Hamburg. Trauerfeier mit heiteren Momenten für Eberhard Möbius, den “Admiral des Rollator-Geschwaders“ in St. Michaelis. Prominente Gäste.
Mit einer stimmungsvollen Trauerfeier haben sich Verwandte, Freunde und Kollegen am Freitag im Hamburger Michel von dem im Alter von 93 Jahren gestorbenen Künstler Eberhard Möbius verabschiedet. Im Anschluss wurde er auf dem Friedhof in Nienstedten beigesetzt.
Zwei große Porträts des lächelnden Theatermanns standen neben dem hellen Holzsarg, auf dem ein großes Blumengebinde lag. Die Teilnehmer der Trauerfeier betraten das Kirchenschiff mit Corona-Masken und in gebührendem Abstand. Rund 100 Trauergäste verteilten sich schließlich im Michel.
Eberhard Möbius: Trauerfeier mit zwei Michel-Pastoren
Der jetzige Hauptpastor Alexander Röder und sein emeritierter Vorgänger Helge Adolphsen führten gemeinsam durch die Feier, die mit Felix Mendelssohn-Bartholdys Lied „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ begann, in dem es um das Behütetsein geht. Katja Geist und Nicole Seeger sangen, am Klavier begleitet von Thomas Hettwer. In ihrer abwechslungsreichen Form war die Trauerfeier an die für Möbius´ Ehefrau Christa angelegt, die vor acht Jahren gestorben war.
Möbis Lebensmotto war ein Zitat von Gorch Fock
„Glaube, Liebe Hoffnung“ stand auf dem Programmheft, das eine Zeichnung vom Theaterschiff und dem Michel zierte. Möbius, den alle nur „Möbi“ nannten, hatte sich dieser Kirche sehr verbunden gefühlt, für sie Spenden gesammelt und soll demnächst mit einer Gedenktafel geehrt werden. „Er war seit Jahrzehnten immer wieder in dieser Kirche, die er liebte“, so Röder.
Sein Kollege Adolphsen subsumiert: „Was für ein Leben! Er war der Freund so vieler Menschen.“ Möbi selbst habe gesagt, er habe intensiv gelebt und sich dabei gesegnet und reich gefühlt. „Heute kommt er noch einmal zu Wort und zu Gehör“, so Adolphsen.
"Die schönsten Engel malt Chagall"
Die Feier hatte traurige, aber auch viele poetische und sogar heitere Momente. Neben Gebeten und Worten aus einem Psalm gab es Lieder und Texte, die der Verstorbene verfasst hatte.
Zum Beispiel den Text zu dem von ihm 2003 geschriebenen Lied „Die schönsten Engel malt Chagall“. Darin heißt es unter anderem: „Die schönsten Engel – wundersam – bannt Marc in Kirchenfenster/Wo einer noch mit Zweifeln kam, verbannt Chagall Gespenster.“
Es wurden viele Bilder bemüht, um Möbius’ Leben zu beschreiben: das vom Leben als Zirkus, seinen Traum vom Fliegen, sein Theaterschiff, den „Kulturdampfer aus Holz und Eisen“. Möbis Motto sei an ein Zitat von Gorch Fock, dem Dichter aus Finkenwerder, angelehnt gewesen: „Was du für andere tust, bestimmt den Wert deines Lebens.“ Das, so Adolphsen, sei für den Mann mit der sprachschöpferischen Kraft, den Netzwerker mit dem gewinnenden Charme, letztlich nur ein anderes Wort für Nächstenliebe gewesen.
Röder hatte ihn in der Seniorenresidenz besucht und ihn überredet, in Altersheimen aufzutreten. Das habe er gern und mit viel Erfolg gemacht und dabei auch noch eine bemerkenswerte Selbstironie gezeigt. Als er den Versammlungsraum mit seiner Gehhilfe betrat, habe er geblödelt: „Hier kommt der Admiral des norddeutschen Rollator-Geschwaders.“
Viele Prominente unter den Trauergästen
Unter den Gästen bei der Trauerfeier sah man viel Hamburger Prominenz: Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler, Martin Köttering, Präsident der Hochschule für bildende Künste, Kultursenator Carsten Brosda, Reeder Nikolaus W. Schües, Ernst-Deutsch-Theater-Intendantin Isabella Vértes-Schütter, Ohnsorg-Theater-Intendant Michael Lang, Unternehmer Michael Otto mit seiner Frau Christl sowie den Kaffee-Unternehmer Atti Darboven.
Auch Verwandte des Verstorbenen waren extra aus dem Harz angereist – Möbius war in Wernigerode geboren worden und aufgewachsen. Seine Schwägerin Angelika Möbius hatte die beiden erwachsenen Neffen Dirk und Ralf mitgebracht, die den Michel von außen fotografierten. In der Hauptkirche hatte ihr Onkel 25 Jahre alljährlich bei der Abendblatt-Veranstaltung „Märchen im Michel“ große Auftritte gehabt. Das wussten sie natürlich, auch wenn sie nie einen davon erlebt haben. „Aber wenn er uns im Harz besucht hat, hat er uns immer etwas aus seinen Stücken vorgespielt“, erinnert sich Ralf.
Stilvoll hanseatisch war dann auch das Ende der Trauerfeier. Die acht Träger, die den Sarg zu den Klängen einer Orgel-Fantasie von „Der Mond ist aufgegangen“ aus der Kirche holten, trugen Buscherumps, rote Halstücher und Elbsegler-Mützen.