Hamburg. Dem 31-Jährigen wurden seine Spielschulden zum Verhängnis. Und neue Bekanntschaften, die er in einem Nebenjob als Kellner machte.

Er hatte einen sicheren Arbeitsplatz mit gutem Renommee und der Aussicht, später eine ordentliche Pension zu erhalten. All das hat der Polizeibeamte Frank O. (Name geändert) verspielt - im wahrsten Sinne des Wortes. Weil er beim Poker und Roulette kein vernünftiges Maß fand und mit seiner Spielsucht immer mehr Schulden anhäufte, fing das Drama an. Und schließlich verstrickte sich der 31-Jährige als Mitglied einer Bande in kriminelle Machenschaften und erbeutete zusammen mit seinen Komplizen unter anderem bei einer vorgetäuschten Wohnungsdurchsuchung fast 13.000 Euro.

Jetzt wurde der Kripomann vor dem Landgericht zu drei Jahren und acht Monaten Freiheitsstrafe wegen schweren Bandendiebstahls, Bestechlichkeit, Amtsanmaßung sowie weiterer Delikte verurteilt.

Kripobeamter "hat seine Vertrauensstellung missbraucht"

Das Verfahren habe für viel Aufmerksamkeit gesorgt, weil im Mittelpunkt ein Polizeibeamter als Angeklagter stand, erläuterte die Vorsitzende Richterin. „Der Rechtsstaat kann nur funktionieren, wenn wir uns darauf verlassen können, dass seine Repräsentanten nach Recht und Gesetz handeln.“

Bei dem Kripomann Frank O. sei dies anders gewesen. „Er hat seine besondere Vertrauensstellung für persönliche Vorteile missbraucht.“ Die vier Mitangeklagten im Alter von 30 bis 34 Jahren, die mit dem Polizisten in unterschiedlichen Konstellationen gemeinsame Sache gemacht hatten, erhielten Haftstrafen zwischen 20 Monaten auf Bewährung und vier Jahren und vier Monaten.

Rund 60.000 Euro Spielschulden – und neue Bekannte

„Angefangen hat es bei mir, dass ich seit Jahren Glücksspiel betreibe“, hatte der Kriminalbeamte zum Prozessauftakt Anfang Januar gesagt. Er habe wegen seiner möglichen Sucht „großes Schamgefühl empfunden“. Zunächst hatte Frank O. noch versucht, seine auf rund 60.000 Euro angewachsenen Schulden wegen seiner Spielsucht auf legalem Weg abzustottern, und einen Nebenjob als Barkeeper angenommen.

Bei der Arbeit lernte er einen Mann kennen. Sein neuer Kumpel habe ihm erzählt, er kenne „viele Kriminelle“. Und als sein Bekannter erfahren habe, „dass ich Polizist bin“, hätten sie überlegt, „was daraus zu machen ist“. Weitere drei Komplizen, unter anderem zwei Männer, die sich schon als Zuhälter im Milieu versucht hatten, gesellten sich hinzu.

Die Bande wollte "keine alte Oma ausnehmen", sondern Kriminelle

Nun entwickelten die Hamburger Pläne, wie man insbesondere durch vermeintlich offizielle, tatsächlich aber vorgetäuschte Wohnungsdurchsuchungen, bei denen man Schmuck und Bargeld erbeuten wollte, Kasse machen könne. Sie hätten allerdings „keine alte Oma ausnehmen“ wollen, so Frank O. bei seinem Geständnis, sondern Leute, die selber eine kriminelle Vergangenheit haben. Es sei vereinbart worden, „ich würde auf die Gehaltsliste kommen“. 1500 Euro monatlich habe er eigentlich erhalten sollen. Eine Anzahlung habe 500 Euro betragen.

Die erste der Straftaten, an denen Kripomann Frank O. beteiligt war, verübten die Männer Anfang Januar 2018. Während zwei seiner Komplizen versuchten, einen Geldautomaten einer Bank aufzuhebeln, sicherte der Polizist in einem zivilen Dienstfahrzeug den Tatort und hörte Polizeifunk, um seine Kumpanen gegebenenfalls warnen zu können. Doch den Verbrechern gelang es nicht, den Geldautomat zu knacken. Eine fast identische Tat versuchten die Männer einige Zeit später, ebenfalls vergeblich.

Mit echten Uniformen und Dienstwaffe zum Überfall

Vor allem aber stattete Frank O. die anderen Mitglieder der Bande mit Polizeiuniformen und -Utensilien aus und erklärte ihnen, wie sie sich als angebliche Polizisten verhalten müssten, damit ihre illegalen Wohnungsdurchsuchungen auf die Opfer möglichst echt wirken sollten. Dabei hatte der 31-Jährige seine - ungeladene - Dienstwaffe bei sich, und auch einer der Mittäter trug eine Pistole, die jedenfalls echt aussah.

Bei einer chinesischen Familie, die angeblich illegal mit Waren gehandelt hatte, erbeuteten sie schließlich unter anderem 12.900 Euro Bargeld sowie Flugtickets und Handys. Das Diebesgut teilten die Männer auf. Frank O. erhielt 1600 Euro. Auch bei weiteren Taten war der Kripomann seinen Komplizen behilflich, unter anderem indem er immer wieder polizeiinterne Daten abfragte. In einem weiteren Fall nahm er zu einem echten Polizeieinsatz einen der Bandenmitglieder mit und stellten ihn der betroffenen Familie als „Polizeianwärter“ vor.

Angeklagter hat Reue gezeigt und frühzeitig gestanden

Zugunsten des angeklagten Polizisten wertete die Kammer vor allem sein sehr frühzeitiges Geständnis, in dem er auch wertvolle Informationen über seine Mittäter preisgab und mit dem er dazu beigetragen habe, dass der Prozess vergleichsweise zügig, nämlich nach 13 Verhandlungstagen, abgeschlossen werden konnte.

Zudem habe der 31-Jährige Reue gezeigt, betonte die Vorsitzende Richterin. „Er hat sich früh entschlossen, den falschen Weg, den er eingeschlagen hatte, zu verlassen.“