Hamburg. Spezialeinheiten wie die GSG 9 und SEK trainieren Attentats-Szenarien in der HafenCity. U-Bahn-Verkehr eingeschränkt.
Gut sechs Stunden nach dem Beginn eines "Einsatzes" an der U-Bahn-Haltestelle HafenCity Universität ziehen die schwerbewaffneten Polizisten durch den Nebel ab. Es ist ein martialisches Bild, das die Spezialkräfte in voller Montur und mit Waffen abgeben. Die Straßensperrungen werden aufgehoben. Auch die U-Bahn wird bald wieder normal fahren.
Zumindest hier ist eine laut Polizei in Deutschland "einzigartige Übung" beendet: Die Simulation eines Terrorangriffs an verschiedenen Orten in der Hamburger Innenstadt legt an diesem Dienstag Teile der Hafencity lahm, hat Auswirkungen auf die Innenstadt und kann weiterhin für Behinderungen in ganz Hamburg sorgen. Die Polizei spricht von einer Großübung namens "Medic und Evakuierung". Daran nahmen am Dienstag Spezialeinheiten von Bund und Ländern teil, darunter auch die GSG 9 und Spezialeinsatzkommandos (SEK).
Große Anti-Terror-Übung in Hamburg
Es gehe um ein simuliertes Einsatzszenario, bei dem unter anderem Verletzte an die Feuerwehr Hamburg und Rettungsdienste übergeben werden sollen – als Übung, versteht sich, sagte eine Polizeisprecherin dem Abendblatt. Passanten mussten sich – fast wie bei G20 – im Stadtbild an schwerbewaffnete Polizisten gewöhnen, die auch mit Platzpatronen schießen wollten. Die Polizei sagte, man werde womöglich Explosionen hören.
Hamburger Polizei twittert besonderes Szenario
Am Morgen sprach die Polizei per Twitter dann von 140 "Opferdarstellern", die sich auf die Übung auch gut vorbereitet hätten. Man wollte die psychische und physische Belastbarkeit der Polizisten austesten. Den Einsatzkräften solle ein möglichst realistisches Szenario geboten werden. Dazu wurde extra eine Schauspielertruppe eingeflogen, die auf diese Übungen spezialisiert ist. Sie stellten Verletzte dar, denen Körperteile fehlten. Weil die Polizisten nicht nur das Eingreifen, sondern auch das Helfen üben sollten, hieß die Großübung "Samariter".
Polizeisprecher Timo Zill sagte: „In das Szenario sind die Erfahrungen der Terroranschläge der letzten Jahre geflossen.“ Die hätten gezeigt, dass die Sicherheitskräfte in der Lage seien, mit Terroristen fertig zu werden. „Wir haben mittlerweile beim SEK Spezialisten für medizinische Versorgung“, so Zill. Sie seien in der Lage, Blutungen zu stoppen oder die Beatmung von Verletzten sicherzustellen. Diese Zusatzausbildung haben Angehörige aller Sondereinsatzkommandos, der Länderpolizeien, der GSG 9 und der Spezialeinheit des Zoll, die allesamt mit bei der Übung dabei waren.
An der Haltestelle Hafencity Universität der U4 kam es zu einem besonderen Einsatz. Dort wurde ein Anschlag auf die Hamburger U-Bahn angenommen. Glassplitter lagen auf dem Boden der Station, zwei U-Bahnen wurden für die Übung präpariert.
U-Bahnlinie U4 in die Hafencity unterbrochen
Eine Polizeisprecherin sagte, die Übung werde auch dazu führen, dass "den ganzen Tag viel Blaulicht zu sehen und zu hören sein" werde. Um beispielsweise den Abtransport von Schwerstverletzten zu proben, würden real Krankenhäuser angefahren.
Zur selben Zeit kam es am Morgen auf den Strecken aus Harburg und Wilhelmsburg in die Hamburger Innenstadt zu erheblichen Behinderungen auf den Autobahnen A1 und A255, den Elbbrücken und dadurch auch auf den Buslinien. Von bis zu 60 Minuten Verspätung für Busse sprachen Fahrgäste. Die Polizei betonte, dass es keinen Zusammenhang mit der Anti-Terror-Übung gebe. Auslöser war ein Unfall in der Nähe der Elbbrücken.
Die Hochbahn weist darauf hin, dass die U4 von morgens an bis etwa 13 Uhr nur bis zum Überseequartier fahre. Zwischen dort und der Haltestelle HafenCity gebe es einen Ersatzverkehr mit Bussen. Die U4 pendele zwischen Jungfernstieg und Überseequartier. Deshalb müssen Fahrgäste aus Richtung Billstedt mit Ziel HafenCity am Jungfernstieg umsteigen.