Wilhelmsburg. 28-Jähriger verfolgte am Sonnabend eine Joggerin. Zeugen verständigten die Polizei. Tatverdächtiger ist geständig.

Sie haben ihn. Knapp zwei Wochen nach der Vergewaltigung einer Joggerin nahe der Reichsstraße ist der mutmaßliche Täter festgenommen worden. Die Tat hatte die Menschen vor Ort offenbar stark sensibilisiert. Am Sonnabend bemerkten Passanten, wie ein Mann einer Joggerin nachstellte. Kurz nach seiner Festnahme stellte sich heraus, dass er kurz zuvor eine 43-Jährige missbraucht hatte. In seiner Vernehmung gestand der Mann, bei dem es sich um einen 28 Jahre alten Albaner handelt, alle ihm vorgeworfenen Taten.

Am Montag wurde gegen den Verdächtigen Haftbefehl erlassen. Der Haftrichter begründete das laut Deutscher Presse-Agentur mit möglicher Flucht- und Wiederholungsgefahr.

Am Sonnabendmorgen gegen 9.30 Uhr war Zeugen aufgefallen, wie der 28-Jährige einer Joggerin folgte. Die Passanten riefen sofort die Polizei. Aber auch der Mann bemerkte offenbar, dass er aufgefallen war. Er brach die Verfolgung der Joggerin ab und versuchte zu flüchten. In der Rotenhäuser Straße stellten von den Zeugen alarmierte Polizisten einen Mann, auf den die Beschreibung des Gesuchten passte.

Als der Mann einer Joggerin folgt, rufen Zeugen die Polizei

Die Peterwagenbesatzung war noch dabei, die Personalien des Mannes zu überprüfen, als eine 43-Jährige hinzu kam. Sie gab an, kurz zuvor von dem Mann überfallen worden zu sein. Er habe sie sexuell missbraucht und ihr das Portemonnaie entwendet. Bei der Durchsuchung des 28-Jährigen an der Polizeiwache Wilhelmsburg fanden die Beamten dann auch die Geldbörse der Frau.

In seiner Vernehmung durch die Kripo gab der Mann alle ihm vorgeworfenen Taten zu. Dazu gehört der Überfall auf eine 78 Jahre alte Frau am 23. April dieses Jahres im Inselpark. Auch den Überfall auf eine 24 Jahre alte Joggerin am 4. August auf dem Wanderweg neben der Wilhelmsburg Reichsstraße, die er durch einen Tunnel zerrte und auf der weniger belebten Ostseite von der Reichsstraße vergewaltigte, gab er zu. Ebenso gestand er die Tat vom Sonnabend, bei der die 43-Jährige kurz vor seiner Festnahme Opfer eines Sexualdeliktes geworden war.

Genetischer Fingerabdruck passt zur Täter-DNA

Die Taten zu leugnen, hätte dem Mann wenig gebracht. Nach seiner Festnahme wurde im Rahmen der sogenannten ED-Behandlung im Polizeipräsidium eine DNA-Probe von dem 28-Jährigen genommen. Sein genetischer Fingerabdruck passt zu der Täter-DNA, die die Polizei sowohl nach der Tat am 23. April wie auch nach der Tat am 4. August sicherstellen konnte.

Der 28-Jährige selbst, der keinen bekannten Wohnsitz in Deutschland hat, war zuvor nur in einem Fall polizeilich aufgefallen. Wegen Ladendiebstahls war er einmal festgenommen worden. In dem Fall war, weil es keine schwere Straftat ist, keine DNA-Probe von ihm genommen worden. Der Polizei war spätestens nach dem 4. August klar, dass es ein Serienvergewaltiger ist, der sich im Bereich der Elbinsel seine Opfer sucht. Die Fahnder waren sich ziemlich sicher, dass er erneut Opfer suchen werde.

Mutmaßlicher Täter hat keinen festen Wohnsitz

Entsprechend umfangreich reagierte die Polizei. Bereits am Tattag hatte man am 4. August mit einer Handzettelaktion begonnen, die auch in den Tagen danach fortgesetzt wurde. Rund um den Tatort wurden Fahndungsaufrufe plakatiert. Dazu wurden verschiedene Maßnahmen, wie der verstärkte Einsatz von Zivilfahndern, aber auch der Einsatz der Stadtteilbeamten, ergriffen. Die Tat selbst wurde sofort kommuniziert und umfangreich von verschiedenen Medien als Thema aufgenommen. „Wir haben auch dadurch eine starke Sensibilisierung der Bevölkerung erreicht“, sagt Polizeisprecher Rene Schönhardt. Das habe am Ende auch zu der Festnahme des Mannes geführt.

Warum der 28-Jährige vor allem im Bereich Wilhelmsburg unterwegs war, wurde zunächst nicht bekannt. Vermutlich hatte er in der Gegend einen Unterschlupf gefunden. Nun wird geprüft, ob er für weitere Straftaten, möglicherweise Sexualdelikte, verantwortlich ist.

Gibt es womöglich weitere Opfer des 28-Jährigen?

Bei der Polizei hält man es für möglich, dass Frauen, die Opfer des Mannes wurden, sich – möglicherweise aus Scham – nicht gemeldet haben und damit bislang keine Anzeige vorliegt. „Auffällig ist vor allem der lange Zeitraum zwischen der ersten Tat im April dieses Jahres und der zweiten Tat im August, während der Abstand zwischen zweiter und dritter Tat nur knapp zwei Wochen beträgt“, sagt ein Beamter.

Der 28-Jährige wird sich jetzt vor dem Landgericht wegen Vergewaltigung in Tateinheit mit Körperverletzung und Raub in mehreren Fällen verantworten müssen. Dem Mann droht eine erhebliche Freiheitsstrafe von mehreren Jahren. Zu dem Vorwurf der Vergewaltigung dürften noch die Tatbestände gefährliche Körperverletzung und Raub kommen.