Hamburg. In den Boberger Dünen gibt es immer wieder Beschwerden wegen sexueller Belästigung. Polizei hat sieben Exhibitionisten festgenommen.
Es war ein delikater Einsatz für Hamburger Bereitschaftspolizistinnen. Mehrere Tage waren sie als Lockvögel rund um den Boberger See im Einsatz. Ihre Uniform hatten sie dabei gegen sommerliche Kleidung getauscht. Ihr Auftrag: Exhibitionisten zu überführen, die dort Frauen belästigen. Der Erfolg übertraf alle Erwartungen. Sieben Männer wurden festgenommen. Der älteste ist 71 Jahre alt.
Es war eine ganz konkrete Beschwerdelage, die die Polizei zu dem ungewöhnlichen Einsatz brachte. Bei der örtlichen Wache 43 in Bergedorf waren vermehrt Anzeigen eingegangen, wonach Frauen im Umfeld des Badesees mit FKK-Bereich belästigt wurden. Denn ganz so, wie es in einem Artikel auf einer Internetplattform beschrieben wird, wonach am See „fleißig der sexuellen Revolution gefrönt wird, ohne dass jemand Anstoß daran nimmt“, ist es eben nicht.
Boberger Dünen: Frauen am Ufer belästigt
Bereits am 12. Juli war der erste Einsatz der Polizei in „Sommerzivil“ mit der ersten Festnahme am Nachmittag. Ein 59-Jähriger, der in Barmbek wohnt, wurde festgenommen, nachdem er bei eindeutigen Handlungen beobachtet worden war. Am 14. Juli gingen gleich vier Männer im Alter von 30 bis 71 Jahren der Polizei ins Netz. „Eine Kollegin hatte noch nicht mal das Handtuch ausgerollt, auf das sie sich legen wollte, als schon der erste Kerl aus den Büschen sprang“, beschreibt ein Beamter die Situation.
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In einem Fall hatte ein Billstedter (30) im FKK-Bereich ausufernde Gymnastikübungen mit verbotenen Einlagen gemacht. In einem anderem Fall holten Polizisten einen 31-jährigen Schleswig-Holsteiner aus dem Wasser, in dem er bis zu den Knien gestanden hatte, während er Frauen am Ufer belästigte.
Polizei setzt auf Präsenz in Uniform
Zwei Geesthachter, 71 und 52 Jahre alt, hatten im Grenzbereich zwischen FKK-Strand und restlichem Naherholungsgebiet den Rundweg genutzt, um unfreiwillige Zuschauer zu haben. Auch in den folgenden Tagen war die Polizei zivil vor Ort. „Es wurden insgesamt sieben Männer festgenommen“, sagt ein Beamter. Dann war der Einsatz vorbei.
Mittlerweile setzt die Polizei auf Präsenz in Uniform. Unter anderem wird die Reiterstaffel eingesetzt, um gut sichtbar ein Zeichen zu setzen. Die sieben festgenommenen Männer müssen sich jetzt nach Paragraph 183 wegen „exhibitionistischer Handlungen“ verantworten. Ihnen droht eine Geldstrafe oder sogar ein Jahr Haft. Am Tattag waren sie zunächst mit zur Wache genommen und später auch für die „Verbrecherkartei“ fotografiert worden. Außerdem bekamen alle Männer längerfristige Platzverweise.
Zahl der Sexualdelikte gestiegen
Taten wie am Boberger See werden eigentlich nur auf Antrag der Opfer verfolgt. In dem Naherholungsgebiet schritt die Polizei aber wegen des „besonderen öffentlichen Interesses“ von Amts wegen ein. Die Polizeistatistik weist solche Taten als „Randerscheinung“ aus. 103 Fälle wurden im vergangenen Jahr angezeigt. Immer waren es Männer, die als als Täter identifiziert wurden. Junge Täter sind dabei die Ausnahme Lediglich vier von ihnen waren jünger als 21 Jahre. Die meisten Festgenommenen, 26, waren zwischen 30 und 40 Jahre alt, 22 kamen aus der Altersgruppe 40 bis 50. 17 Täter waren bereits über 60 Jahre alt.
Hamburgweit war die Zahl der Sexualdelikte im Vorjahr auf 1955 Fälle um rund 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und im fünften Jahr in Folge gestiegen. Die große Steigerung ist vor allem durch die Verbreitung verbotener pornografischer Inhalte zu erklären. Allein hier stieg die Zahl der Fälle um 169 auf 434, was einer Steigerung von 63,8 Prozent entspricht. Auffällig oft waren Fälle angezeigt worden, bei denen Kinderpornos, per Messenger verschickt worden waren.
Mutter hatte Kinderpornografie verbreitet
Nicht selten sind es selbst Kinder oder Jugendliche, die solche Videos oder Bilder im Klassenchat geteilt hatten. Dann sind es nicht selten geschockte Eltern, die die Bilder auf den Handys ihrer Kinder entdecken und Anzeige erstatten. Die Polizei versucht durch gezielte Prävention gegenzusteuern.
Ganz anders stellte sich ein Fall da, bei dem 2020 eine Frau von der Hamburger Polizei als Verbreiterin von Kinderpornografie ermittelt worden war: Sie hatte ihre eigenen drei Kinder, einen Jungen und zwei Mädchen im Alter von fünf bis zwölf Jahren dazu missbraucht solche Filme herzustellen und zu verbreiten.