Hamburg . Schlag gegen 17-köpfige Bande, die Senioren abzockte. Die Polizei durchsucht mehrere Wohnungen in Hamburg und Polen.
Es war ein lauter Knall, der am Mittwochmorgen um 6 Uhr die Mieter eines Mehrfamilienhauses am Roman-Zeller-Platz in Schnelsen hochschrecken ließ. Beamte des mobilen Einsatzkommandos drangen gewaltsam in Wohnungen im zweiten und dritten Stock ein. Die Aktion galt einer Großfamilie, die professionell alte Menschen mit dem sogenannten Enkeltrick ausgenommen hat. Zeitgleich wurden in Hamburg, Berlin und Polen weitere Durchsuchungen gestartet und insgesamt fünf Haftbefehle vollstreckt.
Über Monate hatte die Polizei gegen die mindestens 17-köpfige Bande ermittelt, die gezielt ältere Menschen angerufen und den Opfern durch geschickte Gesprächsführung vorgegaukelt hatte, ein Verwandter in einer finanziellen Notlage zu sein. Seit 2013 wurden so Menschen im Alter von 59 bis 88 Jahren manchmal um ihr gesamtes Erspartes, in Einzelfällen auch um Schmuck gebracht. „Dabei gehen sie äußerst professionell und strukturiert vor und haben ihre Vorgehensweise in den vergangenen Jahren ständig modifiziert“, so Polizeisprecherin Heike Ude.
Drei Festnahmen in Hamburg
Meistens wurden die Opfer aus einem Callcenter in Polen angerufen. Dort saßen Täter, die die Strippen zogen und Komplizen losschickten, die vorgaben, im Auftrag von Verwandten Geld oder Schmuck abzuholen.
Einer dieser von den Ermittlern als „Strippenzieher“ angesehene Mann (57) wurde am Roman-Zeller-Platz verhaftet. Insgesamt wurden in Hamburg drei Verdächtige festgenommen. Bei den 57-Jährigen und in vier weiteren Wohnungen in Hamburg stellten die Beamten Beweismaterial sicher. Außerdem wurden in Berlin eine und in Polen weitere Wohnungen durchsucht. Für Polizei und Staatsanwaltschaft ist der Einsatz ein großer Erfolg, den auch die gute Zusammenarbeit mit den polnischen Behörden möglich machte.