Trotz des Unfalls ließen viele Prominente sich das Derby nicht entgehen – und versuchten, aufs richtige Pferd zu setzen. Auf dem Höhepunkt war die Stimmung natürlich beim letzten Rennen des Tages.

Hamburg. Eigentlich passte am Sonntag alles zusammen, damit die Damen und Herren der Hamburger Gesellschaft auf der VIP-Tribüne an der Horner Rennbahn einen angenehmen Vormittag haben: Die Sonne strahlte, der Champagner floss – allerdings nur bis um 15.30 Uhr, denn da war der Vorrat vorerst aufgebraucht – und die weiblichen Gäste trugen ihre extravaganten Hüte zur Schau. Die Stimmung war gut, auch wenn der schwere Rennunfall vom Vortag noch allgegenwärtig war.

So erging es auch dem Präsidenten des Hamburger Renn-Clubs, Eugen-Andreas Wahler, und seinem Vertreter Albert Darboven. Der Hamburger Kaffeekönig war am Sonntagmorgen schon am Krankenbett des verletzten Jockeys, um sich persönlich nach dessen Gesundheitszustand zu erkundigen und ihm einen Talisman zu überreichen. „Er wäre am liebsten mit mir zum Derby gekommen und kann es gar nicht abwarten, wieder auf ein Pferd zu steigen“, erzählte Darboven nach seinem Besuch im Krankenhaus. Über eine Absage des Derbys dürfe aber nicht nachgedacht werden, die Unfallquote sei dafür zu niedrig.

Auch Ex-Senator Michael Freytag (CDU) sagte: „Unfälle gehören leider zum Leben dazu“, und er sei froh darüber, dass „die lange Tradition des Derbys so einen Vorfall überdauert.“ Und das scheint auch der Fall zu sein, denn die Laune ließ sich an diesem Finaltag letztlich doch niemand verderben. Es wurde gewettet, mitgefiebert, Geld gewonnen, Kohle verzockt, und auch ein Sieger beim traditionellen Hutwettbewerb wurde gekürt. Ja, Sieger, nicht Siegerin – denn den schönsten Hut trug, in den Augen der Fachjury, in diesem Jahr ein Mann: Jesco Willert.

Eine Geschäftsfrau konnte sich über 840 Euro freuen – für zwei Euro Einsatz

Kreiert wurde die edle Kopfbedeckung allerdings von Elke Martensen.„Der progressivste Hut hat gewonnen“, sagt Juror und Modedesigner Stefan Eckert. Aber auch die Tatsache, dass ein Mann den Mut aufgebracht hat, sich auf diese Art und Weise zu präsentieren, sei ein Grund für die Entscheidung gewesen betonte José Bénédi, der unter anderen neben dem Geschäftsführer von Unger, Florian Baum, Designerin Sibilla Pavenstedt, Schirmherrin Edda Darboven und Alsterhaus-Geschäftsführer Alexander Franke in der Jury saß. Der Mann mit Mut zum Hut durfte sich über einen Ring aus dem Haus Pomellato freuen. Und auch die Damen auf den Plätzen zwei und drei gingen nicht leer aus. Sie bekamen einen Shopping-Gutschein für das Alsterhaus geschenkt.

Ebenfalls allen Grund zur Freude hat die Geschäftsfrau Claudia Obert. Sie hatte bei einem der ersten Rennen des Tages 2 Euro gesetzt und 840 Euro gewonnen. „Das ist das Geschäft meines Lebens“, sagte die Hamburgerin freudestrahlend. Fleißig gewettet hat auch Sänger Sasha – er trug ein türkisfarbenes Sakko, Hut und Sonnenbrille – und brachte Freundin Julia Röntgen mit. Professionell beraten ließen sie sich aber vorher nicht: „Wir vertrauen auf unser Gefühl.“ Andere hatten das Glück an diesem Renntag nicht auf ihrer Seite, meckerten und schimpften, wenn der eigene Favorit nicht als Erster die Ziellinie erreichte.

Auf dem Höhepunkt war die Stimmung natürlich beim letzten Rennen des Tages, dem 144. Deutschen Derby. Viele riss es von den Stühlen, die Menschen schrien, feuerten Pferd und Reiter an. Am Ende gingen einige von ihnen mit einem lachenden und andere mit einem weinenden Auge nach Hause. Dennoch ist sich FC-St.-Pauli-Vizepräsident Georg Spies, der auch die ein oder andere Wette abschloss, sicher: „Einige Urlaubskassen konnten heute bestimmt aufgefüllt werden.“