Hamburg. Die Polizei testet ein Gerät, das den Nachweis von THC über den Atem ermöglichen soll. Erste Praxistests finden in dieser Woche statt.
Wer bei einer Verkehrskontrolle pusten muss, der wird auf Alkohol getestet. Drogen hingegen können nicht über die Atemluft nachgewiesen werden. Bis jetzt. Die Polizei Hamburg testet in einer mehrtägigen Großkontrolle ein Gerät, welches den Nachweis des Cannabis-Wirkstoffes THC über den Atem ermöglichen soll.
Das Gerät zur Drogenschnellerkennung wird an der TU Dortmund entwickelt und jetzt in Hamburg einem ersten Praxistest unterzogen. Sollte der Test erfolgreich sein, würde das die Polizeiarbeit in vieler Hinsicht erleichtern. „Damit könnte man eine höhere Quote bei Verkehrskontrollen erzielen“, sagt Ulf Schröder, Leiter der Verkehrsdirektion der Polizei. Auch würde es den Beamten vor Ort im Zweifelsfall die Entscheidung über eine anzuordnende Blutprobe abnehmen. So könnten künftig auch Polizisten, die nicht speziell in der Drogenerkennung ausgebildet sind, Kontrollen durchführen.
Zahl der Unfälle wegen Drogenkonsum steigt
Dass es Handlungsbedarf gibt, zeigt die Zahl der Verkehrsunfälle, bei denen Drogenkonsum im Spiel war. Allein 2015 waren es in Hamburg 135, bei denen 77 Menschen verletzt wurden. „Wir nehmen eine kontinuierliche Steigerung wahr“, so Schröder. Dabei betrifft der Drogenmissbrauch nicht nur junge Menschen. Erst am Montag hat die Polizei in Stellingen einen 60-jährigen Autofahrer aus dem Verkehr gezogen, der neben THC auch positiv auf Kokain und Amphetamine getestet wurde.
Bei den Kontrollen, die heute in Othmarschen durchgeführt wurden und die am Mittwoch im Harburger Raum, sowie am Donnerstag in Rahlstedt geplant sind, testet die Polizei noch ein weiteres Gerät. „P.I.A.2“ ist ein mobiles Testverfahren, bei dem Drogen über Körperflüssigkeiten wie Speichel oder Urin nachgewiesen werden können. Anders als das Testgerät zur Erkennung von THC in der Atemluft, wäre dieses Gerät bei Bedarf sofort einsatzbereit und müsste nicht noch weiter entwickelt werden. „Die Anschaffung ist dann natürlich eine Kostenfrage“, so Schröder. Die Kosten für ein Gerät liegen demnach zwischen 15.000 und 20.000 Euro.
Unterstützt wird die Polizei bei den Kontrollen, die während der einwöchigen Polizeifortbildung „Drogenerkennung im Straßenverkehr“ stattfinden, von Drogenspezialisten aus 14 Bundesländern. 200 Beamte werden an den drei Tagen jeweils im Einsatz sein, davon 100 aus Hamburg.