Gerd-Winand Imeyer, Honorarkonsul von Bulgarien, wird am Sonnabend 80 Jahre alt. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht. Passend zu seinem Geburtstag heißt er mit drittem Vornamen Nikolaus.
Altstadt. In seinem Alter sitzen viele Männer und Frauen längst auf dem Sofa zu Hause. Lesen ihre Zeitung. Verabreden sich mit Freunden. Und gehen manchmal einem mehr oder weniger körperlich anstrengenden Hobby nach. Nicht so Gerd-Winand Imeyer. Der Honorarkonsul von Bulgarien und ehemalige Vorstandschef der HanseMerkur Versicherungsgruppe wird am morgigen Sonnabend 80 Jahre alt und denkt überhaupt nicht daran, kürzer zu treten. „So lange ich kann, werde ich weiter machen“, sagt er in seinem großen einladenden Büro am Alstertor nahe der Binnenalster. Schnell schiebt er lächelnd hinterher: „Und ich kann noch!“ Denn das wichtigste im Leben sei es doch zu arbeiten.
Das Tagespensum des Hamburgers ist beeindruckend. Morgens klingelt täglich um 6.30 Uhr der Wecker in seinem Haus in Poppenbüttel. Nach einem ausgiebigen Spaziergang mit Boxerhündin Bonni und einem gemeinsamen Frühstück mit seiner Frau sitzt Imeyer jeden Werktag um 10 Uhr am Schreibtisch. Den ganzen Tag arbeitet er an den Projekten, mit denen er Bulgarien und die bulgarischen Bürger unterstützt.
Doch damit nicht genug: „Ich bin fast jeden Abend auf Veranstaltungen in der Stadt unterwegs“, sagt er über seinen voll gepackten Tag. Nur eines, so gibt er verschmitzt lächelnd zu, gönnt er sich heute. Eine Stunde Mittagspause auf dem großen einladenden Sofa in seinem Büro. Imeyer gehört zu den am längsten amtierenden Honorarkonsuln der Stadt. Seit 22 Jahren vertritt er in der Hansestadt Bulgarien. Immer noch voll Freude und mit großem Einsatz. „Ich weiß noch, wie mir die Aufgabe 1992 angeboten wurde“, sagt er über den Beginn seiner Tätigkeit. „Damals hieß es, Sie müssen nicht denken, dass Sie viel Arbeit damit haben.“ Von wegen. Seit seinem Austritt aus der Geschäftsführung bei der HanseMerkur ist er ausschließlich mit der ehrenamtlichen Aufgabe beschäftigt. „Und das ist auch vollkommen in Ordnung so.“
Sogar die Kosten, die durch ein eigens angemietetes Büro oder eine Mitarbeiterin entstehen, trägt der 79-Jährige selbst. Allein drei- bis viermal im Jahr reist er in das osteuropäische Land.
Dieser Einsatz ist für Imeyer selbstverständlich. „Wenn man die Möglichkeiten hat, sollte man sich engagieren“, sagt er. Seine Ziele: Die Verständigung zwischen den Völkern fördern. Menschen einander näher bringen. Ganz einfach, den Frieden in Europa ein bisschen mehr festigen. So sorgte er bereits dafür, dass in Hamburg eine Bulgarische Schule gegründet wurde, an der Kinder am Wochenende ein bisschen mehr über ihre Heimat und die bulgarische Sprache lernen können. Auch eine eigene Bulgarisch-Orthodoxe Kirche gibt es seit 2006. Ein weiterer Bestandteil seiner Hilfe zur Integration.
Neuerdings muss sich Imeyer aber viel um neue Zuwanderer kümmern. „Die kommen nämlich spätestens seit dem 1. Januar 2014 in wirklich großer Zahl“, sagt der studierte Betriebswirt.
Neben all diesen Aufgaben schafft Imeyer es noch, sich für die Hauptkirche St. Jacobi zu engagieren. „Wir sind eine christliche Familie“, sagt er schlicht über seine Arbeit in der dortigen Stiftung. Seine ehrenamtliche Arbeit ist also selbstverständlich.
Und dann ist da auch noch seine Familie. Ehefrau Petra unterstützt ihn bei all seinen Projekten, wo sie kann. „Ohne sie wäre das alles nicht möglich“, sagt er ohne jedes Pathos. Immer ist sie bei den Abendterminen an seiner Seite. Und auch zu den drei Enkelkindern in Berlin pflegt er ein enges Verhältnis. „Wir nehmen unsere Aufgabe als Großeltern sehr ernst“, sagt Imeyer. Wie eigentlich alle Aufgaben seines Lebens. Ein Detail über den engagierten Hamburger am Rande: Imeyer heißt mit drittem Vornamen Nikolaus. Passend zu dem Tag, an dem er geboren wurde.