Hamburg. Fünf Männer und eine Frau sollen einen “Mongol“ in Sex-Falle gelockt haben. Mitangeklagte während Aussage beschimpft, Anwalt “zornig“.
Die schwere Misshandlung eines Mongols-Rockers in Hamburg-Horn soll nach dem Willen der Staatsanwaltschaft mit langen Haftstrafen geahndet werden. Die Angeklagten hätten den 26-Jährigen Anfang Januar in eine Gartenlaube gelockt und lebensgefährlich verletzt, erklärte Oberstaatsanwalt Arnold Keller am Dienstag vor der Strafkammer am Landgericht. Hintergrund der Tat waren angeblich Rivalitäten zwischen den Rockergruppen der Hells Angels und Mongols. Zumindest einer der Haupttäter habe sich den Hells Angels „freundschaftlich verbunden gefühlt“, sagte Keller.
Für die beiden Hauptangeklagten im Alter von 24 und 25 Jahren forderte er je sechseinhalb Jahre Gefängnis. Für einen mitangeklagten 21-Jährigen beantragte er vier Jahre und neun Monate Haft. Zwei weitere mutmaßliche Mittäter im Alter von 23 und 22 Jahren sollen für ihre Mithilfe und die Begehung weiterer Taten vier beziehungsweise drei Jahre hinter Gittern. Eine 21 Jahre alte Frau soll mit einer Bewährungsstrafe von anderthalb Jahren davonkommen. Das Verfahren gegen eine weitere Angeklagte im Alter von 22 Jahren wurde abgetrennt. Sie machte umfangreiche Aussagen, auf die sich der Staatsanwalt in seinem Plädoyer immer wieder berief.
Mongol chattete über Whatsapp mit Angeklagten
Die Angeklagten hätten sich verabredet, den Mongol „zu verarschen“, wie sie selbst es ausgedrückt hätten. Eine der beiden Frauen, die zumindest zeitweise als Prostituierte arbeiteten, habe vorgeschlagen: „Soll ich den mal anbaggern?“ Der 26-Jährige reagierte nicht abgeneigt. „Hey Bro, wie heißen die Muschis?“, schrieb er über WhatsApp an den 23 Jahre alten Angeklagten, den er aus dem Gefängnis kannte. Und fragte zugleich: „Habt ihr was zu kiffen?“
Der 23-Jährige und ein Mitangeklagter sowie die beiden Frauen holten den Mongol in der Nacht zum 2. Januar ab und fuhren zur Gartenlaube, so der Staatsanwalt. Kurz nachdem sie einen Joint geraucht hatten, seien vier Maskierte hereingestürmt und hätten den Mongol mit einer Pistole bedroht und so stark ins Gesicht geschlagen, dass seine Nase zertrümmert wurde. Mit Schlagringen und mindestens einem Messer fügten sie ihrem Opfer zahlreiche Verletzungen zu. Während der Misshandlung sei der 26-Jährige als „Mongol“ beschimpft worden.
Staatsanwalt spricht von "asozialer Einstellung"
Anschließend hätten sie ihn mit Klebeband gefesselt und in den Kofferraum eines Autos geworfen. „Der Kopf knallte gegen die Kofferraumkante, so dass Blut gegen die Scheibe spritzte“, sagte Keller. In einer Straße in der Nähe eines Krankenhauses hätten sie ihr Opfer auf dem Bürgersteig zurückgelassen, nachdem sie ihm noch einen Tritt versetzt hätten.
Der Staatsanwalt tadelte das Verhalten der Angeklagten vor Gericht. Mit ihren von den Verteidigern verlesenen Aussagen hätten sie immer nur das eingeräumt, was die Beweisaufnahme zuvor ergeben habe. Bei der Aussage der geständigen Mitangeklagten hätten sie diese beschimpft. Ihr „unflätiges Benehmen“ zeige eine asoziale Einstellung. Die Tat sei kein aus dem Ruder gelaufener Streit und kein „Jungenstreich“ gewesen, wie die Verteidiger in ihren „gedrechselten Erklärungen“ gesagt hätten. Den Überfall als Notwehr darzustellen, sei eine „hanebüchene Geschichte“. „Und sie beleidigt die Intelligenz der Prozessbeteiligten“, sagte Keller.
Verteidiger beantragten eine Unterbrechung
Die Verteidiger wiesen die Vorwürfe als „Unverschämtheit“ zurück. Er sei ausgesprochen zornig, sagte einer der Anwälte. „Mir bleibt das Plädoyer im Halse stecken.“ Die Verteidiger beantragten eine mehrstündige Unterbrechung. Das Urteil soll am Freitag verkündet werden.