Vom Gastwerk in Bahrenfeld zum The George in St. Georg: Kai Hollmann zeigt sein Gespür für Trends und Design in seinen Hamburger Hotels. Und sein Imperium wächst: derzeit plant er sieben neue Häuser.
St. Georg. Kai Hollmann regt sich so auf, wie es ein Hanseat eben tut. Gediegen. Stimmlage: unverändert. Tonart: unverändert. Haltung: perfekt. Nur der Blick des preisgekrönten Hoteliers verharrt einen Moment länger in der Ferne, bevor er zum Gespräch mit seinem Gegenüber zurückkehrt.
Die neue Saftschorle in der Bar seines Hotels The George wird in der schreiend bunten Flasche des Herstellers serviert. „Das sieht nicht aus. Das gehört in ein hohes Glas mit Eis“, sagt er und rückt seine Manschetten zurecht. Bei Kai Hollmann sitzt immer alles, vom Einstecktuch bis zur Frisur. Präzise, so mag er es geschäftlich. Eines seiner Markenzeichen ist, dass er sich voller Inbrunst um Details bemüht. Sein Designhotel The George, das er vor genau sechs Jahren eröffnet hat, ist vielleicht auch deshalb meist komplett ausgelastet, weil die Gäste spüren, dass von den bedruckten Tapeten, über die Buchauswahl auf den Zimmern bis zur Kipprichtung der Fensterriegel alles sinnvoll ausgewählt wurde.
Hollmann, der aus bestem Hause stammt – seine Mutter ist die Schwester des Hamburger Verlegers Heinz Heinrich Bauer – hat es geschafft, sich eine kindliche Begeisterung zu erhalten. Dazu entwickelte der gelernte Koch und Hotelkaufmann ein Gespür für Design und Trends. Nach Reisen in Metropolen und Flohmarktbesuchen entstanden die unterschiedlichen Hotels, die ihm gehören oder an denen er beteiligt ist: Neben seinem Gastwerk, einem ehemaligen Gaswerk in Bahrenfeld, und den beiden 25hours-Häusern in Ottensen und der HafenCity gibt es das The George und die durchgestylten Superbude-Hostels.
„Unsere Hotels sind nicht nur zum Pennen“
Um den wirtschaftlichen Erfolg zu sichern, betrachtet Hollmann all seine Projekte von der unternehmerischen Seite, bevor er voller Ideen mit den Augen des potenziellen Gastes durch den Rohbau wandelt.
„Unsere Hotels sind nicht nur Schlafstätten zum Pennen“, sagt er, „ich versuche, mich in den Gast reinzuversetzen.“ Aus so viel Empathie entstehen dann auch Bereiche wie der kleine Garten des George, in dem es bewusst keinen Service gibt. Der Besucher kann hier unbehelligt sitzen, rauchen, abschalten oder ungestört Zeitung lesen. Den Kaffee kann er sich von der Bar mitnehmen. Wie zu Hause, klar. Zu Hause als Junge, da schon machte es Hollmann Freude, seiner Mutter zu helfen, für die Familie zu kochen. Aus dem Traum von einer Salatbar entstand sein heutiges Hotel-Imperium.
Aktuell hat Hollmann in Hamburg zwei Baustellen, über die er wacht: In der HafenCity entstehen parallel neue hochwertige Unterkünfte. „Im Alten Hafenamt sind wir schon am Bauen, ein Hotel mit 50 Zimmern und einem Restaurant“, sagt er. Die Gastronomie wird mit hoher Wahrscheinlichkeit von den Marsbar-Machern aus Eppendorf geführt. Und: „Wir wollen das Viertel noch mehr beleben und planen einen regionalen Biomarkt mit festen Ständen vor dem Hotel“, sagt Hollmann, der ein Faible für denkmalgeschützte Immobilien hat.
„Wir wachsen nicht aus Zwang, sondern wenn es kribbelt“
„Gegen den Wind wollen wir eine abgesenkte Terrasse schaffen“, so der Vater einer Tochter, der die Ferien seiner Kindheit auf Sylt verbrachte. Dem der Wind und der Schutz davor also nicht fremd sind. Zum Jahreswechsel 2015/2016 ist die Eröffnung geplant, ein Name ist noch nicht gefunden.
„Besucherhaus“ hingegen lautet der Arbeitstitel seines zweiten Projekts, gleich um die Ecke auf dem letzten freien Grundstück des Überseequartiers. Hier plant er gemeinsam mit mehreren Partnern, darunter Dahler & Company, den Miniatur-Wunderland-Inhabern Gerrit und Frederik Braun, Theatermann Norbert Aust „ein familienfreundliches Hotel mit 210 Zimmern und integriertem Programmkino und Theater für junge und verrückte Leute ab Anfang 2017“, wie Hollmann beschreibt.
„Wir wachsen nicht aus Zwang“, so Hollmann, dessen fünf Geschwister auch teilweise Mit-Gesellschafter bei seinen Häusern sind. „Aber wenn es kribbelt, dann mache ich das.“ Und auch international hat das große Kribbeln eingesetzt: Das an die Immobilie angepasste Konzept der 25hours-Hotels kommt an, weshalb Hollmann sieben Häuser in Deutschland und der Schweiz hat, dazu gerade ein zweites in Zürich baut. In Barcelona, Istanbul, London und Düsseldorf entstehen auch neue Häuser. Hollmanns Hotel-Imperium wächst. Leise, gediegen, hanseatisch.