Hamburg. Überraschend jung, überraschend laut, überraschend uneinsichtig: Sportwagenfahrer muss auf Ohne-Auto-Poser umschulen.
Die erste Frage, die sich die Beamten der Kontrollgruppe Autoposer in der Nacht zum Donnerstag gestellt haben dürften, war wohl die: Wer drückt einem 21 Jahre alten Jungspund einen 145.000 Euro teuren, 540 PS starken Supersportwagen in die Hand? Die folgenden Fragen könnten "Warum denn der schon wieder?" und in Anbetracht des Verhaltens des jungen "Manns" auch noch "Wieso eigentlich immer ich?" gewesen sein.
Mittwochnacht, 00.15 Uhr: Normalerweise ist um diese Uhrzeit nicht allzu viel los am Jungfernstieg. Aber es ist die Nacht vor Vatertag, also sind die Alsterterrassen noch gut besucht: Auftritt der von Testosteron und Motoröl umnebelten Superhirne. "Mit durchdrehenden Reifen und aufheulendem Motor" randalierte ein Audi R8 Coupé über die Einkaufsmeile, am Steuer ein 21-Jährige, daneben sein 22 Jahre alter Sidekick.
Das Audi-Duo wehrte sich gegen die Polizei
Dass genau in dieser Nacht genau an dieser Stelle eventuell auch Polizeibeamte in zivilen Streifenwagen unterwegs sind, darauf kam das dynamische Duo nicht – und war gar nicht begeistert davon, dass nun eine Verkehrskontrolle anstand. Denn der Fahrer ist nicht zum ersten Mal mit rücksichtslosem Fahrverhalten unangenehm behördlich aufgefallen.
Das wiederum hatte zur Folge, dass die Polizisten der Randale-Karriere ein jähes Ende setzten: "Zur Gefahrenabwehr wurde eine Fahrzeugsicherstellung angeordnet und der Fahrer zur Aushändigung des Schlüssels aufgefordert", erklärt Polizeisprecherin Evi Theodoridou. Der R8 – wenig überraschenderweise nicht auf den 21-Jährigen angemeldet, sondern ein Firmenwagen – und das Sozialverhalten des Fahrers passen einfach nicht zusammen.
Eben noch Autoposer – jetzt schon Fußgänger
Diese Aufforderung führte bei den beiden im Audi zu einem unmittelbaren Rückfall in die Trotzphase: Der Fahrer rückte den Schlüssel nicht heraus und wehrte sich gegen die Durchsuchung seiner Taschen, um ihn doch noch aufzufinden, der 22-Jährige "versuchte, seinem Freund zur Hilfe zu eilen" und trat nach einem der Beamten. Der Stoff, aus dem große Dramen sind.
Gut, vielleicht nicht ganz – aber zumindest aufwändige Polizeiberichte: Audi sichergestellt, Ordnungswidrigkeitsanzeige wegen "Lärm-Posing" und zwei Strafanzeigen wegen Widerstands. Gut, dass die beiden frisch gekürten Fußgänger auf ihrem weiteren Weg nicht belauscht wurden. Wahrscheinlich wären sonst auch noch zwei Strafanzeigen wegen Beleidigung hinzugekommen ...