Anwohner beschwerten sich über den dunklen Qualm. Der Ruß gelangte in die Asklepios Klinik Altona. Die Wasserschutzpolizei versuchte, den Frachter zu stoppen. Ein Video zeigt das qualmende Schiff.

Hamburg. Der Containerfrachter „MS Yang Ming Utmost“ sorgte am Sonnabendabend ungewollt für eine dunkle Qualmwolke. Der Frachter befand sich von Hamburg auf dem Weg nach Rotterdam. Auf Höhe Altona dann passierte das Unglück, eine hohe Konzentration Rußpartikel gelangte in die Luft und legte sich auch wie ein Film auf das Wasser.

Die in die Luft ausgestoßenen Rußpartikel erreichten auch die Asklepios Klinik in Altona. Die Konzentration war so hoch, das dort der Feuermelder ausgelöst wurde. Auch im Pflegeheim Bugenhagenstraße gingen die Feuermelder los. Ein Restaurantbetreiber in Altona meldete sich bei der Polizei und teilte mit, dass erhebliche Mengen Ruß auf dem Mobiliar und den Speisen sowie den Getränken seiner Gäste nieder gegangen sei. Polizisten stellte Proben zur weitergehenden Untersuchung sicher. „Das ist ein erstaunlicher Vorfall, den es so schon lange nicht mehr in Hamburg gegeben hat“, sagte der Polizeisprecher.

Anwohner beschwerten sich und alarmierten die Wasserschutzpolizei. Diese versuchte, den Frachter noch bei Cuxhaven zu stoppen. Ohne Erfolg. Der 52-jährige Kapitän des Schiffes wurde über Funk angesprochen und teilte auf Nachfrage mit, dass er keine technischen Probleme hätte. Er gehe davon aus, dass sich die Rauchentwicklung legen würde. Vermutlich führte ein Bedienfehler zur Qualmwolke. Die Polizei will den Frachter bei seinem nächsten Stopp in den Niederlanden aufsuchen. Am Sonntagabend soll das Schiff Rotterdam erreichen.

Offenbar wurde auf dem 335 Meter langen und 43 Meter breiten Schiff bereits im Hamburger Hafengebiet vom schwefelarmen Treibstoff auf das billigere Schweröl umgeschaltet. Dies ist eigentlich erst auf hoher See erlaubt. Die Wasserschutzpolizei ermittelt wegen diverser Umweltdelikte. Das Schiff soll heute, gegen 19 Uhr, Rotterdam erreichen.

Schweröl ist der übliche Brennstoff für Zweitaktdieselmotoren auf Seeschiffen. Die teerähnliche Substanz gilt als Abfallprodukt von Raffinieren. Im Schiff muss Schweröl, auch als "Bunker C" bezeichnet, vorgewärmt werden, um überhaupt flüssig durch die Rohrleitungen gepumpt werden zu können. Schweröl enthält eine Vielzahl von Schadstoffen, vor allem eine hohe Konzentration von Schwefel. In küstennaher Fahrt muss es jetzt bereits durch schwefelärmere Brennstoffe ersetzt werden, vor allem in der Nord- und Ostsee oder an den Küsten der USA. 2015 werden die Grenzwerte erneut verschärft.

"Der Transport von Containern auf Großschiffen gilt als effizienteste Art des Gütertransports. Beim absoluten Ausstoß von Umweltgiften wie Schwefeldioxid oder Stickoxiden zählt die Seeschifffahrt dennoch zu den Hauptverursachern weltweit", sagte Dietmar Oeliger, Leiter der Abteilung Verkehrspolitik beim Nabu, bereits im März bei der Präsentation einer neuen Studie zu den Abgasbelastungen durch die Schifffahrt.

Das Schweröl, das die Reedereien auf ihren Schiffen üblicherweise auf offener See verbrennen, habe einen 3500-fach so hohen Schwefelgehalt wie moderne Dieselkraftstoffe für Autos oder Lastwagen, hieß es im März weiter. Selbst der Marinediesel mit 0,1 Prozent Schwefelgehalt, der in den europäischen Emissionsschutzgebieten von 2015 an vorgeschrieben ist, weise noch einen 100-fach höheren Schwefelgehalt auf als "sauberer" Diesel für den Straßenverkehr. Weltweit sind rund 55.000 Handelsschiffe im grenzüberschreitenden Verkehr unterwegs, davon etwa 5000 Containerfrachter.