Hamburg. Die fünf Frauen und der Mann waren in Clubs feiern – danach klagten alle über Gedächtnisverlust. Was die Polizei weiß.

Plötzlicher Schwindel, Übelkeit, Gedächtnisverlust: K.-o.-Tropfen sind ein Thema, das vor allem jungen Frauen und Eltern von Teenagern Angst macht. In Großbritannien hat die Polizei allein im September und Oktober mehr als 200 Fälle registriert, in denen in Clubs und Pubs K.-o.-Tropfen verabreicht wurden – als Konsequenz boykottieren nun viele Frauen das Nachtleben. Hamburg verzeichnet keine alarmierenden Zahlen – jedoch kam es am Wochenende auf St.Pauli zu einer Häufung möglicher K.-o.-Tropfen-Fälle.

"In der Nacht zum Sonntag klagten sechs Personen, die auf dem Kiez feiern waren, über Gedächtnisverlust", sagte Polizeisprecher Holger Vehren am Freitag dem Abendblatt. Die fünf Frauen – darunter auch eine 18-Jährige – und ein Mann gaben demnach an, dass das nur die Folge von K.-o.-Tropfen sein könne. Sie hätten zwar Alkohol getrunken, aber nicht in solchen Mengen, die den Gedächtnisverlust erklären würden.

St. Pauli: K.-o.-Tropfen im Getränk? Vier Personen in Klinik

"Einige der Personen litten zudem an Schwindelgefühlen und Übelkeit", so Vehren. Symptome, die auf K.-o.-Tropfen zurückzuführen sein könnten. Vier Personen kamen ins Krankenhaus, bei drei von ihnen wurden Blutproben entnommen. "Die Ergebnisse stehen noch aus", sagte der Polizeisprecher.

Dass nicht bei allen sechs Betroffenen Blut entnommen wurde, liegt daran, dass sich einige von ihnen erst später bei der Polizei gemeldet hatten und die K.-o.-Tropfen somit nicht mehr nachweisbar gewesen wären. Die fünf Frauen und der Mann waren am Sonnabend in verschieden Clubs und Bars auf dem Kiez feiern: im BKI:Kiezinternat (Große Freiheit), im Noho Club (Nobistor), in der Wunderbar (Talstraße) und der Hamburger Alm (Reeperbahn).

Polizei Hamburg sichtet Videoaufnahmen aus den Kiez-Clubs

Ob den sechs Kiez-Besuchern tatsächlich unbemerkt K.-o.-Tropfen ins Getränk gemischt wurden, muss nun geklärt werden. "Alle Personen müssen noch vernommen werden", so Vehren. "Zudem wurden Videoaufzeichnungen aus den Clubs sichergestellt, die nun gesichtet werden." Hinweise auf sexuelle Absichten oder Raub gebe es bislang nicht.

Dass sich die K.-o.-Tropfen-Fälle auf St. Pauli in den vergangenen Wochen gehäuft haben, wie die "Bild" berichtete, konnte Holger Vehren nicht bestätigen: "Das ist nicht der Fall." Es seien lediglich zwei weitere Vorfälle aus den Monaten August/September in Bearbeitung.