Hamburg. Eine als gewaltorientiert eingestufte Gruppierung reagiert damit auf den Tod des 33-Jährigen – dieser war jedoch nicht dunkelhäutig.

Unter dem Tenor "Zusammen kämpfen gegen Rassismus und Repression – stop Racial Profiling" protestierten am Donnerstag 60 Menschen am Hansaplatz in St. Georg und am Gänsemarkt. Es habe eine Eilversammlungsanmeldung gegeben, bestätigte die Polizei Hamburg am Donnerstag. Die Demo sollte eine Reaktion auf den Tod eines 33 Jahre alten Mannes sein, der nach einem Polizeieinsatz am Mittwochmorgen in Bramfeld verstarb.

Fakt ist jedoch: Bei dem 33-Jährigen handelt es sich keinesfalls um einen dunkelhäutigen Mann, wie der Tenor der Demo vermuten ließ. Der Verstorbene hatte die polnische Staatsangehörigkeit, wie Polizeisprecher Florian Abbenseth auf Nachfrage mittteilte. Und: Bei dem Einsatz ging es nicht um eine Kontrolle oder ein Drogendelikt auf St. Pauli. Ein Passant hatte die Polizei am frühen Mittwochmorgen alarmiert und berichtet, dass der Mann immer wieder auf die Fahrbahn der Steilshooper Allee renne und teils vor fahrende Autos laufe.

Tod nach Polizeieinsatz: Gewaltorientierte Gruppe ruft zur Demo auf

Die Demo startete um 17.30 Uhr am Hansaplatz, danach zogen die Menschen weiter zum Gänsemarkt. Nach einer zehnminütigen Abschlusskundgebung zerstreute sich der Aufzug gegen 18.40 Uhr. Die Polizei sprach auf Nachfrage von einem friedlichen Verlauf.

In sozialen Netzwerken hatte die „Proletarische Jugend Hamburg“ (PJH) zu der Anti-Rassismus-Demo aufgerufen, die sich selbst als eine „internationalistische, antifaschistische, antikapitalistische und antiimperialistische Jugendgruppe aus Hamburg“ definiert. Der Hamburger Verfassungsschutz stuft die PJH als gewaltorientiert ein.

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"Proletarische Jugend Hamburg“ spricht von Polizeigewalt

In ihrem Demoaufruf bei Instagram erhebt die Gruppierung schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Zudem bezieht sich die PJH auch auf das jüngste Gerichtsurteil zum Thema Racial Profiling, bei dem entschieden wurde, dass die polizeiliche Überprüfung eines aus dem Togo stammenden Mannes an einem sogenannten „gefährlichen Ort“ auf St. Pauli rechtmäßig war. Das Hamburgische Oberverwaltungsgericht hatte eine entsprechende Klage des Anwohners in zweiter Instanz abgewiesen und am Montag die Begründung dieser Entscheidung nachgeliefert.

Doch diese gefällt der PJH nicht. Alle Personen, die in den Augen der Polizei falsch aussehen, könnten nun angehalten und kontrolliert werden, moniert die Gruppierung. "Dazu gehören auch rassistische Kontrollen, die lediglich auf die Hautfarbe zurückzuführen sind", heißt es in dem Instagram-Post. Unschuldige Bürgerinnen und Bürger könnten nun immer und überall Opfer von Polizeigewalt werden, so der Vorwurf. Erst gestern sei "ein Opfer" nach einem Einsatz in Bramfeld im Krankenhaus verstorben.

Polizei Hamburg: 33-Jähriger zeigte sich hochaggressiv

Die PJH fährt schwere Geschütze auf und spricht sogar von "Mord". Inwiefern der Tod des 33-Jährigen, der offensichtlich Hilfe benötigte, im Zusammenhang mit Racial Profiling steht, darauf wird in dem Beitrag nicht näher eingegangen.

Nach Angaben der Polizei kam es am Mittwochmorgen um kurz vor 5 Uhr zu einem Einsatz an der Steilshooper Allee – wegen eines "verhaltensauffälligen Mannes", wie die Polizei bereits am Mittwoch mitteilte. Als die erste Streifenwagenbesatzung nach dem Notruf eines Passanten vor Ort eintraf, versuchte der 33-Jährige zu flüchten. Abbenseth: "Als die Beamten ihn stellten, zeigte er sich hochaggressiv. Er wurde unter Einsatz körperlicher Gewalt zu Boden gebracht und gefesselt." Ein Polizeibeamter wurde bei dem Einschreiten leicht an der Hand verletzt. "Die Abläufe des polizeilichen Einschreiten sind noch Gegenstand der weiteren Ermittlungen."

Tod nach Polizeieinsatz: 33-Jähriger wird obduziert

Wegen seines "unklaren Gesundheitszustandes" kam der 33-Jährige mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus. Sein Zustand verschlechterte sich jedoch und er musste reanimiert werden. Doch trotz aller Rettungsversuche sei er verstorben, so die Polizei.

Zur Todesursache ermittelt jetzt das Landeskriminalamt. "Aller Voraussicht nach soll morgen eine Obduktion stattfinden", sagte Abbenseth. Wie in solchen Fällen üblich, erhielt das Dezernat Interne Ermittlungen (DIE) Kenntnis von dem Sachverhalt. "Über etwaige strafrechtliche Ermittlungen wird dort nach dem Ergebnis des Todesermittlungsverfahrens entschieden", sagte Abbenseth.