Hamburg. Kriminelle geben sich als Microsoft- oder Bank-Mitarbeiter aus und schalten sich auf PCs. Polizei und Verbraucherschützer geben Tipps.

Als Andreas S. aus Harburg an seinem Laptop sitzt, klingelt das Festnetztelefon. Am anderen Ende der Leitung meldet sich ein jüngerer Mann mit englischem Akzent, der sich als Mitarbeiter des Softwaregiganten Microsoft ausgibt. Die Botschaft des Anrufers: Andreas S. sei gehackt worden, die Daten auf seinem Laptop befänden sich deshalb in größter Gefahr. Nur Microsoft könne dieses Problem beheben, müsse sich aber über eine bestimmte App auf seinen Computer schalten, um ihm nachhaltig helfen zu können.

„Ich hatte in den vergangenen Wochen tatsächlich den Eindruck, dass irgendetwas mit meinem Laptop nicht stimmt, weil dieser oft sehr langsam auf Befehle reagierte“, sagt Andreas S. Das offensichtliche Hilfsangebot des vertrauenswürdig wirkenden Anrufers kommt ihm da gelegen.

Online-Banking: Harburger geht Betrügern auf den Leim

Andreas S. gibt dem angeblichen Microsoft-Beschäftigten zahlreiche sensible Daten von sich preis, dieser bekommt Zugriff auf seinen Laptop und geht dann sogar noch einen Schritt weiter. Auch die Online-Bankkonten seien durch den Hackerangriff in großer Gefahr, behauptet er. Um illegale Zugriffe zu verhindern, solle Andreas S. dem Anrufer Kontonummern sowie Zugangsdaten mitteilen, sonst könnten womöglich die Bankkonten leergeräumt werden.

Andreas S. folgt dem Ratschlag. Erst als er wenig später auflegt, kommen ihm erste Zweifel an der Seriosität des Anrufers. Der Hamburger ist in die Falle von Kriminellen getappt.

Auch Verbraucherschützer warnen vor Microsoft-Betrügern

In verschiedenen Onlineforen berichten Hamburger aktuell von dieser perfiden Betrugsmasche. Und auch auf den Internetseiten mehrerer Verbraucherzentralen im gesamten Bundesgebiet wird gewarnt: „Vorsicht vor angeblichen Mitarbeitern des technischen Supports von Microsoft!“

Sobald die Betrüger auf den Computer zugreifen könnten, seien sie in der Lage, „sensible Daten – wie Passwörter für das Online-Banking – auszuspähen, die Computer zu sperren und anschließend Geld zu fordern, um den Rechner wieder freizugeben“, schreiben die Verbraucherschützer.

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Polizei warnt vor Betrugsmasche beim Online-Banking

Doch nicht nur vor angeblichen Microsoft-Mitarbeitern müssen sich Hamburger derzeit in Acht nehmen: Bei der Polizei Hamburg sind seit Jahresbeginn bereits rund 100 Anzeigen wegen einer ähnlichen Betrugsmasche beim Online-Banking erstattet worden. Der Schaden beläuft sich auf einen mittleren fünfstelligen Betrag, wie die Polizei am Dienstag mitteilte.

Nach Informationen der Polizei werden Bankkunden dabei über eine Suchmaschine auf täuschend echt aussehende Fake-Websites geleitet. Wollen sie sich einloggen, erscheint eine Fehlermeldung. Die Kunden werden darin aufgefordert, eine bestimmte Telefonnummer anzurufen, um das angeblich gesperrte Konto freizuschalten.

Wer die Nummer wählt, landet direkt bei den Betrügern, die sich als Bankmitarbeiter ausgeben. Um das Konto zu entsperren, fordern die Täter den Fernzugriff auf den Rechner des Kunden an. Auf diese Weise können sie direkten Zugriff auf das Konto ihrer Opfer erlangen, warnt die Polizei.

Betrüger eröffnen neues Bankkonto auf den Namen der Opfer

Die Betrüger eröffnen anschließend ein Konto bei einer Onlinebank auf den Namen ihrer Opfer. Diese werden aufgefordert, ein sogenanntes Video-Ident-Verfahren durchzuführen oder eine Ausweiskopie hochzuladen, das angeblich erforderlich ist, um ihr Bankkonto wieder freizuschalten.

Die Täter können dann Überweisungen von den gehackten Konten veranlassen. Besonders perfide: Sie sind dabei noch immer auf die Unterstützung ihrer Opfer angewiesen, die ihnen die nötigen Transaktionsnummern mitteilen sollen – noch immer unter dem Vorwand, ihr Konto zu entsperren.

Schutz vor Bank-Betrügern – Polizei Hamburg gibt Tipps

Verbraucherschützer und die Polizei Hamburg verraten, wie sie sich vor den Betrügern schützen können:

  • Erlauben Sie Ihnen unbekannten Personen keinen Zugriff auf Ihren PC; im Zweifel rufen Sie den Kundenservice Ihrer Bank über eine selbst recherchierte Telefonnummer an.
  • Übermitteln Sie niemals Ausweiskopien im Internet.
  • Das Video-Ident-Verfahren ist nur nötig, um ein neues Konto bei einer Onlinebank zu eröffnen. Führen Sie es nicht zu anderen angeblichen Zwecken durch.
  • Die TAN bzw. iTAN ist Bestandteil der sogenannten "Zwei-Faktoren-Authentifizierung" und nur für den Kontoinhaber bestimmt. Geben Sie diese niemals an andere Personen weiter.
  • Sind Sie den Betrügern auf den Leim gegangen, nehmen Sie den Computer umgehend vom Netz und lassen sie ihn von einem Experten überprüfen.
  • Alle Passwörter und Zugangsdaten – vor allem für E-Mail-Konten, Online-Banking und Online-Shops – sollten sofort geändert werden.
  • Betroffene sollten die Polizei informieren.

Andreas S. hat seinen Computer direkt nach der Betrugsmasche vom Netz genommen, das Wlan ausgeschaltet und seine Passwörter geändert. Ob er trotzdem einen finanziellen Schaden wegen seiner Blauäugigkeit erleidet, dürften die nächsten Tage zeigen.