Hamburg. Sechs Talente erzählen von ihrer Ausbildung an den Hamburger Modeschulen – und wie sie wurden, was sie sind.

Wie wird man Mode­designer – und wie bleibt man in diesem umkämpften Business über Jahrzehnte erfolgreich? Das kann man gut in Hamburg mit den drei großen Modeschulen, der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, der Akademie Mode & Design (AMD) und der Akademie JAK, beobachten. Sechs Absolventen erinnern sich für das Abendblatt an ihre Studienzeit.

Stefan Eckert machte 2004 seinen Abschluss an der Akademie Mode & Design. Heute verkauft er seine rockig-glamourösen Entwürfe in der HafenCity:

„Im Vergleich zu meinem anschließenden MA-Studium am Central Saint Martins College in London war das Studium in Hamburg sehr industriell und technisch orientiert. Ich finde diesen Ansatz für Einsteiger gut, da die Studenten auf diese Weise eine fundierte Basis für ihren späteren Job erhalten und von Beginn an lernen, dass zur Realisierung eines Designs – neben der Kreativität – vor allem auch Kenntnisse zur Fertigung, zum Schnitt und zu textiltechnologischen Eigenschaften der verwendeten Stoffe grundlegend sind.“

Ella Deck ist auf Abend- und Brautmode in Eppendorf spezialisiert, kleidete schon Bettina Wulff ein. Ihren Abschluss machte die Designerin 2000 an der AMD:

„Obwohl ich mir das Studium mit allerlei Jobs finanzieren musste, hat sich jeder Cent dafür gelohnt. Ich habe an der AMD eine sehr persönliche Ausbildungszeit erlebt, in der man sich für die Neigungen und Interessen der Studierenden wirklich interessiert hat. Die Dozenten waren immer sehr bemüht, ihre Schüler gut zu vermarkten und auf das Berufsleben vorzubereiten. Der Kontakt zu Auftraggebern aus der Textilbranche auf der Suche nach jungen Talenten war sehr eng.“

Telsche Braren betreibt mit Susanne Gröhnke das Modelabel Hello in Eimsbüttel und Ottensen (Kundinnen sind unter anderen Caren Miosga und Katharina Fegebank). Die Designerin schloss 1993 an der Akademie JAK ab:

„Die Gründerin der Akademie, Ingrid Albert-Kunz, war ein besonderer Mensch, und es war ihre Schule, die sie mit vollem Einsatz und großen Zielen vorangebracht hat. Während des Studiums hatte ich das Glück, an mehreren Wettbewerben teilzunehmen wie zum Beispiel dem Igedo Young Fashion Award, einem internationalen Förderpreis für Studenten. Die Arbeiten wurden von Models in einer Modenschau präsentiert. Das war für mich eine große Bereicherung, weil ich dort auch Kontakt zu Studierenden aus England und Israel hatte.“

Julia Starp, bekannt für ihre nachhaltig produzierte Mode, arbeitet in Barmbek. 2005 machte sie ihren Abschluss an der Akademie JAK:

„Der Studium-Schwerpunkt lag auf der Kollektionsentwicklung. Die Tipps und Lösungsvorschläge meiner damaligen Dozentin Almut Blanke, die uns in freiem Drapieren unterrichtet hat, nutzen mir auch heute noch. Durch viele Modewettbewerbe während des Studiums konnte ich bereits einige Kontakte knüpfen, die mir in meiner späteren Selbstständigkeit geholfen und den Weg zur Berlin Fashion Week geebnet haben, wo ich meine Mode regelmäßig präsentiere.“

Susanne Gröhnke vom Modelabel Hello machte ihren Abschluss 1991 am Modecampus Armgartstraße:

„An der Armgartstraße hatten wir viele Freiräume für eigenständiges und kreatives Arbeiten. Es hat mich sehr inspiriert, dass wir Dinge ausprobieren und auch wieder verwerfen konnten. Pro Semester gab es eine Modenschau, wo wir unsere oft verrückten Entwürfe auch mal realisieren mussten. Ich habe mich anschließend ohne jeden Businessplan selbstständig gemacht, da hieß es „learning by doing“. Im Rückblick denke ich, dass der Spaß an der Kreativität auch heute noch die Trieb­feder für meine Kollektionsideen ist.“

Tobias Jopp ist mit Stefan Harm seit 20 Jahren erfolgreich. Jopp machte seinen Abschluss 1997 am Modecampus Armgartstraße:

„Ganz besonders haben mich zwei Dozenten geprägt: Der leider schon verstorbene Michael Ody hat mich Offenheit und gleichzeitig einen kritisch hinterfragenden Blick bei der Bewertung von Mode gelehrt. Jacqueline Otten brachte eine Unbekümmertheit mit, die mir damals den nötigen Schwung für die Selbstständigkeit vermittelt hat. Der größte Verdienst war aber, dass ich meinen Partner Stefan Harm kennengelernt habe. Gleich nach dem Studium mieteten wir uns in einem ehemaligen Autohaus im Schanzenviertel ein, bevor wir nach Eppendorf zogen.“