Hamburg. Vorgetäuschter Fahrzeugkauf mündet in schweren Raub: Opfer ruft die Polizei und wird nach Behandlung ebenfalls verhaftet.

Die Staatsanwaltschaft Hamburg und die "Soko Rocker" sowie Beamte des Landeskriminalamtes haben einen gemeinschaftlichen schweren Raub in einer Wohnung in Hamburg-Rahlstedt aufgeklärt. Gegen vier Männer im Alter zwischen 22 und 25 Jahren ergingen zwischenzeitlich Haftbefehle.

Die Männer stehen im Verdacht, im Rahmen eines vorgeblichen Fahrzeugkaufs in der Wohnung des Opfers den 23-jährigen Geschädigten ausgeraubt zu haben. Während des Verkaufsgesprächs am 2. Februar hätte der Geschädigte plötzlich von einem der Täter einen Faustschlag ins Gesicht erhalten und Pfefferspray ins Gesicht gesprüht bekommen. Insgesamt hätten ihn dann sechs Personen überfallen, wobei die Täter ihn neben Baseballschlägern auch einer Maschinenpistole und zwei Pistolen bedroht hätten. Schließlich seien sie mit Bargeld vom Tatort geflüchtet.

Polizei findet frisches Blut auf der Jacke eines verdächtigen Rockers

Das Opfer hätte dann eines der fliehenden Fahrzeuge der Täter verfolgt und hierbei die Polizei verständigt. Im Laufe der Fahndung mit neun Funkstreifenwagen sowie dem Polizeihubschrauber gelang es den Beamten, das Fluchtfahrzeug in Jenfeld aufzuspüren und zwei Männer (22, 23) vorläufig festzunehmen. Am Festnahmeort fanden die Beamten ein Messer sowie ein Reizgassprühgerät. An der Jacke des 23-jährigen Mannes fanden die Beamten frische Blutspritzer. Die Jacke, die Waffen, das Fahrzeug und weitere Beweismittel stellten die Beamten sicher. Die Tatverdächtigen wurden von den Beamten des Raubdezernats dem Haftrichter zugeführt, der Haftbefehle erließ.

Das 23-jährige Opfer erlitt Verletzungen im Gesicht und wurde von der Besatzung eines Rettungswagens in ein Krankenhaus gefahren. Gegen das Opfer bestand in anderer Sache ein Haftbefehl, sodass dieser nach der Behandlung von den Beamten vollstreckt wurde.

Aller Tatverdächtigen sind dem Rockermillieu zuzurechnen, einer explizit den Hells Angels

Die Tatverdächtigen sind dem Rockermilieu zuzurechnen. Die "Soko Rocker" übernahm die weitergehenden Ermittlungen. Die Staatsanwaltschaft Hamburg und die "Soko Rocker" konnten zwei weitere Täter (beide 25) ermitteln. Nachdem die Staatsanwaltschaft Haftbefehle beim Amtsgericht Hamburg erwirkt hatte, wurden diese am 5. Februar in Schnelsen sowie am 11. Februar in St.Georg vollstreckt. Das Mobile Einsatzkommando nahm die Männer fest.

Vor einer Woche durchsuchten die Beamten zudem fünf Wohnungen in den Stadtteilen Schnelsen und Eidelstedt. Dort stellten die Beamten weitere Beweismittel sowie geringe Mengen Anabolika sicher. Am Donnerstag durchsuchten die Beamten zwei Wohnungen in Hamburg-St.Georg und Hamburg-Billstedt. Dabei stellten sie eine geringe Menge Marihuana sicher. Die Tatverdächtigen sind dem Rockerumfeld zuzurechnen. Einer der Tatverdächtigen dem Umfeld der Hells Angels. Die Ermittlungen dauern an.

Die Chronologie des Rockerkriegs in Hamburg

Chronologie des Rockerkriegs in Hamburg

Juli 2015

Das Mobile Einsatzkommando landet mit einem Hubschrauber auf dem Dach des Penthouses von Erkan U. an der Hoheluftchaussee und stürmt die Wohnung – auf der Suche nach einer Schusswaffe.

Oktober 2015

Im Oktober explodiert eine Handgranate unter dem Lamborghini des Mongols-Präsidenten Erkan U. – wieder an der Hoheluftchaussee.

