Hamburg. Details zu allen Straßenbäumen jetzt leicht abrufbar. Ernster Hintergrund: Zahl der Bäume in Hamburg sinkt und die Fällsaison beginnt.

Gut 227.000 Straßenbäume gibt es noch in Hamburg – und jeder hat seine eigene Geschichte. Jetzt ist es möglich, sich diese sehr einfach anzusehen, und zwar für jeden einzelnen Baum. Möglich macht es eine neue Handy-App, die der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) entwickelt hat.

Die App, die hier genutzt oder heruntergeladen werden kann, funktioniert laut Nabu-Ankündigung denkbar einfach. Man stellt sich neben einen Straßenbaum, tippt auf den „Hallo Baum“-Button und erfährt sofort interessante Details wie die Art und das Alter des Baumes. Die Informationen über den Baum und seine Umgebung stammen aus öffentlichen Datenbanken wie zum Beispiel dem Straßenbaumkataster der Stadt Hamburg, die mit den GPS-Daten des Smartphones verknüpft werden. Um „Hallo Baum“ nutzen zu können, muss deshalb die Standortbestimmung des Mobilgerätes eingeschaltet sein.

Natur Hamburg: Neue App soll für Bedeutung der Bäume sensibilisieren

„Das Projekt ,Hallo Baum‘ soll das Bewusstsein für die Leistung und die Wichtigkeit unserer Stadtbäume fördern. Dazu wurden öffentlich zugängliche Daten über Stadtbäume und Bodenbeschaffenheit zusammengetragen und verschiedene Merkmale jedes Baumes daraus berechnet“, sagte der Nabu-Ehrenamtliche Thomas Amthor, der die App entwickelt hat. Ziel ist es laut Nabu auch, „die Bevölkerung für die Leistungen und die Bedeutung der Stadtbäume zu sensibilisieren“.

Am 1. Oktober startet die alljährliche Baumfäll-Saison. Überall in Hamburg dürfen dann wieder Bäume, Sträucher und Hecken vorbehaltlich einer Genehmigung abgesägt oder stark gekürzt werden. Mehrere Tausend Bäume gingen dabei insgesamt jedes Jahr verloren, moniert der Nabu. „Der überwiegende Anteil wird auf privaten Flächen gefällt, aber auch im öffentlichen Raum gehen Bäume an Straßen, in Parks und Grünanlagen verloren.“

Nabu fordert auch mit Blick auf das Klima: Bäume erhalten!

Aufgrund vieler Anfragen informiert der Nabu jetzt mit einer Checkliste zum Baumschutz über Hintergründe und Handlungsmöglichkeiten, wenn jemand eine unrechtmäßige Baumfällung vermutet. Die Liste, die beim Nabu heruntergeladen werden kann, bietet laut Verband Hilfestellung, was gegen drohende Fällungen unternommen werden kann.

Gerade im Hinblick auf den Klimawandel müssten Maßnahmen und Instrumente entwickelt werden, die geeignet seien, den Baumbestand zu erhalten, fordern die Naturschützer. „Die verbliebenen und meist bereits gestressten Bäume abzuholzen kann nicht der richtige Weg sein, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen“, so der Nabu. „Denn sie leisten einen wichtigen und unverzichtbaren Beitrag für unsere Lebensqualität und die biologische Vielfalt.“

Natur Hamburg: Fällsaison beginnt, aber Private brauchen Genehmigung vom Bezirk

Bäume prägten das grüne Stadtbild, milderten das Stadtklima, produzierten Sauerstoff, filterten Schadstoffe und böten darüber hinaus Lebensraum und Nahrung für zahlreiche Tierarten, betonte Dr. Katharina Schmidt, Referentin für Stadtnatur beim Nabu in Hamburg. „Der Verlust von Bäumen hat daher enorme Auswirkungen auf Mensch und Natur. Zudem kann ein alter Baum nicht in all seinen Funktionen durch einen jungen ersetzt werden. Alle gefällten Straßenbäume müssen in adäquater Menge und unter optimalen Standortbedingungen nachgepflanzt werden.“

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Hintergrund: Nach dem Sommerfällverbot aus Artenschutzgründen dürfen vom 1. Oktober bis zum 28. Februar des Folgejahres wieder Bäume gefällt werden. Bäume auf Privatgrundstücken in Hamburg mit einem Stammumfang von mindestens 80 Zentimetern in 1,30 Metern Stammhöhe und alle Hecken ab 80 Zentimeter Höhe sind allerdings durch die Hamburger Baumschutzverordnung geschützt und dürfen nur mit einer Fällgenehmigung gefällt werden, die das zuständige Bezirksamt ausstellt. Die Bezirke veröffentlichen ihre Fälllisten für Straßen- und Parkbäume laut Nabu über die Ausschüsse der Bezirksversammlung, sodass die Fällgründe nachvollzogen werden können.