Sturzbetrunken wurde der 14-Jährige mit 4,9 Promille in Wietze (Kreis Celle) leblos in einem Bushäuschen entdeckt. Eine Blutwäsche rettete dem Jungen das Leben.

Celle. Es ist ein erschreckender Fall von Komasaufen: Der 14-Jährige aus dem Kreis Celle, der am Wochenende mit 4,9 Promille gefunden wurde, hatte literweise Hochprozentiges getrunken. Der Junge sei mit zwei Flaschen Wodka bei einer Party aufgetaucht und habe diese gleichzeitig ohne abzusetzen geleert, sagte ein Polizeisprecher. Anschließend entriss der Schüler einem anderen Gast eine Flasche Korn, trank diese ebenfalls aus und verließ die Party. Wenige Stunden später entdeckte ein Passant den leblosen Jungen in einem Bushäuschen in Wietze. Erst nach einer Blutwäsche in der Medizinischen Hochschule Hannover war er außer Lebensgefahr. Woher der 14-Jährige den Alkohol hatte, ist laut Polizei noch unklar. Er soll nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus befragt werden. Danach werde entschieden, ob sich Ermittlungen gegen die Eltern oder andere Personen anschließen, die ihm möglicherweise den Alkohol gegeben haben, sagte der Sprecher.

„Sich aus dem Leben zu schießen ist nicht cool“, erklärte die niedersächsische Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann (CDU) am Dienstag zu dem exzessiven Besäufnis. Jedem müsse klar sein, dass ein solches Imponiergehabe lebensbedrohlich ist, erläuterte ihr Sprecher Thomas Spieker. Wichtig sei es daher, die Weitergabe von Alkohol an Jugendliche zu verhindern. „Testkäufe sind da der richtige Weg“, betonte Spieker. Außerdem stelle das Ministerium jedes Jahr mehr als sieben Millionen Euro für Suchtberatung zur Verfügung. In Niedersachsen versuchen regelmäßig Minderjährige im Auftrag der Polizei, Hochprozentiges zu erwerben. Darüber hinaus geht Niedersachsen seit diesem Frühjahr nach eigenen Angaben als erstes Bundesland flächendeckend mit dem Präventionsprojekt „HaLT“ (Hart am Limit) gegen Alkoholexzesse bei 12- bis 18-Jährigen vor. Wenn diese nach dem Komasaufen in der Klinik landen, kümmern sich speziell ausgebildete Fachkräfte bereits am Krankenbett um die jungen Leute. Auch Gespräche mit den Eltern und Gruppenarbeit mit anderen Jugendlichen sind vorgesehen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten mit bis zu 220 Euro pro Fall.

Der Linksfraktion im niedersächsischen Landtag geht das nicht weit genug. Sie forderte am Dienstag ein generelles Werbeverbot für Alkohol. Im Kampf gegen das Komasaufen seien jugendliche Testkäufer nicht das Allheilmittel, vielmehr müsse sich kulturell etwas ändern, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Linksfraktion, Patrick Hunke-Focks. Wenn Alkohol als einzelne Droge im menschlichen Miteinander als gesellig und wichtig vorgelebt werde, müsse man sich nicht über die Folgen wundern. „Das gilt auch für Minister, die in offizieller Funktion Bierkrüge auf Festzelten schwenken.“ dpa/HA