Christian Walliser schwebt in Lebensgefahr. Die Polizei ermittelt - Gäste müssen aussagen. Tiger-Nummer abgesetzt - aber Show geht weiter.

Hamburg. Der Tigerangriff auf Dompteur Christian Walliser bei einer Dinner-Party in Hamburg hat Entsetzen und Erschütterung ausgelöst. Der 28-jährige Tiertrainer wurde am Dienstagabend von drei Raubkatzen vor den Augen von fast 200 Showgästen lebensgefährlich verletzt und musste im UKE notoperiert werden. Durch den Vorfall wurden Erinnerungen an die Tigerattacke auf Roy Horn vom Magierduo "Siegfried und Roy" wach, bei der der Dompteur im Oktober 2003 in Las Vegas auf der Bühne angefallen und lebensgefährlich verletzt worden war. Nach dem Unglück wurde der Dompteur mit schwersten Verletzungen ins Universitätsklinikum Eppendorf gebracht. Bei dem Angriff der Raubkatzen hatte der 28-Jährige unter anderem eine offene Schädelverletzung und schwere Verletzungen am Brustkorb erlitten. Zudem wurde ihm die linke Hand amputiert.

Zu dem Unglück war es kurz nach 19.30 Uhr beim „Dinner-Zirkus“ in der Alten Hagenbeckschen Dressurhalle gekommen. Der Hamburger Tierpark bedauerte den Unfall. Eine Sprecherin sagte, Hagenbeck sei für die Show lediglich Vermieter der Halle, die als eine der weltweit ältesten noch aktiven Zirkushallen gilt. Die Veranstalter Stefan und Korinna Pagels haben die Halle seit 1999 vom Tierpark gepachtet und betreiben sie seither in Eigenregie als Event-Location.

Die Tigerattacke auf Roy Horn

Den Ermittlungen der Polizei zufolge war der Dompteur kurz nach Beginn der Vorstellung, während der den Gästen ein Vier-Gänge-Menü gereicht wird, plötzlich im Zentralkäfig gestolpert. Dadurch habe er für einen Augenblick die Kontrolle über seine fünf Jungtiere verloren, so Pagels. Dies hätten drei Großkatzen ihrer Natur entsprechend sofort genutzt, um mit dem Tierlehrer zu „spielen“. Mitarbeiter des Veranstalters griffen Pagels zufolge unmittelbar nach dem Angriff ein und hatten nach etwa 30 Sekunden die Tiger mit Stangen und Feuerlöschern von dem Mann getrennt. Zum Glück befand sich im Publikum ein Arzt, der die schwere Blutung an der zerfleischten Hand des Dompteurs stoppte. Wenige Minuten später trafen bereits alarmierte Notärzte ein. Laut Feuerwehr waren 22 Rettungskräfte im Einsatz.

Schwere Unfälle von Dompteuren

Stefan Pagels dankte den Gästen für ihr besonnenes Verhalten. Nach nur wenigen Minuten sei die Halle evakuiert gewesen. Das Publikum sei reibungslos allen Anweisungen gefolgt. Im Foyer kümmerten sich Feuerwehrleute, Rettungssanitäter und Polizisten um die Gäste. Mehrere Zuschauer erlitten einen Schock. Der Vorfall sei kein böswilliger Angriff der Tiger gewesen, so Pagels. Die Katzen betrachteten den Trainer sonst praktisch als ein Leittier. Der Dompteur habe sich durch sein ruhiges und besonnenes Umgehen mit den Tieren ausgezeichnet, er habe schon seit einiger Zeit mit den Tigern gearbeitet und ein Vertrauensverhältnis aufgebaut.

Noch in der Nacht habe eine Ensemble-Konferenz beschlossen, die Aufführungen bis Jahresende fortzusetzen, allerdings ohne Raubkatzennummer. Unterdessen nahmen das Landeskriminalamt und das Amt für Arbeitsschutz Untersuchungen auf. Es werde überprüft, ob die Veranstaltung bis auf den unvorhersehbaren Unfall ordnungsgemäß verlaufen sei, sagte ein Polizeisprecher. Dazu würden unter anderem Gäste als Zeugen befragt. Bislang gebe es keine Anzeichen für ein Fremdverschulden.