Bei der Hauptverdächtigen, die nach der Tat festgenommen wurde, handelt es sich um die Tochter eines ehemaligen Modeunternehmers.
St. Georg. Einen Tag nach den tödlichen Messerstichen in einem Stundenhotel an der Bremer Reihe in St. Georg gibt es - auch wenn die Hintergründe der blutigen Tat weiter im Verborgenen liegen - neue und erstaunliche Erkenntnisse der Mordkommission, die den Fall nicht mehr im Licht einer reinen Milieu-Auseinandersetzung erscheinen lassen.
Wie das Hamburger Abendblatt erfuhr, handelt es sich bei der 26-jährigen Hauptverdächtigen, die nach der Tat festgenommen wurde und seit Donnerstag in Untersuchungshaft sitzt, um die Tochter eines ehemaligen Modeunternehmers, den Gründer eines Billigmodelabels. Die Polizei geht davon aus, dass die Millionärstochter einen 33-Jährigen mit einem Messer angegriffen hat, der daraufhin im Treppenhaus des Hotels verblutete. Möglicherweise hatte sie ihren Freund schützen wollen. Die junge Frau stammt aus einer gut betuchten Kieler Familie. Ihr Vater war erfolgreich in der Modebranche tätig. Vor etwa sieben Jahren sei sie in die Drogenszene abgerutscht, schreibt die „Bild“-Zeitung. Schuld seien „falsche Freunde gewesen“, wird die Mutter der jungen Frau zitiert. Seit einiger Zeit lebe die 26-Jährige, die Mutter eines kleinen Sohnes ist, in St. Georg, im Hotel Nord, wo die Bluttat geschah. Um das Kind kümmere sich die Großmutter in Kiel.
Die Mordkommission ermittelt wegen Totschlags. Am Tatort wurden zudem "diverse drogentypische Utensilien sichergestellt", gab Polizeisprecherin Karina Sadowsky bekannt.
Nach Angaben der Ermittler soll sich die 26-Jährige zusammen mit einem 34 Jahre alten Freund in dem Hotel aufgehalten haben. Gegen 15.30 Uhr trafen sie auf einem Flur auf den 33-Jährigen und dessen 28-jährige Begleitung. Es kam zu einem Streit zwischen beiden Männern, der innerhalb weniger Minuten eskalierte. Laut Polizei kannten sich die Männer bereits.
Der 33-Jährige habe plötzlich ein Messer gezogen und auf den Begleiter der 26-Jährigen eingestochen. Der Mann erlitt dabei mehrere lebensbedrohliche Stichverletzungen. Die Frau habe dem Angreifer daraufhin eine Flasche auf den Kopf geschlagen, woraufhin dieser das Messer fallen ließ. Wie Sprecherin Sadowsky erklärte, soll die junge Frau dann das Messer genommen und den 33-jährigen Angreifer damit traktiert haben. Als dieser versuchte, aus dem Hotel zu flüchten, hinderte ihn das Pärchen daran. Der bereits schwer verletzte 34-Jährige habe ihn weiter attackiert, so die Polizei. "Ob dieser dabei ein Messer einsetzte, ist nicht bekannt", sagte Sadowsky.
Der 33-Jährige erlag seinen schweren Verletzungen noch im Hotel, wo die 26-Jährige und ihr Freund später festgenommen wurden. Nach einer Operation in der Asklepios Klinik St. Georg schwebt der 34-Jährige nicht mehr in Lebensgefahr. Er konnte noch nicht vernommen werden. Die 26-Jährige verweigerte die Aussage und kam vor einen Haftrichter.