Immobilienentwickler Lothar Schubert will ein altes Industriegebäude an der Eppendorfer Landstraße umbauen. Die historische Backsteinarchitektur und die Schmuckfassaden im Gründerzeitstil bleiben erhalten.

Eppendorf. Jedes Mal sei es wieder etwas Besonderes. Eine kleine Sternstunde. „Es gibt den Moment, wenn ich merke: ‚Hey, da kann etwas Tolles entstehen!’“, sagt Lothar Schubert. Er sagt es laut und deutet dabei auf eine Hofeinfahrt an der Eppendorfer Landstraße. Denn dort möchte der Immobilienökonom Neues erschaffen.

Schubert ist selbstständiger Gesellschafter und gemeinsam mit Björn Dahler geschäftsführender Gesellschafter bei der Projektentwicklungsfirma des Immobilienunternehmens Dahler und Company, der DC Residential GmbH & Co. KG in der HafenCity. Er macht aus Nichts Townhouses, aus alten Gebäuden schicke Eigentumswohnungen. Er plant, verwirft, lässt abreißen, neu aufbauen, umbauen und feiert Richtfest. Sein aktuelles Projekt ist in Eppendorf, auf Höhe des Eppendorfer Markts. Im Hinterhof, da schlummere ein „Kleinod“, wie er sagt. „Mein Freund Klaus Engelbrecht-Schnür, der ebenfalls in der Immobilienbranche tätig ist und ebenso bei dem Projekt auf dem Nachbargrundstück beteiligt ist, machte mich auf das Gelände aufmerksam“, so Schubert. „Daraufhin habe ich diese alte Bonbonpapierfabrik gesehen und sofort gewusst, dass das was wird.“

In den Fabrikgebäuden mit einer alten Druckerei, dem Atelier und einem Torhaus war jahrelang ein Bücherlager des Hamburger WeltWirtschaftsInstituts untergebracht. Für den Immobilienmann eine schier unfassbare Vorstellung: Papiermengen lagen in prominentester Innenstadtlage.

Schuberts Firma kaufte das Grundstück von der Stadt und plant dort jetzt ein Wohnprojekt. „Gerade bereiten wir den Vermarktungsstart vor“, sagt Schubert. Bisher wurde vieles abgerissen, die Bauarbeiten für die neuen Gebäude stehen bevor.

Wo früher in drei historischen Gebäuden an der Hahnemannstraße Eppendorfs Bonbonpapier hergestellt wurde, soll nun auf 3000 Quadratmetern ein Wohnquartier mit Luxuswohnungen und -häusern emporwachsen. Die historische Backsteinarchitektur und die Schmuckfassaden im Gründerzeitstil wollen die Bauherren erhalten und durch zeitgenössische Bauweise ergänzen. „Schickes Wohnen in einer urbanen Oase“, so stellt Schubert sich das vor. Denn die vier Townhouses und 35 Wohnungen – wovon 20 Prozent geförderter Wohnraum sein werden – gruppieren sich um einen weiten Innenhof, der unbebaut bleiben wird. „Klar, wir tun das natürlich, um Geld zu verdienen und unsere 35 Leute zu bezahlen, aber wir bauen hier auch ein richtig tolles Stück Stadt“, so Schubert.

Schuberts Liebe zu Details, sein Enthusiasmus und seine Visionen zeichnen ihn aus, doch nicht alle teilen seine Auffassung. Oftmals sind die Nachbarn seine Gegenspieler.

Die Nachbarn sind weniger begeistert. Sie kämpfen für Authentizität der Gebäude. Nicht selten formieren sich Bürgerinitiativen wie aktuell gegenüber, wo die Initiative „Wir sind Eppendorf“ gegen die Vernichtung der Altbauten im alten Dorfkern des Stadtteils protestiert. Schubert weiß das. Natürlich. „Wenn man in der Innenstadt wohnt und einem nicht das ganze Viertel gehört, dann muss man sich darauf einrichten, dass auf angrenzenden Grundstücken etwas passiert, wo die Stadt übrigens auch zugestimmt hat“, sagt er. Schließlich gäbe es ja abgesegnete Bebauungspläne. „Man tut sich deshalb gut damit, sich mit den neuen Nachbarn zu arrangieren.“ Meist könnte sein Team durch diplomatische Gespräche und Erklärungen eine Lösung finden. „Man muss Rücksicht nehmen als jemand, der etwas baut. Aber man muss als Eigentümer auch etwas hinnehmen“, findet er. Bei hartnäckigen Fällen klingelt Schubert selbst: „Chefarztbehandlung nenne ich das.“

Wie lebt so ein Immobilienentwickler eigentlich selbst? Schubert, der aus Salzgitter stammt und zuvor bei dem Bauunternehmen Strabag Projektentwicklung die Entstehung von Bürohäusern verantwortete, besitzt jedenfalls aktuell kein Townhouse oder Penthouse in bester Innenstadtlage. Vielmehr hat er sich gemeinsam mit seiner Ehefrau Katrin und den Kindern Paul-Henry, 8, und Lucie-Emma, 5, ein Refugium auf dem Land bei Itzehoe geschaffen. „Meine Frau ist Architektin und hat uns dort unser Traumhaus am Wald mit Garten und viel Platz entworfen“, sagt er. „An den Wochenenden reisen wir gern in unser Ferienhaus an der Ostsee, auch dort ist alles auf unsere Bedürfnisse abgestimmt – ich wäre da gern selbst Kind in unserer Familie.“

Schubert lacht, den langen Anfahrtsweg zur Arbeit oder für Geschäftstermine am Abend nimmt er für seine Kinder in Kauf. „Oft fahre ich schon sehr früh gegen 6Uhr morgens in die Stadt, da kann ich aus dem Auto zwar nur meine Mutter anrufen und keine Geschäftstelefonate führen, aber das macht nichts“, sagt er fröhlich.