Werbe-Coups machen die Hamburger Werbeagentur Kolle Rebbe zu einer der gefragtesten Adressen. Warum Mitgründer Stefan Kolle trotzdem noch lange nicht erfolgsmüde ist.

Hamburg. Gut 20 Jahre ist es her, dass Stefan Kolle mit seinem damaligen Mitbewohner und Freund Stephan Rebbe den Schritt wagte, eine eigene Werbeagentur zu gründen. 20 Jahre voller verrückter Ideen, Kampagnen und Produktentwicklungen. 20 Jahre, in denen Kolle Rebbe sich zu einer der bekanntesten inhabergeführten Kreativschmieden des Landes entwickelte. Und Kolle selbst zu einem der innovativsten Köpfe der Branche.

Die unzähligen Auszeichnungen des vergangenen Jahres dokumentieren die Entwicklung, die das Unternehmen seit seiner Gründung genommen hat. Es sind zu viele Preise, um sie aufzuzählen. Deshalb nur die wichtigsten Fakten: Bei der weltweit bekanntesten Veranstaltung der Werbebranche, dem Cannes Lions International Festival of Creativity, räumte Kolle Rebbe mit insgesamt acht Auszeichnungen unter den deutschen Konkurrenten die meisten Löwen ab. Das Ereignis gilt als Oscarverleihung der Werbebranche.

„Kreativ-Leader des Jahres“

Im Herbst 2014 wurde Kolle bei den Lead Awards in der Hansestadt zum „Kreativ-Leader des Jahres“ gekürt. Die Fachzeitschrift „Werben & Verkaufen“ kürte die Firma darüber hinaus zur Agentur des Jahres. 14 neue Kunden, darunter die HypoVereinsbank, hat das Unternehmen allein 2014 gewonnen.

„Wir freuen uns sehr über die vielen Auszeichnungen“, sagt Kolle. „Das zeigt uns, dass wir auch nach 20 Jahren auf dem richtigen Weg sind und uns und unsere Arbeit immer wieder neu erfunden haben.“ Was auch die anderen Kunden von Kolle Rebbe unterstreichen, darunter Unternehmen wie Lufthansa, Ritter Sport oder Google.

Kolle ist bescheiden. Man hat den Eindruck, als spräche er nur ungern über die vielen Preise. Viel lieber will er erklären, was seine Agentur ausmacht: „Wir sind breit aufgestellt. Unser Geschäft fußt nicht allein auf Werbung. Und das ist heute wichtiger denn je.“ Drei Säulen hat Kolle Rebbe. Natürlich sind da zum einen die klassischen Werbekampagnen in Zeitung, Fernsehen, Radio und auf Plakaten. Immer mehr Platz nehmen aber neue, digitale Verbreitungswege über das Internet ein. Zunehmend auch über Smartphones. „Das Geschäft ist heute ein komplett anderes als vor 20 Jahren“, so Kolle.

Dazu entwickelt und entwirft die Agentur mit der Tochter Korefe eigene Produkte. „Wenn man so viel über die Unternehmen und deren Geschäftsmodelle nachdenkt, entstehen dabei unweigerlich manchmal neue Dinge“, so der Werber. „Einmal in der Woche setzen wir uns zusammen und besprechen die Ideen, die die einzelnen Kollegen so haben“, sagt Kolle. „Daraus sind schon eigene Firmen entstanden“, sagt der Hamburger weiter.

Im Jahr 2009 brachte die Agentur unter dem Titel „The Deli Garage“ eigene Produkte auf den Markt. Dabei gibt es, immer in besonderen Verpackungen, Leckeres wie verschiedene Öle unter dem Titel „Ölwechsel“ . Hinter dem Begriff „Kraftstoff“ verbergen sich Wodka-Variationen, hinter „Bienenkleber“ wiederum Honigvariationen in kreativ anmutenden Klebeflaschen.

Dazu kommt die Kosmetikmarke „Stop the water while using me“. Ein Projekt, das Stefan Kolle besonders am Herzen liegt, schließlich hat er in die Produktentwicklung sein privates Geld investiert. „Ich wollte nicht, dass die gesamte Firma das Risiko für ein solches Projekt trägt“, so der Kreative. „Es konnte ja niemand ahnen, was daraus werden würde.“ Und es wurde etwas Großes. Begeistert berichtet der Werber: „Wir produzieren rein ökologische Produkte.“ 100 Hotels nutzen bereits „Stop the water while using me“-Produkte, und mehr als 400 Geschäfte verkaufen die Naturkosmetik mittlerweile. Und eine ganz neue Idee ist auch schon in Planung: ein parfümiertes Waschmittel.

