Hamburg. Deutlicher Anstieg: Durchfall-Quote so hoch wie seit 2017 nicht mehr. Schlechte Vorbereitung, schwache Vorleistung – Gründe überraschen.

In Hamburg sind in diesem Jahr so viele Abiturienten und Abiturientinnen durch die Prüfung gefallen wie seit 2017 nicht mehr. 494 Jugendliche und junge Erwachsene bestanden das Abitur nicht – das ist eine Quote von 5,09 Prozent und ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. Die wenigsten Durchfaller gab es im Corona-Jahr 2021, als nur 2,21 Prozent der Schülerinnen und Schüler das Abitur nicht schafften. Interessant sind die Gründe, die aus Sicht der Schulbehörde dahinterstehen.

Die meisten Abuturienten fielen in den vergangenen zehn Jahren 2017 durch – damals lag die Quote bei 5,20 Prozent. Die größte Zahl der erfolgreichen Abiturienten gab es unter dem Strich 2016 mit 9768 Schülerinnen und Schüler.

Abitur in Hamburg: Ungewöhnlich viele Schüler fallen durch

So hat sich die Quote der durchgefallenen Abiturienten in den vergangenen zehn Jahren entwickelt, ein Überblick:

  • 2014 fielen 3,8 Prozent der Abiturientinnen und Abiturienten durch
  • 2015 fielen 3,92 Prozent der Abiturientinnen und Abiturienten durch
  • 2016 lag die Durchfaller-Quote bei 4,67 Prozent
  • 2017 lag die Durchfaller-Quote bei 5,20 Prozent
  • 2018 lag die Durchfaller-Quote bei 3,94 Prozent
  • 2019 lag die Durchfaller-Quote bei 4,90 Prozent
  • 2020 fielen 2,67 Prozent der Abiturienten durch
  • 2021 fielen 2,21 Prozent der Abiturienten durch
  • 2022 fielen 2,95 Prozent der Abiturienten durch
  • 2023 fielen 2,95 Prozent der Abiturienten durch
  • 2024 fielen 5,09 Prozent der Abiturienten durch

In der Schulbehörde sieht man eine ganze Reihe von Gründen für die hohe Durchfallerquote, verweist aber auch darauf, dass es auch in einigen Vorjahren immer mal wieder viele Jugendliche gab, die an den Abitur-Prüfungen scheiterten. Dass der Anteil in den Corona-Jahren (2020,2021, 2022) ausgesprochen niedrig lag, liege u. a. an einer erwünscht wohlwollenderen Benotung seitens der Lehrkräfte. Die Jugendlichen mussten sich ja unter sehr speziellen Corona-Bedingungen auf das Abitur vorbereiten und hatten schon während der Oberstufenzeit immer wieder mit Einschränkungen zu kämpfen.

Schule Hamburg: Vielen war nahegelegt worden, gar nicht erst anzutreten

Eine stichprobenartige Abfrage der Behörde bei 20 Schulleitungen ergab aber auch, dass viele der gescheiterten Abiturienten sehr schwache Vorleistungen gezeigt hatten: Nicht wenigen Schülern, die nicht bestanden haben, war vorher nahegelegt worden, nicht an den Prüfungen teilzunehmen. Sie wollten es aber trotzdem gern versuchen. Das kann die Schule ihnen natürlich nicht verwehren.

Eine ganze Reihe schwacher Schüler brauchte nach den schriftlichen Prüfungen dann im mündlichen Abitur noch etliche Punkte, um zu bestehen – und das hatte sich auch schon größtenteils in den Semesterergebnissen der Oberstufe widergespiegelt, so die Behörde.

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Corona hatte aber auch noch eine andere Auswirkung: So gab es zu der Zeit ein relativ „weiches“ Übergangsverfahren in die Oberstufe; die Lehrer hatten in der zehnten Klasse großzügig benotet. Auch leistungsschwächere Schüler, die es sonst wohl nicht geschafft hätten, kamen entsprechend in die Oberstufe. Recht viele Schülerinnen und Schüler hatten große Probleme mit den schriftlichen Abiturprüfungen, vor allem in Deutsch, so die Schulbehörde. Und einige hatten sich auch nicht ausreichend vorbereitet.

Wer jetzt beim Abitur durchgefallen ist, hat mehrere Möglichkeiten. Sie können das letzte Schuljahr und entsprechend die Abiturprüfungen wiederholen. Sie haben aber in der Regel bereits den schulischen Teil der Fachhochschulreife erreicht und können auch eine fachpraktische Ausbildung durchlaufen und damit die vollwertige Fachhochschulreife erlangen.