Hamburg. Dynamo-Fans scheitern mit Blocksturm. Der Kiezclub distanziert sich von den Provokationen seiner Anhänger.
Es soll mit spritzenden Ketchup- und Senfflaschen begonnen haben: Nach dem 0:0 des FC St. Pauli gegen Dynamo Dresden versuchten die Dresdner Anhänger nach gegenseitigen Provokationen, in den Sitzplatzbereich der St.-Pauli-Fans zu gelangen. Dabei wurden 13 Ordner und fünf Hamburger Fans verletzt. Es gab 22 vorläufige Festnahmen.
Zwölf verletzte Ordner bei Spiel des FC St. Pauli
Die Ordner versuchten, die Fan-Lager voneinander zu trennen, als sich diese gegen 20.30 Uhr nach dem Spiel mit Ketchup- und Senfflaschen provozierten und Becher warfen, so der Lagedienst der Polizei gegenüber dem Abendblatt.
Vier Ordner erlitten Augenverletzungen – vermutlich wegen des Einsatzes von Pfefferspray. Nach Angaben des FC St. Pauli mussten sie in einem Krankenhaus behandelt werden.
Anschließend schritt die Polizei ein und drängte die Fans mit Pfefferspray zurück. Die Beamten nahmen 20 Dresdner und zwei Anhänger des FC St. Pauli vorläufig fest. Bei den Krawallen hatten Dresden-Fans außerdem zweimal den Hitlergruß gezeigt, so der Lagedienst.
St. Pauli distanziert sich von Aufklebern
Rund um das Spiel hatten außerdem Aufkleber für Aufregung gesorgt, mit denen mutmaßlich St.-Pauli-Fans den Gäste-Anhang provozierten. Darauf abgedruckt war eine offensichtliche Verhöhnung der Opfer von Bombenangriffen.
Ein ähnlich gelagertes Spruchband hatte bereits in der Vergangenheit für einen Eklat und im März 2017 schließlich zu einer Geldstrafe für St. Pauli durch den DFB geführt.
Nach den neuerlichen Vorfällen distanzierte sich der Kiezclub von entsprechendem Gedankengut. "Aufkleber mit verhöhnender Darstellung von Bombenangriffen sind mit den humanitären Grundsätzen des Vereins nicht vereinbar", hieß es in einer Stellungnahme auf der Vereins-Homepage: "Keine dieser Provokationen rechtfertigt jedoch die Anwendung körperlicher Gewalt und die Inkaufnahme von Verletzten." Der Club verurteile die Ereignisse rund um das Heimspiel gegen Dresden.
Krawalle zwischen Dynamo-Dresden-Anhängern und St-Pauli-Fans
Nach dem Spiel musste die Polizei rund um das Stadion auf dem Heiligengeistfeld und an der Feldstraße erneut einschreiten. Es gab darüber hinaus mehrere Krawalle, die bei der Polizei gemeldet wurden, die sich jedoch beim Eintreffen der Beamten bereits wieder aufgelöst hatten.
Gegen 21 Uhr reisten die Dresdner Fans in Bussen ab. Damit entspannte sich die Lage in Hamburg. Auf der A7 in Richtung Hannover sollen die Dresden-Fans nach ersten Informationen der Polizei jedoch an der Raststätte Bispingen randaliert haben. Die Polizei stellte die Personalien von 84 Dresdnern fest.
Vereine wollen "die Ereignisse aufarbeiten"
Nach dem Spiel twitterte der Hamburger Verein: "Der FC St. Pauli wird die Ereignisse nach Spielende in der Nordkurve intensiv aufarbeiten. Allen Verletzten wünschen wir gute Besserung: You'll never walk alone!"
Ähnlich äußerte sich Dynamo Dresden: "Wir werden die Ereignisse nach dem Spiel am Gästeblock mit allen Beteiligten in Ruhe aufarbeiten. Fest steht aber schon jetzt: Jeder verletzte Mensch ist einer zu viel. Wir wünschen allen Betroffenen auch auf diesem Wege gute und schnelle Genesung."
Erkrankter St-Pauli-Fan mit Bechern beworfen
Bereits in der Vergangenheit kam es bei Spielen des Dynamo Dresden gegen den FC St. Pauli häufig zu schweren Auseinandersetzungen. Im November 2018 hatte es am Rande des Spiels Ausschreitungen gegeben, bei denen 34 Menschen verletzt wurden.
Ein mit einem Herzinfarkt zusammengebrochener St.-Pauli-Fan wurde von Anhängern von Dynamo Dresden beim Abtransport sogar mit Bierbechern beworfen. Im Stadion hatten Randalierer aus Dresden die sanitären Einrichtungen im Gästeblock des Millerntors zertrümmert.