Hamburg. 9000 Verfahren wegen Verschmutzung. KI soll schmutzige Straßenschilder erkennen. Wie man auf „Mediterranisierung“ Hamburgs reagiert.
Der Sommer treibt die Hamburger in Grünflächen und Parks. Für die Stadtreinigung Hamburg (SRH) bedeutet es eine Herausforderung, die Flächen und den öffentlichen Raum sauber zu halten. Insgesamt wurden in diesem Jahr bis September bereits 9000 Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet wegen „Littering“, also des achtlosen Entsorgens von Abfällen im öffentlichen Raum. Im gesamten Vorjahr waren es 10.500 Verfahren.
Als Ordnungswidrigkeit zählt es bereits, wenn man einen Zigarettenstummel nicht sorgfältig entsorgt oder seinen Hundehaufen liegen lässt. Die WasteWatchers stellen sich dann zunächst freundlich vor, belehren die Personen und weisen sie auf ihr Fehlverhalten hin. In 90 Prozent der Fälle sehen die Betroffenen ihren Fehler ein und reagieren freundlich. Zudem hat die Stadtreinigung weitere Papierkörbe aufgestellt und Straßenschilder gereinigt, wie sie am Dienstag in ihrer Bilanz des Sommers 2023 mitteilte.
Müll Hamburg: Stadtreinigung verteilt kleine Aschenbecher bei Aktionen
Um die Stadt vor Müll und Verschmutzung zu schützen, setzt das Unternehmen auf einen Mix aus Information, Prävention und Präsenz. Das Projekt „Clean Schnack“ wurde während Corona ins Leben gerufen, als die Menschen weniger in den Urlaub fuhren und daher vermehrt in Hamburgs Parks und Grünanlagen flohen. Partys, Treffen und Sport, alles fand draußen statt. Damals begann die Stadtreinigung damit, kleine Aschenbecher und Mülltüten zu verteilen, um ein Bewusstsein für das Problem zu schaffen. Mittlerweile sind die Clean Schnacks fest etabliert; bei 17 Aktionen wurden an zehn Terminen in allen sieben Hamburger Bezirken fast 1500 Personen (im Jahr 2022: 750) in Grünanlagen und anderen sommerlichen Hotspots persönlich angesprochen.
Mittlerweile gibt es 33 WasteWatchers, die Ansprechpartner für die Besucher der Parks sind und gleichzeitig für Ordnung sorgen – drei mehr als im Jahr zuvor. „Uns allen liegt die Sauberkeit unserer Stadt am Herzen. Vor allem in den Sommermonaten bieten die vielfältigen Parks, Grünflächen, das Elb- oder Alsterufer den Besuchern Erholung und Freizeitvergnügen. Das ist Lebensqualität pur in einer Großstadt“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) bei der Vorstellung der Bilanz.
Stadtreinigung Hamburg deutlich häufiger am Wochenende unterwegs
„Die Stadtreinigung Hamburg leistet an sieben Tage in der Woche hervorragende Arbeit, damit alles sauber bleibt.“ Sie kläre mit ihrem Know-how, den WasteWatchern und regelmäßigen Clean Schnacks auch im direkten Gespräch mit den Bürgern über den sorgsamen Umgang mit unseren Grünflächen und über Müllvermeidung auf. „Das wirkt nachhaltig und schafft ein Bewusstsein für die Sauberkeit in unserer Stadt.“ Dazu tragen auch Social-Media-Kampagnen wie „Behandle #HHome wie dein Wohnzimmer“ bei.
Die Reinigungskräfte sind in der warmen Jahreszeit vermehrt auch an Wochenenden im Einsatz. Knapp 2500 Einsatzstunden (im Jahr 2022 nur 234 Std.) wurden in der abgelaufenen Saison zusätzlich zu den Regelarbeitszeiten an Wochenenden geleistet. Und auch auf einen anderen Trend hat sich die Stadtreinigung eingestellt: „Die zunehmende Mediterranisierung“, also der stärkere Aufenthalt im Freien, habe es trotz aller Aufklärungskampagnen notwendig gemacht, dieses Jahr knapp 550 neue Papierkörbe aufzustellen. In ganz Hamburg stehen nunmehr 21.000 Papierkörbe. Die Zahl der Leerungen ist aufs Jahr gesehen um 4100 angestiegen.
Müll Hamburg: Kümmerer sind auf dem Lastenrad unterwegs – auch in Planten un Blomen
Erstmals ist die Stadtreinigung in diesem Jahr auch für „prestigeträchtigen Park Planten un Blomen“ zuständig, sagte Fabian Fehn, Leiter der Geschäftseinheit Reinigung bei der SRH. 24 sogenannte Kümmerer sind in der Stadt unterwegs, die nicht nur Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger sind, sondern auch Verschmutzungen direkt entfernen. Sie sind in Planten un Blomen, an der Alster und in den Innenstädten Hamburgs und Harburgs mit insgesamt zehn modernen Lastenrädern flexibel, schnell und klimafreundlich unterwegs.
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Recht neu in der Verantwortung der SRH ist die Schilderreinigung in Hamburg. Nachdem im Rahmen eines Pilotprojektes im Jahr 2019 rund 70.000 Schilder gereinigt und im Jahr 2022 die Gesamtverantwortung übertragen wurde, hat die SRH bis Ende September dieses Jahres fast 29.000 Schilder in Hamburg gesäubert.
Künstliche Intelligenz soll in Hamburg schmutzige Straßenschilder erkennen
Die SRH hat sich außerdem auf den Weg gemacht, das Thema Sauberkeit mit KI-basierter Technologie an Fahrzeugen weiterzuentwickeln. Mit KI-basierter Technik an den Fahrzeugen möchte man effizienter arbeiten. Die Technik soll beispielsweise verschmutze Straßenschilder sofort erkennen und dadurch die Arbeit beschleunigen. „Die Technologie soll die Arbeit erleichtern, dennoch ist die menschliche Hand nicht wegzudenken. Beide ergänzen einander“, so Unternehmenssprecher Kay Goetze.
Auch im Arbeitsmarkt möchte das Unternehmen ein attraktiver Arbeitgeber sein. Momentan steckt die Stadtreinigung Hamburg daher sehr viel Mühe in das Abwerben von Frauen. Die Zahl an weiblichen Angestellten im Bereich der Reinigung, Müllabfuhr und Recyclinghöfe ist noch immer sehr gering. „Wir wollen Frauen in Orange sehen“ heißt das Motto. In sogenannten Matchdays können Frauen das Berufsfeld besser kennenlernen und in einem Speed-Dating-Format mit zukünftigen Kolleginnen und Kollegen sprechen. Mit dieser Methode hat die Stadtreinigung bereits 41 Frauen eingestellt.