Hannover . Bei ihrem Tod wog die Frau nur noch 26 Kilo. 74-jähriger Sohn aus Hamburg hatte demenzkranke Mutter aus Heim geholt.

Vernachlässigt und unterernährt: Nach dem Tod einer 93 Jahre alten Frau hat das Amtsgericht Hannover ihren 74 Jahre alten Sohn zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und vier Monaten verurteilt. Die anstrengende Leistung der Betreuung könne zu Überforderung führen, sagte der Vorsitzende Richter am Dienstag. Der 74-Jährige war gerichtlich bestellter Betreuer der demenzkranken Frau.

Die Staatsanwältin hatte die Strafe von einem Jahr und vier Monaten auf Bewährung gefordert - wegen gefährlicher Körperverletzung durch Unterlassen und Aussetzung in minder schweren Fällen. Der Mann habe seine Mutter in einer hilflosen Lage im Stich gelassen, obwohl er ihre Lage eigentlich habe verbessern wollen. Der Verteidiger sprach sich für eine Bewährungsstrafe von nicht über einem Jahr aus. (Az.: 236 Ls 439/19)

Im Dezember 2016 holte der 74-Jährige seine Mutter aus einer Seniorenresidenz in Hannover in ihre eigene Wohnung, wo sie bis zu ihrem Tod lebte. Eine Versorgung durch einen Pflegedienst gab es nicht, der Sohn lebte in Hamburg und kam nur zeitweise nach Hannover. Im Juni 2017 starb die Frau, stark ausgetrocknet. Die Seniorin wog zum Zeitpunkt ihres Todes nur noch 26 Kilogramm. Ein halbes Jahr zuvor hatte sie noch 38,2 Kilogramm gewogen.