November 2015

Schaulaufen von Mongols und Bandidos in Kutten auf der Reeperbahn. Ermittler der Polizei werten die Aktion in erster Linie als Provokation – inoffiziell gilt der Hamburger Kiez als Gebiet der Hells Angels.

November 2015

Tage später wird Erkan U. von einem Rollkommando in seinem Penthouse überfallen und verprügelt. Dabei stehlen ihm die Angreifer seine Präsidenten-Lederkutte, ziehen sie an der Reeperbahn einem Transvestiten an, der damit schließlich vor Susis Showbar an der Großen Freiheit tanzt – eine Demütigung, die per Handyvideo über Facebook verbreitet wird.

Anfang Dezember 2015

Anfang Dezember wird der bis dahin "amtierende" Hamburger Mongols-Präsident Erkan U. vom Mobilen Einsatzkommando in seinem Penthouse verhaftet. Stunden später übernimmt Kevin S. dessen Rolle.

Mitte Dezember 2015

Die Polizei stürmt und durchsucht zehn Wohnungen und verhaftet drei Mongols-Rocker.

28. Dezember 2015

Am Montag nach Weihnachten wird in der Nähe der Reeperbahn auf ein Taxi geschossen. Dabei werden zwei Mitglieder der Mongols verletzt. Der Chef der Hamburger Gruppe, Kevin S., bleibt unverletzt. Ein weiterer Rocker bricht sich bei der Flucht einen Fuß. Die Polizei nimmt in der Folge zwölf Mitglieder der Hells Angels fest, muss sie aber wieder auf freien Fuß setzen.

2. Januar 2016

Bei einer Messerstecherei am frühen Morgen des 2. Januar wird ein Mitglied der Mongols schwer verletzt. Das Opfer ist nach Abendblatt-Informationen der 26 Jahre alte Hidi G., der schon bei dem Angriff auf ein Taxi an der Reeperbahn vor einer Woche einen Prellschuss erlitten hatte. Am Abend des selben Tages stürmt das Mobile Einsatzkommando (MEK) der Polizei Wohnungen unter anderem in Jenfeld, Horn und Billstedt sowie den Saunaclub „Atmos“ in Harburg - ohne aber Mitglieder der Hells Angels anzutreffen.

4. Januar 2016

Die Hamburger Polizei gründet die "Soko Rocker" mit 50 Beamten, um der eskalierenden Gewalt zwischen mit Mongols und Hells Angels entgegen zu treten. Unter anderem sollen Szenetreffs beobachtet und ein Verbot der Mongols geprüft werden.

12. Januar 2016

Hamburger Beamte nehmen drei Männer fest, die verdächtigt werden, am 2. Januar ein Mitglied der Mongols niedergestochen zu haben.

19. Januar 2016

Großrazzia in Norddeutschland: Die "Soko Rocker" nimmt zwei Hells-Angels-Mitglieder im Alter von 35 Jahren fest. Insgesamt 20 Durchsuchungsbeschlüsse im Norden wurden vollstreckt. 250 Beamte waren im Einsatz.

2. Februar 2016

Die "Soko Rocker" stürmt eine Werkstatt am Billwerder Steindamm, die offenbar einem Hells Angels-Mitglied gehört. Verdacht: Gewerbsmäßige Hehlerei mit Autoteilen. Die Beamten haben Tausende offensichtlich gestohlene BMW-Autoteile sichergestellt, die in der Halle gelagert wurden.

2. Februar 2016

Die "Soko Rocker" nimmt zwei Männer in Haft, die dringend tatverdächtig des schweren gemeinschaftlichen Raubs sind. Das Opfer des Raubes wird ebenfalls wegen eines ausstehenden Haftbefehls verhaftet.

3. Februar 2016

Die "Soko Rocker" stürmt acht Wohnungen in Hamburg und Norddeutschland. Ein 28 Jahre alter Iraner wurde bei dem Einsatz festgenommen. Es wurde unter anderem eine geladene Maschinenpistole gefunden und sicher gestellt.

5. Februar 2016

Die Polizei durchsucht fünf Wohnungen in Schnelsen und Eidelstedt und verhaftet einen weiteren Tatverdächtigen des Raubs vom 2. Februar.

11. Februar

Die "Soko Rocker" verhaftet einen weiteren Tatverdächtigen im Zusammenhang mit dem Raub vom 2. Februar, außerdem werden zwei Wohnungen in St. Georg und Billstedt durchsucht.

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