Hamburg. 28 Tonnen der gefährlichen Substanz drohten, sich zu entzünden. Einsatzkräfte wegen ätzender Nebelschwaden in Spezialausrüstung.
Brennender Phosphor am Güterbahnhof Billwerder in Hamburg-Billbrook hat die Feuerwehr am Mittwoch stundenlang in Atem gehalten. Der Gefahrstoffeinsatz, an dem 64 Kräfte der Berufsfeuerwehr, mehrere Freiwilligen Feuerwehren und die Technik- und Umweltschutzwache beteiligt waren, dauerte sechseinhalb Stunden.
Um 15.22 Uhr wurde die Feuerwehr in die Halskestraße alarmiert. "Beim Verladen eines mit Phosphor gefüllten Gefahrstoffcontainers sei es zu Flammenbildung und weißem Reaktionsnebel gekommen, lautetet die Meldung über den Notruf 112", sagte Feuerwehrsprecher Jan Ole Unger am Donnerstag. Die Rettungsleitstelle löste sofort die Alarmstufe "Feuer mit Gefahrstoffaustritt" aus.
Große Gefahr durch Container mit 28 Tonnen gelbem Phosphor
Ein Löschzug der Berufsfeuerwehr, Experten der Technik- und Umweltschutzwache sowie eine Spezialeinheit für Dekontamination der Freiwilligen Feuerwehr wurden nach Billbrook geschickt. Als die ersten Einsatzkräfte vor Ort eintrafen, war der Gefahrstoffcontainer, der mit 28 Tonnen gelbem Phosphor beladen war, bereits abgeladen. "Er stand zwischen den gesperrten Gleisen auf einer aspaltierten Fläche", so Unger.
Flammen oder Reaktionsnebel waren für die Feuerwehrleute zunächst nicht erkennbar. Der Phosphor wurde durch Wasser in dem Tankcontainer abgedeckt und so vor Austrocknung geschützt. Der Grund: Trocknet der sehr giftige und selbstentzündende Phosphor aus, fängt er unter Flammen- und Nebelbildung an zu reagieren und produziert dabei ätzende Phosphorsäure.
Feuerwehr Hamburg bereitete Gefahrguteinsatz vor
Die Phosphordämpfe können zu Kollaps, Koma und tödlicher Atemlähmung führen. Gelber Phosphor wird etwa in der chemischen Industrie unter anderem zur Düngemittelherstellung eingesetzt. Militärisch wird er in Brandbomben und Leuchtspurmunition benutzt.
Die Feuerwehr Hamburg bereitete am Güterbahnhof einen Gefahrguteinsatz und eine Dekontamination vor. Zudem wurde ein Brandschutz mit einem B-Rohr aufgebaut. Unger: "Messungen durch den Umweltdienst und die Analytische Taskforce zeigten keine Gefahr der Umgebung."
Phosphor reagierte mit Flammen- und ätzender Nebelbildung
Einige Einsatzkräfte – ausgestattet mit spezielle Schutzkleidung – erkundeten den Container. "Zwei Domdeckel zum Befüllen des Containers wurden kontrolliert, um diesen anschließend auf einen Trailer zu verladen", sagte Unger. Denn der Container sollte zu einer Gefahrgut-Auffangwanne transportiert werden. Ein Schlauch für die Domdeckelkasten-Entwässerung war weggebrannt – auf dem Container waren deutlich Brandmarken zu erkennen.
"Eine weitere Reaktion fand bei der ersten Erkundung nicht statt", so Unger. Doch bei der anschließenden Sicherung des verbliebenen Entwässerungsschlauchs reagierte Phosphor "mit starker Flammen- und ätzender Nebelbildung". Der giftige Stoff befand sich offenbar in dem Schlauch. "Mit dem bereitstehenden B-Rohr wurden die Flammen und der Nebel mit viel Wasser niedergeschlagen."
Nachdem das Feuer schließlich gelöscht und die Sicherung des Containers abgeschlossen war, konnte dieser in die Auffangwanne transportiert werden. Alle Einsatzkräfte wurden anschließend umfangreich dekontaminiert. Unger: "Insgesamt mussten neun Trupps unter spezieller Schutzkleidung während dieses Einsatzes eingesetzt werden."