Die dritte und letzte Säule von Kolle Rebbe sind Beteiligungen an anderen, kleinen Firmen. So ist die Agentur beispielsweise bei der Internetfirma Protonet eingestiegen. Auch bei einem Ökoschuhhersteller ist Kolle Rebbe engagiert.

100 Millionen Medienkontakte weltweit

Das größte Aufsehen erregte die Hamburger Agentur allerdings im vergangenen Jahr mit einer außergewöhnlichen Aktion zur Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. „Siegerflieger“ nannte Kolle Rebbe die Lufthansa-Maschine, die die frisch gekürten Weltmeister aus Rio nach Berlin brachte. „Wir hatten zwei Optionen erarbeitet“, berichtet Kolle von den Tagen rund um das Finale. Hätte die Mannschaft verloren, wäre der Flieger mit „Danke, Jungs!“ beklebt worden. Beide Varianten wurden nach Brasilien gebracht. „Und direkt nach dem Abpfiff haben die Kollegen begonnen, das Flugzeug umzugestalten.“ Am nächsten Morgen hob es dann mit dem neuen Slogan Richtung Deutschland ab. „100 Millionen Medienkontakte auf der ganzen Welt konnten wir mit diesem Wort erreichen“, so Kolle über die Aktion. „Das hat bisher kein anderer Aufkleber geschafft.“

Bis heute sei der Slogan ein geflügeltes Wort. Ein entsprechender Modellflieger sei sehr gefragt. „So einen Wurf hat man allerdings nicht oft“, versucht Kolle gleich – ganz hanseatisch zurückhaltend – den Erfolg einzuordnen. Diese und andere Ideen sind es, die dafür gesorgt haben, dass Kolle Rebbe in den vergangenen 20 Jahren stetig gewachsen ist. „Wir haben es immer geschafft, jedes Jahr besser abzuschließen als im Jahr zuvor. Bis auf einmal...“, sagt Kolle nicht ohne Stolz.

Qualitatives Wachstum sei ihm und Partner Rebbe wichtig. „Zu groß wollen wir gar nicht werden“, so der Chef von derzeit 269 Mitarbeitern. „Denn dann verliert man den Überblick, die Nähe zu Kunden und Kollegen.“ Schließlich betreue die Firma viele Mittelständler, die auf den persönlichen Kontakt setzten. Beinahe freundschaftlich ist der Umgang in den Agenturräumen in der Speicherstadt. Es gibt regelmäßige gemeinsame Frühstücksrunden oder ein Mittagessen unter den Abteilungsleitern. „Unser Motto: ‚We help each other to be great‘, was so viel bedeutet wie ‚Wir helfen einander, großartig zu sein‘“.

Kolle und sein Partner Stephan Rebbe hatten einander in Berlin kennengelernt. Kolle studierte zu dieser Zeit in der Hauptstadt an der Hochschule der Künste, Rebbe Betriebswirtschaftslehre. Gemeinsam gründeten sie eine Wohngemeinschaft, wurden Freunde. Nach dem Studium arbeitete Kolle in verschiedenen Agenturen, Rebbe unter anderem bei einem Zigarettenunternehmen. „Irgendwann entstand die Idee, etwas gemeinsam zu machen“, berichtet er heute über die Firmengründung. Kolle Rebbe entstand. Seitdem ist der eine der beiden für den kreativen Bereich zuständig, der andere für die Beratung. Insgesamt gibt es sieben Geschäftsführer und mittlerweile zehn Partner der Agentur. „Letztlich sind doch alle Menschen kreativ“, sagt Kolle. „Und in der richtigen Arbeitsumgebung kommt das auch heraus.“

Er selbst hole sich viel Inspiration bei seiner Familie. Kolle ist verheiratet, hat einen Sohn und eine Tochter. „Es gab sicher auch Zeiten, da haben die drei mich leider viel zu selten gesehen“, bestätigt er das Klischee des überarbeiteten Werbers. „Ein solcher Job passt eben einfach nicht zu einer Beamtenmentalität.“

Vor allem, weil die einzelnen Projekte schwer planbar seien. „Aber ich gönne mir schon seit Jahren den Luxus, viele Wochen im Jahr Urlaub zu machen“, sagt der 52-Jährige, der mit seiner Familie in Eppendorf lebt. „Diese Wochen sorgen im Grunde für die besten Ideen.“