Hamburg. Mann soll Frau in seinem Tattoo-Studio in Winterhude zu einem Motiv im Intimbereich überredet und sich dann an ihr vergangen haben.

Fünf Wochen zögerte Ramona P. (Name geändert). Sie hatte sich Freunden anvertraut, hatte sich geschämt. Schließlich erstattete sie doch Anzeige gegen den Mann, der sich an ihr vergangen haben soll, als er ihr ein Tattoo stach. Seit Freitag steht mit Shahab A. nun eben dieser Mann vor dem Landgericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 28-Jährigen Vergewaltigung vor.

Am Freitag musste das Gericht vom geplanten Programm abweichen. Grund: Unmittelbar vor Prozessbeginn berichtete die Verteidigerin des Angeklagten von Erkältungssymptomen, ein Test brachte Klarheit: Corona-positiv. Damit wenigstens der Anklagesatz verlesen werden konnte, „beschaffte“ der Vorsitzende Richter eilfertig einen anderen Anwalt. Der für Montag vorgesehene Sitzungstermin mit der Vernehmung der Geschädigten, die auch Nebenklägerin in diesem Verfahren ist, musste daher abgesetzt werden. Weiter geht es in dem Fall am kommenden Freitag – sofern die Verteidigerin denn von ihrer Erkrankung genesen ist.

Hamburger Tätowierer wegen Vergewaltigung im Studio vor Gericht

Die Staatsanwaltschaft legt dem 28-Jährigen zur Last, die Vergewaltigung begangen zu haben, indem er einen „Überraschungsmoment“ ausnutzte. Die Geschädigte habe sich am 15. Juni 2020 in dem inzwischen geschlossenen Winterhuder Studio zunächst wie vereinbart ein Tattoo in der Kniekehle nachstechen lassen. Dann aber soll der Angeklagte die 34-Jährige überredet haben, sich ein Motiv im Intimbereich, an den Innenseiten der Oberschenkel, stechen zu lassen.

Um die Arbeit „sauber“ ausführen zu können, habe er sie gebeten, ihren Schlüpfer auszuziehen. Sodann habe er die Geschädigte wiederholt im Intimbereich berührt und sexuelle Handlungen an ihr vorgenommen. Die Zeugin habe zweimal seine Hand weggeschlagen und ihn aufgefordert aufzuhören – was der Angeklagte schließlich auch getan habe. Nach wie vor sei ihre Mandantin durch die Tat schwer belastet, sagte ihre Anwältin Andrea Synatschke-Tchon dem Abendblatt.

Der angeklagte Tätowierer kam mit seiner Ehefrau zum Prozess. Wie er sich zu den Vorwürfen verhält, dazu wollte er sich vor Verhandlungsbeginn ohne seine Verteidigerin nicht äußern. Auf Abendblatt-Anfrage hieß es von der Hamburger Staatsanwaltschaft, dass Shahab A. in der Sache zeitweise in Untersuchungshaft gewesen sei. Anklage sei bereits im April 2021 erhoben worden.