Hamburg. Polizei und Zoll sprechen von einem “Schlag gegen kriminelles Netzwerk“. Hafenarbeiter machten Schmuggel möglich.

In einem Bananencontainer fanden Beamte des Landeskriminalamtes (LKA) und des Hamburger Zolls 595 Pakete mit Kokain mit einem Gewicht von mehr als 700 Kilogramm. Die Drogen waren in 42 Bananenkartons verpackt und jeweils mit einer Schicht Bananen bedeckt.

Die gemeinsame Ermittlungsgruppe "Rauschgift" von LKA und Zoll (kurz: GER) hatte das Kokain bereits Anfang April nach einem Hinweis auf einem unter deutscher Flagge fahrenden Containerschiff gefunden. Die Beamten hatten morgens am 8. April beobachtet, dass der Container nicht wie in den Ladepapieren vorgegeben, zum Fruchtzentrum am O'swaldkai transportiert wurde, sondern mit einem Laster zu einer Lagehalle an der Lederstraße in Stellingen.

Professionelle Drogenschmuggler sitzen in Untersuchungshaft

In der Nähe des bereits geöffneten Containers konnten drei Tatverdächtige, ein 36-Jähriger Türke, ein 44-Jähriger Albaner sowie ein 48-Jähriger Mann aus dem Kosovo, vorläufig festgenommen werden. Die Staatsanwaltschaft Hamburg erwirkte Haftbefehle, die Tatverdächtigen befinden sich seitdem in Untersuchungshaft.

700 Kilogramm Kokain versteckten die Männer in den Bananenkisten.
700 Kilogramm Kokain versteckten die Männer in den Bananenkisten. © Polizei Hamburg

Die Männer gingen bei ihrem Drogenschmuggel sehr professionell vor und hatten am Verladeort einen weiteren Kühlcontainer organisiert, der auf die für Bananentransporte übliche Temperatur von 13 Grad eingestellt war. Außerdem war eine Palette mit 25 Kartons mutmaßlicher Ersatzbananen, ein Gabelstapler, Zangen und Zurrbänder vor Ort – die Paletten und Kartons sollten nach dem Abtransport des Kokains offenbar wieder in den Originalzustand gebracht werden.

240.000 Euro Bargeld bei Ex-Hafenarbeiter gefunden

In der Wohnung des 44 Jahre alten Albaners, der früher in einer Bananenreiferei am Fruchtterminal gearbeitet hatte, fanden die Beamten etwa 244.000 Euro Bargeld sowie 100 Gramm Gold.

Bei den weiteren Ermittlungen konnte auch der LKW-Fahrer, der den Container ohne entsprechenden Fahrauftrag zum "Verladeort" gefahren hatte, identifiziert werden. Bei ihm handelt es sich um einen 32-jährigen Deutschen. Gegen ihn erging ebenfalls ein Haftbefehl.

Drei Hafenarbeiter machten Schmuggel möglich

Auch konnten zwei 34 und 42 Jahre alte Deutsche und ein 35-jähriger Türke als sogenannte "Innentäter" identifiziert werden. Die Männer arbeiteten alle im Logistikbereich des Hamburger Hafens und ohne ihre Beteiligung wäre es den Tätern nicht möglich gewesen, das Kokain aus dem normalen Wirtschaftskreislauf zu entnehmen.

Der zusätzliche Kühlcontainer, der vor der Lagerhalle am Verladeort stand, sowie die dazugehörigen 25 Kartons Ersatzbananen führten auf die Spur eines 43-jährigen Deutschen. Dieser kaufte die Bananen in unreifem Zustand bei einem Fruchthändler unter dem Vorwand, sie für ein Event nutzen zu wollen. Weil sich der Verkäufer darüber wunderte, kündigte der 43-Jährige Bananenkäufer noch an, regelmäßig alle paar Wochen wiederkommen zu wollen.

Zielfahnder verhaften Tatverdächtigen in Nordmazedonien

Der dazugehörige Kühlcontainer wurde von einem 54-jährigen Deutschen erworben, der in engem Kontakt zu den Tätern stand. Der Mann ist der Ermittlungsgruppe in Hamburg seit Jahrzehnten bekannt und wird der Hamburger Organisierten Kriminalität Rauschgiftszene zugerechnet.

Er hatte sich zwischenzeitlich nach Nordmazedonien abgesetzt und hielt sich in einem Feriengebiet in der Nähe von Tetovo verborgen. Dort konnte er durch Zielfahnder (LKA 23) aufgespürt und durch mazedonische Strafverfolgungsbehörden aufgrund eines in dieser Sache erwirkten EU-Haftbefehls schließlich Ende August in seinem Versteck verhaftet werden. Mit seiner Verhaftung wurde auch der letzte identifizierte Tatverdächtige dieser Rauschgifteinfuhr der Justiz zugeführt.

Polizei und Zoll loben gute Zusammenarbeit

Dazu Polizeipressesprecher Timo Zill hob die Arbeit der Ermittler lobend hervor, durch die "nicht nur etwa 700 Kilogramm Kokain sichergestellt, sondern auch ein kriminelles Netzwerk zerschlagen" werden konnte.

Frank Nielsen, Pressesprecher des Zollfahndungsamts Hamburg: "Erneut zeigt sich, dass die langjährig bewährte Zusammenarbeit zwischen Polizei und Zoll in der GER Hamburg zu außerordentlichen Erfolgen führt."