Rotherbaum und das Schanzenviertel: Vom Laufgraben in die Rentzelstraße, über die Schröderstiftstraße zurück in den Laufgraben und dann auf zu einer neuen Runde, diesmal weiter über die Altonaer Straße, Schulterblatt, Schanzenstraße ...
Inzwischen waren laut Kaluza 13 Streifenwagen an der wilden Jagd beteiligt, inklusive mehrerer Polizei-Transporter, die den Jungspund als quergestellte improvisierte Straßensperre stoppen sollten. In völliger Ignoranz (oder Unkenntnis) der Verkehrsregeln fuhr der 18-Jährige durch den Gegenverkehr, über rote Ampeln und schließlich auch noch den Gehweg, um den gerade erwähnten Straßensperren zu entgehen. Mehrfach gefährdete er dabei andere Verkehrsteilnehmer, Polizeibeamte und Fußgänger – passiert ist zum Glück nichts.
18-Jähriger hatte gar keinen Führerschein
Aber selbst, als es den Beamten schließlich gelang, den Polo zu stoppen, hatte Junior noch nicht genug: Er versuchte nun, zu Fuß zu flüchten – quasi eine Hommage an den klassischen Le-Mans-Start, bei dem die Rennfahrer allerdings zu ihren Autos hinliefen statt vor ihnen weg. Die Joggingrunde hatte jedenfalls genau den Erfolg, den man erwarten würde: Kurze Zeit später wurde der Teenager von den (mutmaßlich inzwischen ernsthaft genervten) Polizeibeamten eingeholt und zu Boden gebracht.
Immerhin wurde bei der Überprüfung der Personalien klar, warum der Hamburger so erpicht darauf war, nicht kontrolliert zu werden: Führerschein? Fehlanzeige. Das allein hätte mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer saftigen Geldstrafe geführt. Dass das aber nach dem Alarm, den er veranstaltet hat, um sich der Kontrolle zu entziehen, alles ist, was nun auf den 18-Jährigen zukommt, darf wohl bezweifelt werden. Zumal er sich auch nicht auf geistige Umnachtung herausreden kann: Alkohol- und Drogentest waren negativ.
Interessieren dürfte die Ermittler (und mutmaßlich auch die Eltern des Nachwuchsrennsportlers) außerdem, wie er überhaupt an den Carsharing-Wagen gekommen ist, so ganz ohne Führerschein.