Hamburg. Der Parteinachwuchs kritisiert, dass eine enge Mitarbeiterin des CDU-Landesvorsitzenden für die Bürgerschaftswahl am 2. März 2025 kandidiert.
Es ist ein direkter Angriff auf Dennis Thering, den bislang unumstrittenen CDU-Landesvorsitzenden und designierten Spitzenkandidaten bei der Bürgerschaftswahl am 2. März 2025. Die Junge Union (JU) begehrt gegen den mächtigsten Hamburger Christdemokraten auf. Vor einer Woche hatte der CDU-Landesvorstand den von Thering zusammengestellten Vorschlag für die Landesliste zur Bürgerschaftswahl einstimmig beschlossen. Jetzt wendet sich der Parteinachwuchs gegen vermeintliche „Vetternwirtschaft“ auf der Kandidatenliste.
„Die Junge Union Hamburg lehnt eine Begünstigung von Parteimitarbeitern des Landesverbandes bei der Aufstellung von Kandidaten für Wahlkreis- und Landeslisten bei Bürgerschafts-, Bundestags- und Europawahlen ab“, lautet der abstrakt formulierte Beschluss der JU-Delegiertenversammlung, der nach Abendblatt-Informationen mit mehr als 90 Prozent Zustimmung erfolgte.
Konkret geht es der Jungen Union in erster Linie offensichtlich um die Altonaer Bezirksabgeordnete Emelie Böversen, die auf dem aussichtsreichen Listenplatz acht für die Bürgerschaftswahl kandidiert. Die 26 Jahre alte Digital- und Medienmanagerin ist „Strategische Leiterin Kampagne & Wahlkampf“ des CDU-Landesverbandes und eine der engsten Mitarbeitenden des Parteichefs und designierten Bürgermeisterkandidaten Thering.
Nachwuchspolitikerin ist in der Jungen Union offensichtlich nicht wohl gelitten
Böversen ist Mitglied der Jungen Union, aber im JU-Landesverband offensichtlich nicht wohl gelitten. Ein Indiz dafür ist, dass der Altonaer JU-Kreisvorsitzende Pierre Kock den Antrag gegen das Altonaer JU-Mitglied Böversen mit eingebracht hat. Thering weist im Gespräch mit dem Abendblatt den Vorwurf der Begünstigung zurück. „Emelie Böversen war nicht mein Vorschlag, sondern der Vorschlag des CDU-Kreisverbandes Altona/Elbvororte“, sagt der Parteichef. Das bestätigt die Altonaer CDU-Kreisvorsitzende Anke Frieling, sagt aber auch, dass der Kreisverband keine Rangfolge seiner Vorschläge vorgenommen habe. Mit anderen Worten: Dass die in der Partei weithin unbekannte Böversen herausgehoben auf Platz acht kandidieren soll, dürfte Therings Entscheidung gewesen sein.
Und der CDU-Landesvorsitzende verteidigt den Personalvorschlag ausdrücklich. „Emelie Böversen ist ein tolles politisches Talent“, sagt Thering, der eine „Privatfehde“ vermutet. Der designierte Spitzenkandidat weist darauf hin, dass auch der JU-Landesvorsitzende Niclas Heins und Julian Herrmann, JU Hamburg-Nord, als CDU-Vorstandsmitglieder der Personalie zugestimmt hätten. Bemerkenswert ist andererseits, dass für den Thering-kritischen JU-Antrag nach Abendblatt-Informationen auch die JU-Vertreter aus Therings Kreisverband Wandsbek und seinem Ortsverband Alstertal gestimmt haben.
CDU-Landesvorsitzender Dennis Thering weist die Forderung der Jungen Union zurück
Der Vorschlag für die CDU-Landesliste enthält auf den ersten zwölf Positionen die Namen von sechs Frauen – auch ohne eine Frauenquote. Auf Position sechs tritt die 36 Jahre Christin Christ an, wissenschaftliche Referentin der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Auch wenn Fraktionsmitarbeiter in dem JU-Beschluss nicht ausdrücklich erwähnt werden, so berichten JU-Mitglieder, soll auch Christ mitgemeint sein.
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„Mir ist nicht ersichtlich, warum Mitarbeiter der Landesgeschäftsstelle nicht für die Bürgerschaft kandidieren sollten. Das ist doch nicht ehrenrührig“, weist Thering die JU-Forderung zurück. Es habe, so der Parteichef, in der Vergangenheit mehrere Beispiele solcher Kombinationen gegeben. Prominentester Fall dürfte der kurzzeitige Erste Bürgermeister Christoph Ahlhaus sein, der als Landesgeschäftsführer der CDU 2004 für die Bürgerschaft kandidierte und auch gewählt wurde.
Die abschließende Entscheidung über die 64 Namen auf der Landesliste für die Bürgerschaftswahl fällt auf der CDU-Vertreterversammlung am 7. September.