Fabian Rockhausen (28) und Lisa Schulz (25) waren am Wochenende im Schanzenviertel auf dem Schanzenfest. Rockhausen, Mitglied der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), war als Bereitschaftspolizist bei den Krawallen im Einsatz.
Studentin Schulz verkaufte mit zwei Freundinnen Klamotten auf dem Flohmarkt an der Bartelsstraße. Beide erzählten dem Abendblatt, was sie während und nach dem Fest erlebten. Das 24-Stunden-Protokoll:
6. 30 Uhr: Der Wecker reißt Lisa Schulz (25) und ihre zwei Mitstreiterinnen in ihrer Wohnung an der Bartelsstraße aus dem Schlaf.
7.55 Uhr: Die jungen Frauen ergattern noch ein Plätzchen in zweiter Reihe an der Hauswand und bauen ihren Stand auf. "Das Schöne am Schanzenfest ist, dass wir einen Flohmarkt direkt vor unserer Haustür haben."
11 Uhr: Noch interessieren sich wenige Passanten für ihre T-Shirts und Blusen. Bei der "Konkurrenz" läuft es besser.
12.50 Uhr: Mittags gibt es Vollkornnudeln und Biopesto.
14.05 Uhr: Der Rubel rollt: T-Shirts gehen besonders gut, Lisa und ihre Freundinnen gönnen sich einen Kaffee.
14.30 Uhr: Fabian Rockhausen hat Dienstbeginn. In Alsterdorf trifft sich der Polizeioberkommissar mit seinen Kollegen. Er ist Gruppenführer von sechs Polizisten. Bevor es zum Schanzenfest geht, hat er einen Einsatz bei der Bundesliga-Begegnung zwischen dem HSV und dem VfB Stuttgart im Volkspark.
16.20 Uhr: Lisa und ihre Freundinnen wollen langsam zum Ende kommen. Sie bieten jedes Teil für einen Euro an. Polizist Rockhausen steht am S-Bahnhof Stellingen und überwacht den Zulauf der Fußballfans.
17.45 Uhr: In der Schanze setzt der Regen ein. Die Klamotten werden in den Hausflur geräumt. Einige Teile werden noch verschenkt, der Rest geht an ein Frauenhaus. Danach der Kassensturz. 180 Euro hat das Trio eingenommen. Lisa: "Die Stimmung war einfach super. Halt ein richtiger Flohmarkt. Von Aggressionen und Spannungen war hier überhaupt nichts zu spüren."
22 Uhr: Lisa Schulz hat es sich vor dem Fernseher gemütlich gemacht. Lust, sich das weitere Treiben in der Schanze anzusehen, hat sie nicht. Ihre Hoffnung, dass das Fest nicht von, wie sie sagt, "idiotischen Krawallen" überschattet wird, bleibt unerfüllt. Während sie langsam erschöpft einschläft, ist Fabian Rockhausen auf dem Weg zurück nach Alsterdorf. Dort ziehen sich die Polizisten um. Wenig später geht es zum Sammelpunkt auf dem Heiligengeistfeld. Dort warten gut 2000 Polizisten auf den möglichen Einsatz im Schanzenviertel. "Wir bekamen die Meldung, dass es dort überraschend friedlich zugeht", sagt Rockhausen.
0.55 Uhr: 200 Randalierer stürmen auf die Polizeiwache an der Stresemannstraße zu. Rockhausen und seine Kollegen sollen die Altonaer Straße absperren, um Randalierer aufzuhalten. Eine Gruppe von 30 Vermummten hat Gehwegplatten an der Sternbrücke aufgebrochen.
2 Uhr: Ein Feuerwehrmann meldet Rockhausen, dass ein Löschzug mit Steinen beworfen wurde. Die Polizisten nehmen den Täter fest. "Ein Kollege wurde von Steinen am Helm getroffen, blieb aber unverletzt."
3.15 Uhr: Ein Mitarbeiter der Shell-Tankstelle an der Altonaer Straße ruft die Polizei. Er hat Angst vor einer Plünderung.
4.45 Uhr: Es ist Ruhe eingekehrt. Rockhausen fährt zurück nach Alsterdorf. Jetzt müssen die Beamten noch Berichte über die Vorfälle schreiben.
6.30 Uhr: Endlich Feierabend. Auf der Fahrt nach Hause lässt Fabian Rockhausen den Tag Revue passieren. "Ich hatte wirklich die Hoffnung, dass es endlich friedlich bleiben könnte. Ich unterscheide ganz klar zwischen dem friedlichen Fest und dem, was die Randalierer später daraus machen."